Der Weltraum, unendliche Weiten... Es war der 8. September 1966, als die Zuschauer im US-Fernsehen erstmals diese berühmten Worte vernahmen. Was folgte, war eine beispiellose Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält. Fast sechs Jahrzehnte später begleitet uns Star Trek immer noch durchs Fernsehen und Kino. Wie ist es dazu gekommen?
Wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist
Im Jahr 1959 versuchte sich Drehbuchautor Gene Roddenberry an seiner ersten, selbst konzipierten Serie, 333 Montgomery Street. Ein Pilotfilm wurde produziert, die Serie jedoch abgelehnt. Hauptdarsteller damals war ein gewisser DeForest Kelley, der später als Dr. "Pille" McCoy berühmt werden sollte.
Mit einem anderen Projekt hatte Roddenberry kurze Zeit später mehr Glück. The Lieutenant lief von 1963 bis 1964 auf dem Sender NBC. Die produzierenden MGM Studios waren mit dem Erfolg zufrieden und wollten von ihm eine weitere Serie. Also entwickelte er die Idee zu Star Trek.
Die Serie sah anfangs noch etwas anders aus: Statt einer Enterprise gab es die SS Yorktown und statt Kirk hieß der Captain noch Robert M. April. Einzig Spock tauchte auch schon in diesen frühen Entwürfen auf.
MGM lehnte die Idee ab, doch Roddenberry ließ nicht locker. Er ging zu den Desilu-Studios, die wenig später von Paramount aufgekauft werden sollten, und dort wurde der Pilotfilm Der Käfig (The Cage) produziert, nun mit Christopher Pike als Captain der Enterprise. Roddenberry übergab diesen 1965 an NBC. Die empfanden den Film als zu anspruchsvoll für das Publikum mit zu geringer Action. Man glaubte nicht, dass die Zuschauer es verstehen würden. Roddenberry bekam jedoch eine seltene zweite Chance, Details wurden geändert und der Hauptdarsteller ausgetauscht. Fortan sollte William Shatner als Captain James T. Kirk das Kommando innehaben und heraus kam der zweite Pilotfilm Die Spitze des Eisbergs (Where No Man Has Gone Before). Dieses Mal gab NBC grünes Licht.
Als erste Episode wurde Das Letzte seiner Art (The Man Trap) am besagten 8. September 1966 ausgestrahlt. Der eigentliche Pilotfilm folgte wenige Wochen später.
Die Crew bestand neben Shatner zum Teil aus Schauspielern, mit denen Roddenberry bereits in The Lieutenant zusammengearbeitet hatte, darunter Nichelle Nichols und Leonard Nimoy. Und eben DeForest Kelley aus seiner nicht produzierten ersten Serienidee.
In Staffel 2 stieg dann noch mit Walter Koenig in der Rolle des Russen Chekov ein weiterer Schauspieler aus The Lieutenant hinzu. Mit ihm hatte man nun einen Russen auf der Brücke inmitten des Kalten Krieges, einen Schauspieler japanischer Abstammung etwas mehr als 20 Jahre nach Pearl Harbor und eine schwarze Frau in einer führenden Position, zu einer Zeit, in der noch die Rassentrennung im öffentlichen Leben angewendet wurde. Star Trek stellte dies als Normalität in einer Zukunft dar, die den Menschen Hoffnung machte.
Diversität ist heute in Hollywood ein beliebtes Wort, bedenkt man jedoch die Zeit, in welcher die Serie produziert wurde, so war sie wohl so divers wie nur selten etwas zuvor und danach.
Auch sonst setzte die Serie Maßstäbe, zuweilen auch sehr kontroverse. In der Episode Platons Stiefkinder (Plato´s Stepchildren) kommt es zu einem Kuss zwischen Uhura und Kirk. Es war der erste Kuss einer schwarzen Frau und eines weißen Mannes im US-Fernsehen und sorgte für teils heftige Proteste. Einige Bundesstaaten weigerten sich, die Episode auszustrahlen. In einigen Regionen der USA wird sie zum Teil auch heute noch nicht gezeigt.
Schon am Ende der ersten Staffel sahen die Quoten jedoch nicht gut aus und es drohte bereits die Absetzung. Es kam zu Protesten der Fans und schließlich bekam die Serie noch eine Chance. Aber auch die zweite Staffel lief nicht wirklich besser und erneut mussten die Fans per Protestaktion eine Fortsetzung einfordern. NBC hatte jedoch genug, die dritte Staffel wurde auf einen undankbaren Programmplatz verlegt und die Zuschauerzahlen sanken so noch mehr. Es war das vorläufige Ende der Abenteuer der Enterprise und dieses Mal konnten auch die Fans daran nichts mehr ändern. Zumindest fürs erste nicht.
In Deutschland mussten wir bis zum 27. Mai 1972 warten, bis mit der Episode Morgen ist Gestern (Tomorrow is Yesterday) erstmals eine Folge von Star Trek, im Deutschen umbenannt in Raumschiff Enterprise, vom ZDF ausgestrahlt wurde. Insgesamt wurden 39 Folgen gezeigt, jedoch teils gekürzt und auch nicht immer korrekt ins Deutsche übersetzt. Ab 1987, nachdem SAT.1 sich die Rechte gesichert hatte, wurden auch die noch fehlenden Folgen ausgestrahlt. Alle, bis auf eine: Schablonen der Gewalt (Patterns of Force). Hier landen Kirk und Spock auf einem Planeten, der augenscheinlich von Nazis regiert wird. Erst 1995 wurde diese Episode in Folge der Videoveröffentlichung der Serie auch ins Deutsche übersetzt. Am 25. Juli 1999 erfolgte die erstmalige Ausstrahlung im Pay-TV auf DF1, dem Vorläufer von Sky und Premiere. Noch bis zum 4. November 2011 sollte es jedoch dauern, bis die Episode auf ZDFneo auch endlich im Free-TV zu sehen war.