Bewertung: 4 / 5
Vice – Der zweite Mann ist eine US amerikanische Filmbiografie über Dick Cheney mit satirischen Elementen. Inszeniert und geschrieben wurde der Film von Adam McKay.
Trailer zu Vice - Der zweite Mann
Diese Kritik kann im Wesentlichen nicht spoilerfrei sein, weil sie auf wahren Begebenheiten basiert, welche über Jahrzehnte in den Nachrichten berichtet wurden. Trotzdem werden einige spezielle Details selbstverständlich nicht verraten.
Für die Biografie von Dick Cheney geht der Film bis in die 1960er Jahre zurück und zeigt einen Mann, welcher mit Alkohol- und Beziehungsproblemen zu kämpfen hat. Schnell lenkt der Film jedoch auf die politische Karriere des Mannes ein, welcher es später zum Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika schaffen sollte.
Dabei fokussiert sich das Werk von Adam McKay nicht ausschließlich auf die politischen Aktivitäten um die Jahrtausendwende sondern thematisiert Cheneys Werdegang bereits unter Präsident Richard Nixon und zeigt die sehr frühe Zusammenarbeit mit Donald Rumsfeld, dem früheren Verteidigungsminister unter Ford und Bush.
In seiner Präsentation zeigt sich Vice als äußerst humoristisch und spielt gezielt mit wahren Elementen, welche überspitzt dargestellt werden. So wird der Film von Cheneys Leidenschaft zum Fischen aber auch durch seine Herzschwäche förmlich getragen und begleitet.
Also Biografie zeigt Vize viele bekannte Persönlichkeiten, neben Dick Cheney selbst und selbstverständlich George W. Bush bekommen wir etwa Donald Rumsfeld, Gerald Ford, George H. W. Bush, Colin Powell oder Condoleezza Rice zu sehen. Die meiste Präsenz erhalten hier bei Rumsfeld, dargestellt von Steve Carell sowie George W. Bush, gespielt von Sam Rockwell. Besonders Rumsfeld ist stark getroffen und toll dargestellt von Carell. Spannend ist, dass man die Figur über einen längeren Zeitraum von Jahrzehnten in der Entwicklung zieht. Bei Bush Junior zeigt sich der satirische Ansatz des Films besonders deutlich – aber das ist toll gespielt von Rockwell.
Das Prunkstück von Vice ist jedoch Christian Bale, welcher in der Rolle des Dick Cheney im wahrsten Sinne des Wortes voll aufgegangen ist. Dabei ist nicht nur die Gewichtszunahme und die tolle Maske zu loben, sondern Bales Spiel ist wirklich beeindruckend und zeigt Cheney in verschiedenen schwierigen Situationen äußerst authentisch – soweit man das als Außenstehender beurteilen kann.
Neben Bale ist Amy Adams beinahe die zweite Hauptrolle im Film, als Frau des Vizepräsidenten steht sie Cheney von Beginn seiner Karriere zur Seite und hat ihn hin und wieder einen nötigen Tritt verpasst oder ihn enorm unterstützt.
Begleitung wird die Geschichte, welche nicht linear verläuft von einem klassischen Erzähler, welcher augenscheinlich distanziert von den Geschehnissen wirkt. Der erzählerische Stil ermöglicht spielende Zeitsprünge. Desweiteren werden Filmszenen stilistisch teilweise als altes Footage-Material dargestellt und unter anderem mit realen Nachrichtenbeiträgen früherer Zeit ergänzt. So bekommen wir u.a. Tony Blair oder Joschka Fischer auf der Leinwand zu sehen.
Trotz des sehr satirischen Ansatzes ist Vize ein sehr politischer Film, welcher inhaltlich das politische Spiel (in den USA) aufzeigt. Der seriöse Kern ist also deutlich erkennbar und Vize ist kein Film zur Belustigung sondern es werden wahre Begebenheiten teilweise humoristisch wiedergegeben. Gerade die letzten 30 Minuten kommen dabei als durchaus anspruchsvoll daher und unterstreichen die Ernsthaftigkeit des Streifens.
Biografien gibt es jede Menge, besonders gerne werden politische Figuren dargestellt. Meist liegen diese Figuren und deren Handlungen jedoch viele Jahrzehnte zurück. Bei Vice ist es das Spannende, das Großteile des Films erst vor 18 Jahren stattgefunden haben und jeder Mensch ab Ende 20 das so halbwegs mitbekommen haben dürfte.
Wer politische Filme mag, dem wird Vice sehr gefallen und der sollte sich diesen Streifen unbedingt anschauen. Wer generell wenig für Politik übrig hat, der sollte sich diesen Film vielleicht nicht antun. Denn hinter all der Satire ist ein starker seriöser politischer Kern.