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Außer Atem

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Nachruf auf den Vater des modernen Französischen Kinos

Die Filmwelt ist "Außer Atem": Jean-Luc Godard mit 91 Jahren verstorben (Update)

Die Filmwelt ist "Außer Atem": Jean-Luc Godard mit 91 Jahren verstorben (Update)
7 Kommentare - Di, 13.09.2022 von A. Seifferth
Jean-Luc Godard ("Die Verachtung", "Maria und Joseph") weilt nicht mehr unter uns! Diese traurige Botschaft wollen wir mit einigen Worten für seinen unbändigen Scharfsinn und Esprit begleiten.

Die Lücke, die ein philosophisches Schwergewicht wie Jean-Luc Godard hinterlässt, kann gar nicht genug betont werden. Selbstredend gibt es zahlreiche Menschen, die vom Tod des Franzosen berührt sind und deren Biografie womöglich einen anderen Weg genommen hätte, wenn sie nicht mit seinen Filmen in Berührung gekommen wären: Darunter befinden sich hochkarätige Namen wie Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Brian De Palma, David Lynch, Bernardo Bertolucci, Quentin Tarantino, Edgar Wright oder auch Guillermo del Toro. Selbst Präsident Emmanuel Marcron würdigt die Verdienste des unerschrockenen Filmemachers mit einem eigenen Twitter-Beitrag!

Für Regisseur Quentin Tarantino besitzt Godard noch eine persönlichere Ebene, die er in besonderer Weise mit seinem eigenen Produktionsstudio A Band Apart adressiert hat. Sein episodischer Gangster-Streifen Pulp Fiction wäre womöglich niemals realsiert worden, wenn er nicht mit dem Schaffen des Franzosen in Berührung gekommen wäre:

Godard ist darüber hinaus auch als ein Mann zu beschreiben, der sich für unbequeme Worte nicht zu schade war. Hollywoods Wunderkind Steven Spielberg kritisierte er harsch für seinen Schindlers Liste, da er in seinen Augen aus der unbeschreiblichen Tragödie der Shoah ein riesiges Orchester veranstaltete, das das Publikum mit prätentiöser Schwarz-Weiß-Optik emotional manipuliert.

Obwohl der intellektuelle Filmemacher stets mit den neuesten technischen Entwicklungen wie Handy- und 3D-Kameras experimentierte, verdüsterte sich sein Blick auf die Möglichkeiten des Mediums. So sagte er 2005 in einem Interview: "Es gab vielleicht eine Zeit, in der das Kino die Gesellschaft hätte verbessern können, aber diese Zeit wurde verpasst."

Eine Nominierung für den Academy Award hat Godard nie erhalten. Im Jahr 2010 verlieh die Akademie dem Regisseur einen Ehren-Oscar, doch er blieb der Zeremonie voll von selbstsicherem Trotz fern. Auf die Frage eines Reporters, was die Auszeichnung für ihn bedeute, antwortete der Regisseur, der Hollywood und seine Institutionen für ihre Doppelmoral kritisierte, dass sie ihm gleichgültig sei.

"Wenn die Academy dies tun möchte, dann sollen sie es tun", sagte er. "Aber ich finde es seltsam. Ich habe mich gefragt: Welche meiner Filme haben sie gesehen? Kennen sie meine Filme überhaupt? Der Preis heißt The Governor’s Award. Bedeutet das, dass Schwarzenegger mir den Preis verleiht?"

Unter seinen vielen zitierfähigen Zeilen stammt die vielleicht berühmteste Passage aus einem Voiceover in seinem zweiten abendfüllenden Film, dem Spionagethriller Le Petit Soldat (1960): "Fotografie ist Wahrheit. Und das Kino ist Wahrheit, vierundzwanzigmal pro Sekunde." Dieses Zitat bringt den radikalen und schöpferischen Geist von Goard wohl am besten zum Ausdruck. Der ehemalige Kulturminister Frankreichs, Jack Lang, sagte heute Morgen im Radio France Info, Godard sei "einzigartig, absolut einzigartig... Er war nicht nur Kino, er war Philosophie, Poesie." Dem können wir uns vorbehaltlos anschließen.

Jeder Mensch wünscht sich insgeheim, dass er einen Abdruck in der Welt hinterlässt, sei es in den Gemütern der Hinterbliebenen oder in Form physischer Objekte. Jean-Luc Godard vermochte all das und noch so viel mehr. Seine Denkweise über das Medium Film ist ein ebensolcher Kulturschatz, wie die zahlreichen Werke, die er uns hinterlässt. Der französisch-schweizerische Regisseur und Drehbuchautor ist am 13. September in der schweizer Gemeinde Rolle verstorben.

Wir werden deine unkonventionellen und radikalen Gedankenblitze vermissen, Jean-Luc Godard! In diesem Sinne: Das Leben ist ein Tanz! ;-)

Erfahre mehr: #Trauer
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7 Kommentare
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Dude : : Moviejones-Fan
15.09.2022 10:54 Uhr
0
Dabei seit: 17.07.17 | Posts: 192 | Reviews: 0 | Hüte: 6

RIP

Ich kann mich nur diesem Artikel anschliessen, gutgeschrieben. Er hat das Kino massgeblich beeinflusst und auch das New Hollywood. Nicht umsonst ist Coppola, Scorsese etc. Fan von ihm.

Das fehlt heute das jemand wieder mal frischen Wind mitbringt.

Danke für deinen Einfluss.

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DrGonzo : : Drachenzähmer
14.09.2022 13:28 Uhr
0
Dabei seit: 02.12.10 | Posts: 3.053 | Reviews: 0 | Hüte: 131

"i dont even know who you are" - Thanos
Sagt mir absolut nichts der Name, was vermutlich daran liegt dass er Filme macht die nichts für mich sind.

Mit 91 Jahren gehe ich davon aus dass er ein schönes erfülltes Leben gelebt hat. RIP

"Fuck the kingsguard, fuck the city, fuck the king."

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ProfessorX : : Moviejones-Fan
13.09.2022 19:34 Uhr
0
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 939 | Reviews: 1.048 | Hüte: 43

Wirklich schade, wenngleich Godard natürlich mit 91 jetzt auch nicht gerade ein unerfülltes Leben gehabt haben dürfte. Und sein Werk spricht eigentlich für sich. Sehr gewagt und eben wichtig.

Consider that a divorce!

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MB80 : : Black Lodge Su
13.09.2022 19:09 Uhr | Editiert am 13.09.2022 - 19:09 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.915 | Reviews: 44 | Hüte: 261

Man muss nicht jeden Film von ihm mögen, aber ohne ihn gäbe es u.a. keinen Tarantino...

"Der Bilder-Revolutionär
Der Filmemacher Jean-Luc Godard ist tot. Sein Leben lang hat er bildgewaltig gegen den Konsumterror und für eine Kulturrevolution durch das Kino gekämpft"

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
13.09.2022 17:30 Uhr | Editiert am 13.09.2022 - 17:31 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.391 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@Raven13
"Er hat ja auch ein hohes Alter erreicht"

Ja, die meisten seiner Regiekollegen des Nouvelle Vague bzw. Redaktionskollegen der Cahiers du cinéma hat er überlebt. Jacques Rozier lebt als einziger noch.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
13.09.2022 17:12 Uhr
0
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.220 | Reviews: 107 | Hüte: 639

Der Name sagte mir bis heute gar nichts. Und das scheinbar auch nicht ohne Grund, denn seine Filme interessieren mich nicht wirklich.

Er hat ja auch ein hohes Alter erreicht, da kann man sich nicht beschweren. Hauptsache, er war bis zuletzt gesund und nicht jahrelang von Krankheit geplagt.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
13.09.2022 16:52 Uhr | Editiert am 13.09.2022 - 17:24 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.391 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Eine Filmlücke, die ich eigentlich mal schließen müsste. Nur leider fehlt mir da bisher vollkommen das Interesse.

Persönlich bzw. politisch wohl leider auch das Paradebeispiel für den Antisemitismus der Antiimperialisten.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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