Frank: Nee, Steffi, genau das meine ich ja. "Düsterer", "härter", nee, sorry. Das sind ALLES Kinderserien. Genau da liegt mein Problem heutzutage. Wenn jetzt schon so etwas wie Loki als Erwachsenen-Serie angesehen wird, stimmt einfach etwas nicht. Jüngere Zielrichtung heißt nicht, dass etwas nicht düster und härter sein kann. Erneut: Siehe die Goonies. Das hat auch nichts damit zu tun, ob die Protagonisten Kinder oder Erwachsene sind. Star Wars ist auch hauptsächlich für Kinder gemacht, das ist auch teils düster und hart. Das ist dieselbe Alterszielgruppe wie Ms. Marvel!
Steffi: Nee, so manche Szene in Moon Knight wäre viel zu verstörend und hat auch eine entsprechende Warnung, meine ich, bzw. Kindersicherung. Loki wiederum ist natürlich Fun wie Marvel nun einmal eher insgesamt, aber es ist dennoch ein Unterschied, ob du eine Serie für Teenies machst oder nicht, das ist Loki ganz sicher nicht, das ist auch Stranger Things und die Goonies nicht. Bei Ms. Marvel geht es jedoch gezielt um eine junge Superheldin, dass man das mal so aufzieht, liegt nahe. Siehe auch Stargirl oder auch Marvels Runaways.
"Marvels Runaways" Sesaon 1 Trailer 2
Und der Disney Channel? Das ist so etwas wie diese The Descendants-Märchenfilme, wo es um die Söhne/Töchter bekannter Märchenfiguren geht, wo man bei den Kostümen schon Augenkrebs bekommt (jaja, ich übertreibe), wo sie auch singen, das habe ich keine 2 Minuten ertragen.
Frank: Moon Knight mag hier ein Grenzfall sein. Dennoch finde ich, dass heutzutage alles viel zu brav und weich ist, wenn es um Kinder geht. Seit wann geht man davon aus, dass Kinder nichts mehr vertragen? Wieso traut man Kindern nichts mehr zu? Also auch bezüglich Story.
Steffi: Weil es Disney und nicht Netflix ist. Disney traut sich eben nicht so viel, aber erwartet man ja auch eigentlich nicht. Vergleich auch mal ABC mit AMC, HBO und Co., ABC wird niemals so eine düstere Serie abliefern wie andere US-Sender. Entsprechend bekommt man eben Marvel-Märchen und SW-Märchen geliefert - mit ein paar Grenzfällen.
Frank: Es tut mir leid, aber wenn ich mit angucken muss, wie erwachsene Menschen (Achtung kleiner Spoiler) mit Baseball-Bällen auf bewaffnete Truppen werfen, und das der große Kampf im Finale ist, ist bei mir eine Grenze erreicht. Und die gesamte Story davor war leider auch zum Einschlafen. Das spannendste und interessanteste war diese Rückblende ins alte Indien. Da gab es endlich mal eine Story, einen Konflikt, Gefahren, persönliche Schicksale. Diese 20 Minuten waren besser als alles andere davor und danach, was einfach nur sehr traurig ist für diese Serie.
Und ich hätte Ms. Marvel gerne gemocht. Die Serie bietet viel Potenzial auch mal für was Neues. Aber sie machen daraus überhaupt nichts. Alles dümpelt nur vor sich hin. Das, was ich positiv hervorheben möchte, ist die Musik. Die war mal gut, stach aus dem Marvel-Einheitsbrei heraus und unterstützte zudem die Szenen.
Steffi: Ich finde, du siehst das zu streng, aber da sind wir eben verschiedener Meinung. Der Showdown passte so, das ergab sich ja so. Ich hatte Spaß, fand es visuell sehr originell gemacht, mit sympathischen Charakteren, die man ja erstmal kennenlernen musste, alle sind neu - das haben sie weitaus besser gemacht in 6 Folgen als manch andere TV-Serie vor ihr mit mehr Folgen.
Recht gebe ich dir zum Teil aber auch, mir fehlte so etwas wie ein großer "Wow"-Moment wie in den vorherigen Marvel/Disney+-Serien, auch wenn Folge 5 wirklich cool war. Daher würde ich Ms. Marvel beim Ranking der neuen Serien definitiv auch mit ans Ende setzen, aber schlecht ist sie nicht oder belanglos. Und die Musik ist generell sehr gut in den Marvel/Disney+-Serien.
André: Ohne die Serie gesehen zu haben, finde ich es wichtig, dass man mit unterschiedlichen Stilen aufwartet. Natürlich könnte man nun argumentieren, dass das dann ein Köder ist, um jüngere Menschen mit Marvel und Co. vertraut zu machen, aber ich finde es im Sinne der Franchises berechtigt. Man darf gern unterschiedlichere Richtungen bedienen. Ich würde gern bei Marvel auch mal mehr im Stile von Logan sehen. Ein alternder Peter Parker könnte beispielsweise echt spannende Ideen liefern, die sich auch mal an Ü-30er und -40er richten. Das würde mir im Umkehrschluss gefallen.
Denn auf der anderen Seite kann ich mich als Kind noch gut an die recht düstere Batman-Animationsserie und New Spider-Man im Vormittagsprogramm (*ich werde alt*) erinnern. Trotzdem denke ich, dass düster nicht immer gleich erwachsen bedeutet. Das ist ein Argument, dass ich nicht so mag, weil es mich an Videospiele erinnert, wo man oft die Gleichung liest "blutig/brutal = erwachsen".
Man muss doch auch sagen, dass man den Jüngeren früher ähnlich viele unterschiedliche Stile angeboten hat. Frank hat den Disney-Channel angesprochen. Sowas darf es doch auch heute noch geben? Ein Bekannter von mir mag die Serie auch sehr, was zeigt, dass es eine Stilfrage ist. Ich verstehe aber, dass Marvel-Produktionen oft sehr bunt und bekömmlich daherkommen. Das ist auch etwas, das mich stört, weshalb ich mich auch seit der ersten Spidey-Trilogie und Blade nicht mehr zur unmittelbaren Zielgruppe zähle. Ich muss da selbst öfter mal mit den Augen rollen, aber da unterscheidet sich mein Geschmack eben von der Masse... weiter auf Seite 3