Update: Der Vollständigkeit halber verraten wir euch auch, was Doctor Strange-Regisseur Scott Derrickson und Marvel-Boss Kevin Feige zum Thema Whitewashing und The Ancient One zu sagen haben.
Derrickson gab auf Twitter zu verstehen, dass er um die Beschwerden weiß und sie nicht auf die leichte Schulter nimmt (siehe unten). Und Feige betont noch einmal, dass man sich die weibliche Besetzung gründlich überlegt hat. Man wollte die Stereotypen, die in den Comics zu finden sind und teilweise bis zu fünfzig Jahre zurückreichen, nicht aufgreifen. Der Geschlechtertausch habe neue Möglichkeiten eröffnet, sei ein frischer Zugang zu dieser alten und sehr typischen Storyline gewesen, erklärt er. Warum nicht aus dem weisesten Wissensgeber eine Frau statt einen Mann machen?
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Update: Marvel hat offiziell Stellung zur Casting-Kontroverse um Doctor Strange bezogen und die Entscheidung, Tilda Swinton als Ancient One zu besetzen, verteidigt. Man sei doch bekannt dafür, großen Wert auf Diversität zu legen, und weiche regelmäßig von Stereotypen und (Comic-)Vorlagen ab, um das Marvel Cinematic Universe zum Leben zu erwecken. "The Ancient One" sei ein Titel, der nicht ausschließlich einem einzelnen Charakter zusteht, sondern wie ein Spitzname im Laufe der Zeit weitergereicht wird. Und in Doctor Strange handelt es sich eben um eine keltische Version dieses komplexen Charakters (in den Comics tibetanisch), porträtiert durch Swinton.
Drehbuchautor C. Robert Cargill führt das noch weiter aus: The Ancient One sei Marvels Kobayashi Maru - absolut nicht zu gewinnen. Jede Entscheidung, die ihn bzw. sie betrifft, sei eine schlechte, es gehe nur darum, auf welche Weise man zu verlieren bereit ist. Laut Cargill gibt es keinen anderen Charakter in der Marvel-Geschichte, der eine solche kulturelle Landmine ist. Er hält The Ancient One für einen rassistischen Stereotyp, und wegen des politischen Konflikts zwischen China und Tibet wollte man keinen tibetanischen Charakter im Film haben. Bei einem tibetanischen Schauspieler wäre China beleidigt gewesen, bei einem chinesischen Tibet. Dann doch lieber einen ganz anderen Weg gehen und keinem der beiden Länder auf die Füße treten. Für die ursprüngliche News auf Seite zwei umblättern!
Sobald eine eigentlich nicht-weiße Rolle weiß besetzt wird, kocht die Whitewashing-Debatte wieder hoch. Bei Doctor Strange kommt noch verschlimmernd hinzu, dass "The Ancient One", Stephen Stranges (Benedict Cumberbatch) uralter Mentor und Lehrer in den magischen Künsten, in den Comics männlich ist. Marvel hat es sich also erlaubt, gleich zweifach gegen die Vorlage zu verstoßen, und aus einem asiatischen Mann eine weiße Frau gemacht. Skandal! Zumindest regen sich manche Fans darüber auf. Aber Darstellerin Tilda Swinton ist sich keiner Schuld bewusst, sie hat ein reines Gewissen.
"Doctor Strange" Trailer 1 (dt.)
Das Doctor Strange-Drehbuch, das man ihr überreichte, habe nicht vorgesehen, dass sie einen asiatischen Mann spielt, so Swinton. Deshalb stand für sie außer Frage, ob sie es machen sollte, als man sie darum bat. Alles wird sich uns offenbaren, wenn wir den Film sehen, glaubt sie. Es gebe sehr gute Gründe für sie und Marvel, ruhig zu bleiben und von den Entscheidungen überzeugt zu sein, die getroffen wurden. Klingt so, als habe Swinton die Comics nie gelesen, aber genug Gefallen an der Rolle gefunden, um sie zu übernehmen. Auch sie selbst freut sich darauf, zu sehen, was aus Doctor Strange geworden ist. Wie die Chroniken von Narnia-Filme sei es etwas, das Generationen berührt, besonders jüngere, und sie fasziniert hat.
Hierzulande startet Doctor Strange am 27. Oktober in den Kinos, als zweiter Phase III-Film nach The First Avenger - Civil War.
Raw anger/hurt from Asian-Americans over Hollywood whitewashing, stereotyping & erasure of Asians in cInema.
— Scott Derrickson (@scottderrickson) 4. Mai 2016
I am listening and learning.