Wie man am aktuellen Box-Office-Stand (103 Mio. $ in den USA, nur knapp 173 Mio. $ weltweit) ablesen kann, hat Solo - A Star Wars Story mit erheblichen Startschwierigkeiten zu kämpfen. Und mit sehr gemischten Reaktionen: Während einige Kinogänger ob des großartigen Films jubeln, sind andere ganz und gar nicht begeistert und siedeln ihn in ihrem Beliebtheits-Ranking der Star Wars-Filme gaaanz weit unten an.
Erst die Szenen-Diskussion...
Eine Szene, die den meisten richtig sauer aufstößt, ist die, in der Han Solo (Alden Ehrenreich) seinen Nachnamen erhält. Die Geschichte hinter dieser Szene nahm ihren Anfang, als Phil Lord und Christopher Miller noch die Regie innehatten und Disney-CEO Bob Iger verriet, dass in Solo - A Star Wars Story viele bedeutende Dinge in Han Solos Leben geschehen werden, zum Beispiel, wie er in den Besitz eines gewissen Raumschiffs gelangt, einen gewissen Wookiee trifft und zu seinem Namen kommt. All das werde man erfahren. Während die einen damals schon entsetzt aufschrien, taten es die anderen achselzuckend ab. Iger hatte sich bestimmt nur versprochen oder unglücklich ausgedrückt, "Han Solo" würde schon Han Solos wahrer Name sein. Heute wissen wir es besser: Nein, ist es nicht.
In einem Interview mit CinemaBlend enthüllt Co-Autor Lawrence Kasdan, dass die (unnötige?) Namenssache bei Disney großen Anklang fand. Tatsächlich stand die Szene sogar schon in seinem originalen Pitch für Solo - A Star Wars Story, bevor das Drehbuch überhaupt geschrieben war. Er habe sie damals so präsentiert, dass Han zu einer Einwanderungsbehörde kommt und gefragt wird, wie sein Name lautet. Als sei es nicht schon aussagekräftig genug, dass er keinen Namen hat, sagt er auch noch, er habe niemanden, und die Person trägt entsprechend "Solo" ein. Dieser Moment war es, der Disney-CEO Bob Iger überzeugt hat, von da an war er dabei, erzählt Kasdan. Iger habe so wie er selbst darauf reagiert - er fand es sehr bewegend. Denn Han sei jemand, der nichts hat und dann von einem Fremdem einen Namen verliehen bekommt, der ihm den Rest der Saga über anhaftet.
Trotz der Turbulenzen und des Regiewechsels von Lord und Miller zu Ron Howard haben es immerhin 90% ihres Original-Drehbuchs auf die Leinwand geschafft, sagen Lawrence und Jonathan Kasdan. Eine von ihnen geschilderte Szene jedoch nicht, aber es besteht Anlass zur Hoffnung, dass wir sie später noch auf Blu-Ray zu sehen bekommen werden. Sie soll Han als imperialen Soldaten beim Pilotentraining zeigen - und beim Rauswurf aus dem Pilotentraining. Er selbst habe in dieser Szene einen Cameo, so Jon Kasdan, und sei sich sicher gewesen, dass sie nicht geschnitten wird. Natürlich ist dann genau das eingetreten. Von dem Cameo wurde früher schon berichtet, Kasdan und Assistent Director Toby Hefferman schlüpften dafür in die Rollen der Comic-Charaktere Tag und Bink.
... dann die Zukunftsdiskussion!
Doch zurück in die Gegenwart, die für Disney und Lucasfilm ungewohnt unerfreulich aussieht. Solo - A Star Wars Story kam alles andere als berauschend aus den Startlöchern und nicht ansatzweise ans Auftaktergebnis des vorherigen Standalone-Films, Rogue One - A Star Wars Story, heran. So bahnt sich ein Flop an, der Disney und Lucasfilm dazu bewegen könnte, ihre bisherige Strategie zu überdenken. Die meisten Box-Office-Analysten haben die Tatsache, dass Solo - A Star Wars Story gerade mal fünf Monate nach Star Wars - Die letzten Jedi ins Kino gekommen ist, und eine damit einhergehende Star Wars-Müdigkeit beim Publikum als Hauptproblem ausgemacht.
Während Disney und Lucasfilm weiterhin daran festhalten, einen Star Wars-Film pro Jahr herauszubringen, wird man vermutlich keine zwei Filme mehr so kurz nacheinander veröffentlichen, ganz gleich, ob es sich um Saga-Episoden oder Anthologie-Filme handelt. Zudem dürfte man das Jahresende nun endgültig als bevorzugten Startplatz betrachten, ist der Sommer mit Blockbustern doch geradezu vollgestopft. Star Wars - Das Erwachen der Macht, Rogue One - A Star Wars Story und Star Wars - Die letzten Jedi liefen alle Mitte Dezember an, ohne ernsthafte direkte Konkurrenz, und waren die erfolgreichsten Filme des jeweiligen Jahres. Dagegen musste Solo - A Star Wars Story nur eine Woche nach Deadpool 2 und rund einen Monat nach Avengers - Infinity War ran, was ebenfalls zur Misere beigetragen haben könnte.
Davis Hollis, Disneys Vermarktungschef, denkt, dass es eine Frage der Frequenz ist und wie häufig die Leute ins Kino gehen. Ist es ihnen für ein drittes Mal innerhalb von fünf Wochen zu viel und zu früh, fragt er sich unter Berücksichtigung dieser beiden vorausgegangenen Blockbuster. Am bislang (vor allem außerhalb der USA) ernüchternden Einspielergebnis von Solo - A Star Wars Story beschönigt Hollis nichts, allerdings bittet er darum, mit einer Einschätzung dessen noch abzuwarten, bis etwas mehr Zeit verstrichen ist. Sie haben viel Arbeit vor sich, um zu verstehen, wie es dazu kam, weiß er. Und damit haben sie bereits begonnen. Ihnen bleiben ja noch eineinhalb Jahre, bis im Dezember 2019 Star Wars - Episode IX erscheint - genügend Zeit für Disney und Lucasfilm, um sich neu zu sortieren, ehe sie die nächsten Schritte verkünden. Denn vor Star Wars - Episode IX steht kein anderer Star Wars-Film mehr an, und darüber hinaus ist noch keiner datiert.