Bewertung: 3.5 / 5
Man kennt das: es ist ein ganz normaler Dienstag und ein Separatistenführer lässt die Kinder des ukrainischen Präsidenten durch einen scheinbar unsterblichen Supersoldaten entführen und droht obendrein noch, den noch immer radioaktiven Reaktor von Tschernobyl in die Luft zu jagen, wenn nicht 110 seiner Kameraden aus dem Gefängnis entlassen werden. Schnell ist ein Kommando aus normalen Soldaten und vier der fünf noch lebenden Universal Soldiers zusammengestellt, dass die Kinder des Präsidenten befreien, die Bombe entschärfen und den gegnerischen Next Generation Universal Soldier (kurz: NGU) neutralisieren soll. Doch der NGU ist, wer hätte es gedacht, einfach zu gut, deshalb macht er auch schnell Kleinholz aus den konventionellen UniSols. Da bleibt den Guten natürlich nichts mehr übrig, als den schwer traumatisierten Luc Devereaux zu kidnappen und foltern, bis er sich wieder in die Schlacht wirft. Aber in Pripyat erwartet Luc nicht nur der NGU, irgendwer hat auch noch Dolph Lundgren geklont...
Der originale „Universal Soldier“ ist eigentlich nicht mehr als eine Fußnote in der Geschichte des Actionfilms, an die man sich eigentlich nur erinnert, weil er die erste richtige Zusammenarbeit des Kreativ(*hüstl*)-Teams Emmerich/Devlin war (und nebenbei auch noch der bessere Weapon X-Film ist, suck it, „X-Men Origins“). Als „Regeneration“ damals in die Videotheken kam, da durfte man sich schon fragen, für wen der Streifen überhaupt sein sollte: der erste Teil bestenfalls ein Kultfilm, Lundgren in der DTV-Hölle und für JCVD, der im Vorjahr mit „JCVD“ ein bisschen Feuilleton-Goodwill gewonnen hatte, mehr ein Rückschritt als das, was man einen guten Karrieremove nennen mag. Damit tut man dem Film tatsächlich aber ein bisschen Unrecht.
Trailer zu Universal Soldier - Regeneration
Unter der Regie von John Hyams, Sohn des verlässlichen Journeyman-Regisseurs Peter Hyams (der hier übrigens die Kamera übernimmt), wird „Regeneration“ zu einem recht packenden Low Budget-Reißer, der ambitionierter als das typische DTV-Sequel (looking at you, „Jarhead 3: Die Belagerung“) daherkommt. Da wäre vor allem die recht unmittelbare Eröffnungssequenz zu nennen, eine Plansequenz, die mit dröhnendem, Carpentereskem Synthscore, zwei Jahre vor „Drive“ und bevor der Synthwavetrend so richtig losging, in einer eindrücklichen Explosion der Gewalt mündet – und die ganz ohne Worte die Themen des Filmes geschickt etabliert: das hier ist kein spaßiger Actionfilm, Gewalt ist unschön, dehumanisierend und traumatisch. War der Emmerichfilm noch ein Mix aus „Terminator“ und „RoboCop“, ohne die Kalter Krieg-Paranoia des ersteren oder die satirische Spitze des letzteren je ernsthaft zu erreichen, und der deshalb nie über einen reinen Unterhaltungsfilm hinausgekommen ist, denkt Hyams die Prämisse um die Frankensteinsoldaten konsequent zu Ende.
Deswegen ist „Regeneration“ auch mehr ein Genremix als ein reiner Actionfilm, streckenweise funktioniert der Film als astreiner Horrorfilm, der den NGU als unaufhaltsamen Slasher einsetzt und der den ein oder anderen recht makabren Einfall hat – man denke nur an Dolphs Abgang, der ein Metallrohr in die Stirn abbekommt, nur damit Jean Claude ihm dann doch noch eine Schrotladung durch den Kortex jagt (Spoiler für ein zwölf Jahre altes DTV-Sequel). Es sind dann auch Szenen wie diese, die den zynisch-schwarzhumorigen Unterton des Films offenlegen, ein anderes Highlight ist wohl der Amoklauf eines NGUs, der das UniSol-Programm beendete („Twelve dead, no wounded.“). Der Film bricht damit seine eigene War on Terror-Ästhetik, die tatsächlich ein bisschen an „Childern of Men“ erinnern mag, verleiht sich damit einen dezent satirischen Anstrich, der dem Erstling fehlte, bei der Prämisse aber mehr als willkommen ist. Wer jetzt allerdings eine Lachparade erwartet, sei vorgewarnt: es handelt sich hierbei um spärlich eingesetzte Sprengsel von Humor, die das Geschehen ein bisschen auflockern, der Ton bleibt jedoch stets grimm.
Die lobenden Worte müssen aber natürlich ein bisschen relativiert werden. „Universal Soldier: Regeneration“ ist kein verstecktes Meisterwerk, das auf seine Wiederentdeckung wartet. Die elliptische Erzählweise (man könnte sie auch wohlwollend „reduziert“ nennen) ist wahrscheinlich dem Budget geschuldet, nach der fulminanten Eröffnung war wohl nicht mehr so viel Kohle übrig. Und so wird Van Damme, obwohl er selbstverständlich das Covermotiv ziert, zum Nebendarsteller degradiert (man stelle sich vor: ein Streifen, der sich DTV-Van Damme nicht für mehr Szenen leisten kann...) und das Ganze gibt sich mehr als Ensemble Piece, um so die Kosten niedrig zu halten – denn viele billige Schauspieler sind leichter zu finanzieren als wenige teure, nicht wahr? Zudem hat man die Handlung nach Pripyat verlegt (nennt es aber konsequent Tschernobyl – man will dem durchschnittlich DTV-Connoisseur eben nicht zu viel zumuten...), damit man schön in leerstehenden Häuserruinen und verlassenen Industriebauten drehen konnte. Das alles lässt den Film ein bisschen unfokussiert erscheinen, generell hätte man vielen Ideen ein wenig mehr Luft zum Atmen geben sollen.
Trotzdem will ich „Regeneration“ loben, weil er für einen kurzen Moment (zusammen mit seinem Sequel, das dann vollends bonkers ist..) gezeigt hat, was DTV-Sequels hätten sein können: ein Ort, an dem sich Filmemacher mit bekannten (naja...) Marken und Prämissen austoben können, an dem wegen der geringen Budgets und den garantierten Einnahmen ein bisschen mehr Kreativität erlaubt ist, als in den Megafranchises, ein Ort, an dem das Original sogar ein bisschen kritisiert und abgelehnt werden darf. Und ein Ort, an dem Dolph Lundgren ein Eisenrohr in den Schädel gerammt bekommt, nur um dann trotzdem abgeknallt zu werden. Kurz: ein besserer Ort.