Mit den Animationsfilmen ist das ja so eine Sache. Mittlerweile ist das Gefühl entstanden, dass scheinbar pausenlos ein neues Werk das Licht der Kinowelt erblickt. Dabei schwankt die Qualität immer wieder stark zwischen hochklassig (Toy Story 3) und eher mittelmäßig (Madagascar). Natürlich wollen alle unterhalten, rührende Geschichten erzählen und tricktechnisch begeistern. Aber sie wollen vor allem eines: Einen weltweiten Box-Office Erfolg.
Meist werden dafür astronomisch hohe Budgets von den großen Studios investiert, um den großen Kassenerfolg zu realisieren, galt doch der Animationsfilm in den letzen Jahren als nahezu sichere Bank und Moneymaker. Dass dem keinesfalls mehr so ist und wie man finanziell und künstlerisch kräftig auf die Nase fallen kann, zeigte jüngst Disney persönlich mit Milo und Mars: Bei Produktionskosten von gigantischen 150 Mio. Dollar spielte der bei Kritikern und Publikum durchgefallene Film sage und schreibe 37 Mio. Dollar weltweit (!) ein. Und da man in Hollywood ungern soviel Geld verliert und der große Erfolg beibehalten werden soll, tritt in den nächsten Jahren vermehrt eine altbekannte Regel der Traumfabrik in Kraft, die natürlich auch das kunterbunte Genre nicht verschonen wird: Fortsetzungen.
Eine davon ist Kung Fu Panda 2. Wir erinnern uns und reisen genau drei Jahre in die Vergangenheit zurück, als ein liebenswerter, trotteliger und außerordentlich fresssüchtiger Panda namens Po die Herzen vieler Kinobesucher eroberte. Damals träumte Po noch davon, mit den "Furiosen Fünf", den Schülern des Kung Fu-Meisters Shifu, gemeinsam gegen das Böse zu kämpfen. Zur Überraschung und dem Leidwesen vieler wurde ausgerechnet das Schwergewicht in einer seltenen Zeremonie zum legendären "Drachenkrieger" auserwählt. Mit Hilfe der fünf unerschrockenen Krieger und seinem Meister gelang es dem konditionslosen Helden jedoch, einen alten Feind zu besiegen und den Frieden im Land wieder herzustellen.
Was folgte, war jeweils eine Nominierung für den Golden Globe, den Oscar und ein sensationelles Einspielergebnis von 630 Mio. Dollar. Mehr als nur ein Grund für Paramount und Dreamworks, an einem Sequel zu feilen. Erfrischenderweise ließ sich das mit dem Genre bestens vertraute Studio (Shrek, Drachenzähmen leicht gemacht) drei Jahre Zeit, um die nächste Runde der fliegenden Fäuste zu servieren. Dabei ist ein humorvoller, charmanter und detailverliebter Streifen herausgekommen, der die typischen Merkmale einer gelungenen Fortsetzung befolgt und dabei alles richtig macht. Kung Fu Panda 2 möchte mehr Gags, größere Action und spektakulärere Effekte bieten und genau dies gelingt diesem meisterhaften Animationsfilm. Der alte Oogway, Shifus gepanzerter Lehrer, wäre stolz.
Einige Tage und Nächte sind ins Land gezogen, seitdem der böse Tai Lung besiegt und das Volk gerettet wurde. Der Drachenkrieger wird hoch geschätzt, als Held gefeiert und als großes Vorbild bewundert. Die Furiosen Fünf erkannten ihn als einen der Ihren an und kämpfen seitdem zusammen im Tal des Friedens gegen das Böse an. Bis eines Tages der Pfau Shen, ein auf Rache sinnender Kung Fu-Meister, zurückkehrt, um einen uralten Konflikt aus längst vergangener Epoche wieder zu beleben. Vor langer Zeit stand der Lord kurz davor, eine mächtige Stadt zu regieren, doch das reichte ihm nicht. Nun strebt er wieder nach grenzenloser Macht und versucht mit einer nahezu unbezwingbaren Waffe, das alte China zu erobern und das Kung Fu für alle Zeit zu vernichten. Noch ahnt Po nicht, dass der gefiederte Fiesling ein dunkles Geheimnis mit sich trägt, das sein Leben für immer verändern wird... Doch wenn der gemeine Pfau denkt, jemand könne sich zwischen den Panda und seine Mahlzeit stellen, hat er sich gewaltig geirrt. Gemeinsam mit den Furiosen Fünf macht sich der adipöse Drachenkrieger auf, um sein geliebtes Volk vor dem Untergang zu bewahren...
Was man dann in den folgenden 90 Minuten Kung Fu Panda 2 erlebt, stellt sich als eine mitreißende, spektakuläre Achterbahnfahrt heraus, die vor Action, Witz und sensationellen Effekten nur so strotzt. Gleichzeitig werden die stellenweise dramatische Geschichte und die damit verbundenen Ängste und Sorgen ihrer Hauptfigur nie außer Acht gelassen, so dass selbst der famos dargestellte Antagonist Shen sich Stück für Stück öffnet und das Publikum zeitweise an seinen wahren Gefühlen teilhaben lässt. Ein durchtriebener, aber doch tragischer Charakter, welcher grandios in der Originalversion von Gary Oldman gesprochen wird. Ebenso gewinnen die "Fünf" - allen voran die stolze Tigress - im Vergleich zum Vorgänger zunehmend an Profil. Zu der Synchronisation lässt sich sagen, dass man sich die OV ansehen sollte, insofern man die Möglichkeit hat. Um Jack Black, der den liebenswerten Bären spricht, versammeln sich unter anderem Mega-Stars wie Angelina Jolie, Jackie Chan oder auch Dustin Hoffman, die ihre Figuren alle wunderbar mit Leben füllen und jede Menge Spaß verbreiten.
Die Action bietet wahnwitzige, perfekt choreographierte Kämpfe in gestochen scharfen, knackigen 3D-Bildern, die den Zuschauer mit ins Geschehen einbeziehen und ein tolles Mittendrin-Gefühl erschaffen. Atemberaubend. Dabei übertreffen sich die Action-Szenen jedes Mal aufs neue und wenn der Kinobesucher denkt, wilder geht's nicht mehr, wird man beispielsweise mit einer haarsträubenden Verfolgungsjagd - in der unter anderem eine Rikscha eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielt - eines Besseren belehrt. Der bewährte tollpatschige Humor aus dem Vorgänger wird dabei genauso konsequent ausgebaut und bietet mit lustigen Dialogen jede Menge Spaß für die ganze Familie. Als zusätzliches, kunstvolles Highlight sind die wunderschönen in 2D gezeichneten Traum-Sequenzen und Rückblenden zu erwähnen, in denen sich Po nach und nach seiner Herkunft und deren Bedeutung nähert. Garniert wird das Ganze mit einem pompösen Score, der mit seinem fernöstlichen Klängen das Geschehen jederzeit hervorragend und passend in Szene setzt. Die zweite Zusammenarbeit zwischen John Powell und Hans Zimmer zahlt sich in Kung Fu Panda 2 wie schon im ersten Abenteuer aus.
Zum Schluss lässt sich sagen, dass das Team um Kung Fu Panda 2 die Messlatte für die noch folgenden Animationsfilme im Jahr 2011 verdammt hoch gelegt hat und mächtig mit den Muskeln spielt. Die Konkurrenz sollte sich warm anziehen und aufpassen, dass sie am Ende nicht samt Handkantenschlag verprügelt wird. Denn was Dreamworks mit diesem Kracher abliefert, ist stark. Bärenstark. Wir vergeben 4,5 von 5 Hüten.
Der Kung Fu Panda 2 Kinostart ist am 16. Juni.