Wird Peter Jackson jetzt ganz zum Dokumentarfilm-Regisseur und Restaurateur? Obwohl er sich dieses Jahr eigentlich endlich mal mit Tim und Struppi 2 befassen wollte, scheinen ihn seine bahnbrechenden neuen Restaurations-Techniken derart in ihren Bann gezogen zu haben, dass er gar nicht mehr davon loskommt. Erstmals angewendet wurden sie bei seiner technologisch erstaunlichen Erster-Weltkriegs-Dokumentation They Shall Not Grow Old, die von Warner Bros. erworben und für einen BAFTA-Award nominiert wurde.
Jackson will nicht nur seine eigenen Werke entstauben, sondern auch die Beatles. Ganz recht: Apple Corps und WingNut Films bringen Jackson für einen weiteren Dokumentarfilm mit den legendären Pilzköpfen zusammen. Dieser basiert auf 55 Stunden an unveröffentlichtem Material von den Beatles im Studio, aufgenommen zwischen dem 2. Januar und dem 31. Januar 1969, als das preisgekrönte letzte Album der Band, Let It Be, produziert wurde. Der Film entsteht in Kooperation mit Paul McCartney, Ringo Starr, Yoko Ono (stellvertretend für John Lennon) und Olivia Harrison (für George Harrison). Jackson arbeitet wieder mit seinen They Shall Not Grow Old-Partnern zusammen, Produzentin Clare Olssen und Cutter Jabez Olssen. Das Beatles-Material wird unter Einsatz derselben Techniken auf Hochglanz gebracht, und Jackson kann es kaum erwarten.
Diese 55 Stunden Video- und 140 Stunden Audiomaterial, die ihnen verfügbar gemacht worden seien, garantieren, dass der Film das ultimative "Fliege an der Wand"-Erlebnis werde, von dem Beatles-Fans lange geträumt haben, sagt er in einem Statement. Es sei, als ob uns eine Zeitmaschine zurück ins Jahr 1969 transportiert und wir mit im Studio sitzen können, um diesen vier Freunden dabei zuzusehen, wie sie miteinander großartige Musik machen. Wenn Jacksons Film dann erschienen ist, soll auch eine restaurierte Version des originalen Let It Be-Films von 1970 folgen.
Das Album und der alte Film - beide in den Monaten nach der Trennung der Beatles veröffentlicht - werden oft im Kontext der internen Konflikte betrachtet, die die Gruppe zu jener Zeit durchgemacht und die letzlich auch zu ihrer Auflösung geführt haben. Jackson aber erklärt, er sei erleichtert gewesen, festzustellen, dass die Realität sich stark vom Mythos unterscheidet. Es sei einfach eine fantastische historische Schatztruhe. Sicher gebe es Momente des Dramas, jedoch nichts von der Zwietracht, mit dem dieses Projekt lange Zeit assoziiert worden sei. John, Paul, George und Ringo zusammenarbeiten und Songs, die heute Klassiker sind, von Grund auf zu erschaffen, sei nicht nur faszinierend - es sei auch witzig, erhebend und überraschend intim. Den Film zu machen, glaubt Jackson, wird eine wahre Freude sein.