Bewertung: 3.5 / 5
Kinoabend die zweite: Zoolander No. 2. Auch hier muss sagen waren es vor allem die recht lustigen Trailer die mich zum Kinobesuch bewegten - sicher, eine Unlimited Card tut dann ihr Übriges diesen auch wirklich zu vollziehen - aber da ich Stiller durchaus einem Sandler jederzeit vorziehen würde, hab ich mich in die Welt der Mode gewagt und wurde, so viel sei verraten, nicht enttäuscht.
Inhalt:
Derek Zoolander hat sich aus dem Modegeschäft zurückgezogen und ins Exil begeben nachdem seine Frau bei einem tragischen Unfall ihr Leben verlor. Hansel, sein einstiger Freund, wurde dabei verletzt und entstellt und lebt seitdem ebenfalls gemeinsam mit seiner Orgie im Exil. Dazu wurde Zoolander das Sorgerecht für seinen Sohn Derek Jr. entzogen. Als jedoch viele bekannte Popstars getötet werden und dabei als letzte Botschaft einen geheimnisvollen Blick via Selfie ins Netz schicken reaktiviert Agentin Valentina Valencia Zoolander im Auftrag von Fashion Interpol, um dem Geheimnis der Morde auf die Schliche zu kommen und dabei eventuell auch seinen Sohn zurückzugewinnen...
Trailer zu Zoolander No. 2
Kritik:
So weit, so bekloppt mag man sich nun denken. Das Script zu Zoolander No. 2 ist wohl an Lächerlichkeit kaum zu überbieten und die gesamte Geschichte, die der Film entspinnt, zeigt, dass man sich der Absurdität des Ganzen scheinbar völlig bewusst war. Der Film zeigt Mut zum Irrsinn und weist dabei jeden Anspruch auf Kohärenz knallhart von sich. Ob man dieser Art von Klamauk und Unsinn in der Form folgen kann und will muss man als Zuschauer wohl für sich selbst entscheiden, mir persönlich machte der Film jedenfalls eine Menge Spaß.
Angefangen bei seinen herrlich dämlichen, aber unfassbar liebenswerten Figuren Derek Zoolander (gespielt von Ben Stiller selbst) und Hansel McDonald (Owen Wilson), über die sexy Valentina Valencia (verkörpert von Penelope Cruz) bis hin zu Evil Mastermind und Ex-Modezar Jacobim Mugatu - nach wie vor herrlich böse: Will Ferell - der Kern-Cast des Films macht eine Menge Spaß und wird bereichert von einer wahren Armee an Promi- und Schauspiel-Cameos und Gastauftritten. Die Größen aus dem Showgeschäft geben sich die Klinke in die Hand und fast jeder Auftritt macht unheimlich Spaß. Ob nun Kiefer Sutherland als Mitglied von Hansels Orgie, Billy Zane als Hermes der Modewelt oder der grandiose, zum schießen komische und völlig überzogene Auftritt von Benedict Cumberbatch als Modell All - hier wird einiges aufgefahren und die meiste Zeit hat man ein Schmunzeln auf den Lippen.
Davon abgesehen kann der Film mit etlichen Popkulturreferenzen punkten, beispielsweise wenn die Frage warum Justin Bieber sterben musste recht eindeutig damit beantwortet wird, dass sich das wohl von selbst beantworte. Überhaupt durchbricht der Film indirekt immer wieder die vierte Wand und nimmt sich selbst praktisch nie ernst. Unterstützt wird das ganze von einem Soundtrack der nur so gespickt ist mit etlichen Ohrwurmsongs und bekannten Pop-Hymnen. Dazwischen gibt Theodore Shapiros Score selbst dem Film ein Feeling von völlig überzogener Epik, die das gesehene so überhöht, dass klar bleibt, dass Stiller seinen Film niemals zu ernst nimmt und eben das vom Zuschauer auch überhaupt nicht einfordert. Überhaupt gelingt es Ben Stiller mit seiner Regie den Film trotz seines absurden Plots und der stellenweise fast sketch-artigen Struktur zusammenzuhalten. Die Hetzjagd quer durch Rom wirkt immer wieder wie eine Persiflage auf große Agententhriller, was recht früh im Film bereits ironisch durch die Erwähnung von Jack Ryan und Jack Reacher seitens Stillers Zoolander gebrochen wird.
Der Film hat natürlich durchaus auch seine Schwächen. Dass die Story praktisch keine Kohärenz besitzt dürfte dem einen oder anderen sicherlich sauer aufstoßen, dazu zündet natürlich nicht jeder Gag perfekt und auch die dann und wann eher sketch-artige Struktur könnte man als Kritikpunkt empfinden. Ob man allerdings Probleme mit dieser Art Film hat wird man wohl selbst am besten herausfinden können. Vergleichbar ist Zoolander No. 2 wohl am ehesten mit der späten Dumm und Dümmer Fortsetzung von 2014 - es ist die Art Film nach der nach all den Jahren vielleicht keiner mehr wirklich gefragt hat, aber an der sicherlich Fans des Originals oder der Darsteller ihre Freude haben werden.
Fazit:
Zoolander No. 2 wird die Gemüter spalten. Die einen, wohl vorwiegend die die das Original mochten, werden sicherlich ihre Freude am Film haben. Die Figuren bleiben sympathisch und lustig, die Chemie zwischen Stiller und Wilson ist nach wie vor hervorragend, die beiden spielen toll miteinander und der Film setzt auch darauf. Die Story ist ein Witz und bricht sich selbst immer wieder ironisch - überhaupt nimmt sich der Film zu keinem Zeitpunkt ernst genug, um ihm seinen Klamauk wirklich übel nehmen zu können. Die anderen, Kritiker von Stiller oder Menschen die mit dieser Art Film nichts anfangen können, sollten sich dann natürlich fragen, ob Zoolander No. 2 das Richtige für sie ist. Wer mit dem Original nichts anfangen konnte wird auch hier keinen Spaß haben - wie erwähnt ergibt sich der Vergleich mit Dumm und Dümmer - auch hier sind es der harmlose Klamauk und die grundsympathischen Figuren die das Gagfest voller Popkulturreferenzen zusammenhalten. Wem das nicht reicht, dem wird der Film sicher nicht gefallen.
Mir persönlich gefiel der Film sehr gut, die Struktur und der absurde Plot für sich gaben mir bereits sehr viel Grund zum Lachen, dazu hat der Film an den richtigen Stellen Herz gezeigt und sich glücklicherweise überhaupt nicht ernst genommen. So konnte ich gut den Kopf ausschalten und mich einfach von dem übertriebenen Spaß mitreißen lassen.
Von mir bekommt Zoolander No. 2 solide 7/10 Punkte bzw 3,5/10 Sterne, weil er als Fortsetzung sicherlich nicht notwendig war, aber für seine Laufzeit absolut unterhält und meinen Sinn für Humor durchaus traf. Fans des Originals, Stillers oder generell leichten Humors ohne Fäkalitäten lege ich den Film jedenfalls absolut ans Herz.
