Bewertung: 3 / 5
Relativ Spoiler-arm, aber nicht komplett ohne:
Im Vergleich zu Thor 3 bin ich vermutlich etwas besser vorbereitet in Love and Thunder gegangen. Einerseits habe ich zwischenzeitlich recht viele andere Werke von Waititi gesehen und konnte mich etwas mehr an seine Art gewöhnen. Andererseits war ich durch Ragnarok ebenfalls vorbereitet und hatte gewisse Erwartungen, was mich erwartet.
Positiv hatte mich außerdem gestimmt, dass Chris Hemsworth im Interview vorab gesagt hat, dass sie selber der Meinung waren, dass Thor 3 nicht immer den richtigen Ton getroffen hat, was man dieses Mal optimieren wollte.
Trailer zu Thor - Love and Thunder
Und um das direkt als grobes Mini-Fazit vorweg zu nehmen:
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Verbesserung wirklich gelungen ist. Eigentlich sind beide Filme ziemlich gleich.
Es gibt ziemlich viele humorvolle Momente, vor allem in Situationen, die eigentlich eine andere Tonalität bzw. einen anderen Fokus gebraucht hätten.
Das heißt insgesamt nicht, dass der Humor schlecht wäre. Die Beziehung zwischen Thor und seinen Waffen ist echt lustig, keine Frage. Und auch die Ziegen als Running-Gag. Aber das geschieht eigentlich permanent. Zu viele Dialoge und Charaktere sind irgendwie so sehr überspitzt, dass es schwerfällt, sie ernstzunehmen.
Natürlich kann man sich dabei an die eigene Nase fassen und hinterfragen, ob man so einer ollen Comic-Figur nicht ein wenig zu viel Wert zukommen lässt, indem man sie ZU ernst nimmt. Aber ich würde sagen, die richtige Balance macht hier den Unterschied und da fehlt Waititis Thor-Filmen meiner Meinung nach weiterhin das richtige Maß.
Aber gehen wir mal in die Details:
Der Film eröffnet mit der Vorgeschichte von Gorr, the God Butcherer - dem Gegenspieler. Ich denke, vom Pacing her ist es relativ ok, in welchem Ausmaß diese Vorgeschichte erzählt wurde. Es reicht aus, um seine Vorgeschichte halbwegs zu verstehen. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass man dieser Geschichte noch mehr Raum geben könnte. Das würde den Unterschied machen zwischen Gorr “verstehen” und mit Gorr richtig “mitfühlen”. Denn für letzteres war meine Connection zu ihm nicht tief genug.
Wobei ich Gorr bzw. Christian Bale durchaus spannend gespielt fand. Es ist ein schwer zu greifender Charakter, nah am Rand des Wahnsinns. Vielleicht sogar in Richtung des Jokers aus Batman. Das fand ich irgendwie faszinierend anzusehen.
Bei Natalie Portman bin ich mir ein wenig uneins. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ihre Rückkehr ins MCU mit recht starken Ansprüchen und Ambitionen verbunden wären, was die Darstellung einer emanzipierten, starken Frau angeht. Gefühlt war sie aber zu oft dann einfach wieder nur das beim Anblick von Thor schmachtende Mädel. Keine Ahnung, ob das nun mehr Tiefe hatte, als die bisherigen Portraitierungen.
Und ganz nebenbei:
Was soll das eigentlich mit ihrem Krebs für ein Hindernis sein? Mal im Ernst, Wakanda mit all dem Technologie-Vorsprung ist mittlerweile etabliert. Die Sci-Fi Kultur von Asgard ist auf der Erde. Durch Thor hat man die Möglichkeit, sonst wo im Universum zu reisen. NIEMAND in der ganzen Galaxie soll ein Mittel gegen Krebs haben? Überall zählt das als knallhartes Todesurteil? Das ist ja fast schon dystopisch...
Tja, und Chris Hemsworth…also von der Ausstrahlung passt er definitiv super zu Thor, als Schrank, der er nun mal ist. Ich habe aber das Gefühl, dass alle beteiligten einen zu großen Tanz darum getanzt haben, dass er sich bloß nicht “langweilen” darf. Wenn es irgendeine Stelle im Drehbuch gab, wo er das Gefühl hatte “Uff, das ist irgendwie wie in Thor 1” o.ä., dann wurde schnell etwas möglichst Absurdes gemacht, um dem zu entgehen. Auch hier ist es wieder so, dass das teilweise sicherlich nicht verkehrt ist - aber die Balance nicht ganz sitzt.
Naja und die Story selbst, lässt mich auch eher kalt zurück.
Mein, aller, aller größter Kritikpunkt ist dieser ganze Plot rund um Zeus. Den fand ich einfach ziemlich schlecht geschrieben. Das fängt damit an, dass sie sich irgendwie verkleiden müssen. Aber…warum? Einfach nur mit der Erklärung, es gäbe eine “Gästeliste”? Als ob man Thor, God of Thunder nicht auch außer der Reihe in die Versammlung kriegen könnte…
Als deren Tarnung dann aufgeflogen ist, war der Aufschrei auch erstmal relativ gering. Wenn man bedenkt, dass sie 4 andere Teilnehme irgendwie haben verschwinden lassen…
Naja, dann metzeln sie da vor versammelter Mannschaft lauter Gold-Soldaten ab. In einem Saal, der voll ist mit Göttern. Aber…irgendwie interessiert das keinen? Die schauen es sich alle an, wie vorm Fernseher. Keiner schreitet ein…
Der Höhepunkt ist, dass Thor Zeus dann tötet und mit seinem Blitz abhaut. Einfach so. Nobody cares.
Wozu das Ganze? Um ein McGuffin zu bekommen, das im späteren Verlauf des Films eigentlich ziemlich irrelevant ist. Wenn man wollte, hätte man die Story auch mit 1-2 eher kleinen Kniffen anders schrieben können, um den Blitz auszutauschen.
Tja, und dann ist da noch die “Reise” (Journey) insgesamt, welche den Film umspannt. Die ganze Teleportiererei tut dem Film meiner Meinung nach nicht gut. Gerade nach hinten hin hab ich das gefühl, es ist irgendwie *wusch* man ist im Schattenreich *wusch* wieder auf der Erde *wusch* wieder Schattenreich. Hin zurück, hin, zurück…
Die Message am Ende war dann an sich ganz nett. Dadurch war Gorr kein eindimensionaler Schurke, das war gut.
Insgesamt würde ich sagen, es war ein guter Comedy-Film. So wie…was weiß ich. 21 Jump Street, oder so. Kann man sich anschauen, lachen und einfach eine gute Zeit haben.
Aber es fehlt einfach dieses Je ne sais qui, das Love and Thunder ein gewisses Gewicht gibt.
Von daher sage ich mal, ganz durchschnittliche 3 von 5 Hüten. Das soll keinesfalls schlecht sein. Aber für mehr fehlt einfach etwas.
(Und ja, ich weiß, dass Zeus nicht wirklich tot ist. Aber letztlich wird das erst durch die Post Credit Szene klar, was ich ein bisschen geschummelt finde. Bzw. das weiß man halt in der Mitte des Films nicht, wo seine eigentliche Todes-Szene ihre Wirkung erzielen sollte. Aber hey, Brett Goldstein als Hercules ist schon ganz geil, glaube ich.)
Fun Fact noch am Rande:
Der YouTube Kanal Film Theory hatte mit seiner Prognose wohl halbwegs recht, dass vor allem die Musik des ersten Trailers (Sweet Child of mine) den Kern des Films spoilert, so wie es bei Thor 3 schon rückblickend der Fall war. Respekt.