Steffi: Jepp, und über Vielfalt kann man sich heutzutage echt nicht beklagen. Ms. Marvel will ja auch tatsächlich gar nichts anderes sein als die Origin einer netten, sympathischen Superheldin, ein sich ausgeschlossen fühlender Teenie, der seinen Platz und Sinn in der Welt sucht - der Plot bleibt für jede Teenie-Generation aktuell, auch wenn es Ältere eben schon x-mal so oder so ähnlich gesehen haben.
Man schaue sich auch mal heutzutage insgesamt die Vielfalt nur eines Senders oder Streamers an - dazu gibt es noch das Heimkino der gesamten Film- & Seriengeschichte, das Kino, sowie YouTube und Co.. Erinnert ihr euch an die Kurzserien bzw. kurzen Film-Mehrteiler um Weihnachten herum früher im TV? Miniserien wie Ms. Marvel & Co. sind so etwas übers ganze Jahr verteilt. Und wem Marvel nicht gefällt, der guckt eben Star Wars zum Beispiel oder High School Musical: Das Musical - Die Serie oder sonst was anderes im Angebot. Eine schöne Kinderserie ist zum Beispiel auf Disney+ Die geheime Benedict-Gesellschaft, die auch Erwachsenen gefallen kann.
Frank: Disney und Star Wars ist, denke ich, ein gutes Beispiel. Denn ich meinte explizit die Episoden I bis VI. Davon erschien der letzte Film 2005. Und es waren allesamt Kinderfilme. George Lucas selbst hat oft genug betont, dass seine Zielgruppe die Kinder zwischen ich glaube 9 und 14 Jahre waren. Und gerade die Prequel-Trilogie wurde ja eher dafür kritisiert, eben nicht nostalgisch zu sein. Das Star Wars von Disney dagegen will sich an alle richten und es allen recht machen und dabei vor allem an früher erinnern.
Natürlich gab es auch früher schon sanfte Serien wie Benjamin Blümchen und Co. und solche Serien darf und soll es natürlich auch heute noch geben. Ihr habt vollkommen recht mit dem Einwand, dass es nun mal unterschiedliche Stile gibt und jeder bedient werden möchte.
Den Unterschied, den ich heutzutage sehe, ist folgender: Filme, die für dieselbe Altersgruppe sowohl damals wie heute gemacht werden, wurden selbst vor 20 Jahren noch anders produziert, als es mittlerweile der Fall ist. Filme wie Die Goonies oder auch Die unendliche Geschichte würde man heute gewissen Normen innerhalb Hollywoods anpassen, sodass sie wesentlich verträglicher für alle Altersgruppen wären und auch niemanden schaden. Produzenten würden heute zweimal überlegen, ob man eine Szene, wie Artax im Sumpf aufgrund von Depression versinkt und stirbt, so im Film lässt oder nicht.
Ich habe kürzlich ein Video von Matt Damon gesehen und vielleicht passt dies zu dieser Diskussion. Er erklärt darin, dass die DVD ein wichtiger Teil des Geschäfts gewesen sei. Filme, die man damals gemacht hätte, mussten ihr ganzes Geld nicht zwangsläufig im Kino wieder einspielen. Weil man wusste, dass nach dem Kinolauf die DVD auf den Markt kommen würde und man erneut Geld mit dem Film verdienen würde. Der Fortschritt der Technologie hat dies obsolet gemacht. Als diese Einnahmen weggefallen sind, änderte dies die Art von Film, die man machen konnte.
Damon nennt als Beispiel seinen Film Liberace - Zuviel des Guten ist wundervoll. Er ging damals mit der Idee zum Studio. Der Film sollte ein Budget von 25 Mio. Dollar haben. Das hieße dann nochmal 25 Mio. Dollar für die Werbung zum Film, also insgesamt 50 Mio. Dollar. Läuft er im Kino, muss er die Einnahmen mit den Kinobetreibern teilen. Der Film muss also mindestens 100 Mio. Dollar einnehmen, bevor er überhaupt Profit macht. Und als Einnahmequelle dient seit der Ära des Streamings eben nur noch hauptsächlich das Kino. Für so einen eher speziellen Film ist dies ein sehr großes Risiko. Damon führt weiter aus, dass dieses Risiko mit der Grund ist, warum solche Filme, wie er sie auch in den 90ern öfters gedreht hat, Der Regenmacher zum Beispiel, mittlerweile kaum noch gemacht werden.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass dies auch mit ein Grund ist, warum, zumindest aus meiner Wahrnehmung heraus, Filme und Serien für eher Jüngere heute einfach anders sind, als sie es früher waren. Es muss eben eine gewisse Formel eingehalten werden, um den Gewinn zu maximieren, und gerade Marvel und Disney sind ziemlich gut darin.
Wie seht ihr das alles? Unsere Diskussion fand kein richtiges Ende, ihr könnt sie also gern weiterführen. :-)