Über die schwierigen Umstände von Johnny Depps Weggang bei Phantastische Tierwesen 3 - Dumbledores Geheimnisse wurde bereits viel geschrieben, nun äußerte sich Mads Mikkelsen in einem Interview mit dem Hollywood Reporter über seine Herangehensweise an den machthungrigen Schwarzmagier Gellert Grindelwald. Unter anderem gibt der dänische Schauspieler Aufschluss darüber, weshalb Grindelwalds neues Erscheinungsbild nicht innerhalb der Story thematisiert wird.
Die Bösewichte von Mads Mikkelsen umgeben meist eine Aura des Verschwiegenen und sind durch ein süffisantes Mona Lisa-Lächeln gekennzeichnet. Die Qualitäten seiner Darbietungen sind also weniger in theatralischen Gesten zu suchen, sondern sind in Nuancen. Das steht im krassen Gegensatz zum Grindelwald-Vorgänger Johnny Depp, der mit seiner weiß-toupierten Mähne, verschiedenfarbigen, alles erspähenden Augen und seinem avantgardistischen Magier-Outfit.
Mikkelsen zeigte sich laut eigenen Aussagen von den ersten beiden Teilen von Phantastische Tierwesen begeistert. Ihm habe das Drehbuch von Teil 3 so sehr gefallen, dass er nicht lange mit dem Rollenangebot haderte. Trotzdem beschreibt er die Hintergründe als ziemlich chaotisch. Er habe keine der von Depp ersonnenen Eigenheiten für die Rolle des Grindelwald kopieren wollen. Für ihn sei das mit kreativem Ausverkauf gleichzusetzen. Deshalb habe er sich bewusst für eine eigene Interpretation des düsteren Magiers entschieden.
Das Team von Phantastische Tierwesen 3 - Dumbledores Geheimnisse beschloss, Grindelwalds Aussehen abzuschwächen und Mikkelsen nur einen Hauch von Depps weiß-blondem Haar zu geben. Außerdem wurde das farblose rechte Auge Grindelwalds auf eine leichte, fast unmerkliche Reptilienform zurückgeschraubt. Auf diese Weise konnte man eine subtile Brücke zwischen den beiden Darbietungen schlagen.
Phantastische Tierwesen 3-Regisseur David Yates pflichtet dem neuen Design Grindelwalds bei, indem er erklärt, dass Mads "eine Version von Grindelwald erforscht, die seinen Stärken als Schauspieler entspricht." Für die Vorbereitung auf die Rolle war es Mikkelsen zudem vergönnt, sich mit J.K. Rowling oder Johnny Depp über die Hintergründe von Grindelwald auszutauschen. Für das Team bedeutete das zwangsläufig eine Abkehr von dem, was Depp in die Rolle einbrachte.
Mikkelsen ersann sich einen eigenen Background für die Rolle, damit Grindelwald nicht zu demagogisch erscheint und dessen Hass auf die Muggel erklärbar wäre: "Mein Grund ist, dass seiner gesamten Familie etwas passiert ist, als er ein Kind war, was den Hass erklärt, den er mit sich herumträgt". Für die Zukunft hoffe er, dass er die Rolle in weiteren Filmen verfeinern könne und Rowlings Gedanken zu dieser magischen Welt und Grindelwald zu hören bekomme.
Mikkelsen sagt, dass es einen Grund habe, weshalb Rollen wie sein Bond-Bösewicht Le Chiffre in Casino Royale mit Augenproblemen haderten: Augen seien als metaphorischer Spiegel zum Innenleben zu identifizieren und deshalb seien Dysfunktionen eine angemessene Lösung, wenn man zwielichtige Figuren dadurch charakterisiere. Er wolle diese Herangehensweise nicht als bloßes Gimmick verstanden wissen und habe deshalb auch bei Grindelwald kein Problem damit gehabt.
Viele Zuschauer wundern sich allerdings darüber, dass man bei Phantastische Tierwesen 3 keine Mühe darauf verwendete, das veränderte Aussehen des Bösewichts zu plausibilisieren. Stattdessen habe man laut Mikkelsen darauf gesetzt, dass man die Fans bei Einsetzen der Handlung direkt in das Geschehen hineinziehe und sie die Rolle dadurch akzeptierten. Man wisse schließlich bestens darüber Bescheid, was zu dieser Umbesetzung geführt habe und müsse deshalb keine künstliche Erklärung dafür finden.
Wir verstehen zwar, dass sich Mikkelsen und das übrige Team diese Freiheiten für die Rolle nehmen wollten, allerdings kommen wir nicht umhin, zu monieren, dass das Eintauchen in diese fremde Welt erschwert wird, wenn plötzlich die Rahmenbedingungen geändert werden, ohne dass man die Prinzipien in der Story verankert. Phantastische Tierwesen 3 - Dumbledores Geheimnisse ist schließlich Teil eines größeren Universums und wurde als (vorläufiger?) Höhepunkt der Reihe konzipiert.
Unserer Ansicht nach würde die Rolle Grindelwalds ungemein davon profitieren, wenn man sein gewandeltes Erscheinungsbild in Phantastische Tierwesen 3 erklärt hätte. Einerseits wäre das aufgrund des magischen Fokus der Reihe locker möglich gewesen, andererseits hat man genau das bereits am Ende von Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind hinbekommen: In Teil 1 wurde die Scharade von Johnny Depps Grindelwald mit der Vereinnahmung des Hexers Percival Graves (Colin Farrell) aufgezeigt.
Wie steht ihr zu Mads Mikkelsens Erläuterungen: Befindet ihr die von ihm gewählte Herangehensweise für sinnvoll oder hättet ihr euch ebenfalls eine Story-Verankerung des gewandelten Aussehens von Gellert Grindelwald in Phantastische Tierwesen 3 - Dumbledores Geheimnisse gewünscht?