Bewertung: 3.5 / 5
33 Jahre nach der Kinoveröffentlichung von Tobe Hoopers Poltergeist, das zwei Fortsetzungen nach sich zog und für drei Oscars nominiert war, bringt Regisseur Gil Kenan die Neuauflage des Horrorklassikers in die Kinos. Jeder von uns hat sicherlich schon mal vom Fluch um den Film gehört, dem Mysterium, das sich um einige Todesfälle von Darstellern rankt, sowie von Spielbergs gravierender Einflussnahme als Produzent auf den Film. Kurzum, so manche Story war dem Erfolg von einst sicher nicht abträglich, nun also die Neuauflage im Jahr 2015 nach all den paranormalen Aktivitäten und Geisterfilmen der letzten Jahre. Ob diese mithalten kann?
VIDEOKRITIK
Trailer zu Poltergeist
Familie Bowen zieht in eine kleine US-amerikanische Stadt und hofft, sich dort schnell einzuleben. Mit Teenietochter Kendra (Saxon Sharbino) und ihren zwei jüngeren Geschwistern Griffin (Kyle Catlett) und Maddy (Kennedi Clements) ist das Leben für Vater Eric (Sam Rockwell) und Mutter Amy (Rosemarie DeWitt) schon aufregend genug, aber die Bowens ahnen nicht, dass es noch aufregender geht: Dummerweise steht das frisch erworbene Heim auf einem ehemaligen Friedhof, der nicht so umgelegt wurde, wie es öffentlich verkündet wurde. Griffin und Maddy spüren sofort, dass etwas im Haus nicht stimmt, auch wenn alles anfänglich noch ein großer Spaß für die Kinder ist. Doch elektromagnetische Ladungen, obskure Vorkommnisse und unheimliche Wandschränke verbergen ein düsteres Geheimnis...
Poltergeist Kritik
Wir schreiben das Jahr 2015, mehrere erfolgreiche Teile von Paranormal Activity liegen hinter uns, dieses Jahr läuft Insidious 3 und viele andere Filme kamen und gingen, die in den letzten Jahren unheimliche Phänomene, Geister und die Schattenwelt zum Thema hatten. Nicht zur Zombies laden also zum wohligen Gruseln ein und so war es wahrscheinlich wirklich nur eine Frage der Zeit, bis der Geisterklassiker schlechthin für das heutige Kinopublikum neu aufgelegt wurde. Mehr als 30 Jahre sind vergangen und was einst funktionierte, klappt auch heute noch ganz gut, wenn man Abstriche macht.
Wir müssen nicht betonen, dass Kenner von Poltergeist das Remake in vielen Punkten mit dem Original vergleichen werden und damit auch so mancher Überraschungseffekt flöten geht. Ja, es gibt sie, die deutlichen Parallelen - abgesehen von der Story - seien es der garstige Clown, der Baum oder auch der Fernseher als Mittler zur Totenwelt. Dennoch gelingt es Regisseur Gil Kenan (Monster House, City of Ember - Lauf gegen die Dunkelheit) die Geschichte um das unheimliche Gebäude mit Nuancen spannend genug für die Neuzeit aufzubereiten und nicht mit Referenzen - und sogar ein, zwei Szenen zum Schmunzeln - ans Original zu geizen.
Nein, Poltergeist kann nicht so einschlagen wie damals, dazu haben wir alle zu viel im Kino erlebt, ist das Thema auch fast schon etwas zu breitgetreten. Warum es aber dennoch Spaß macht, die Neuauflage zu schauen, liegt zum einen an der überzeugenden Besetzung und auch einigen Änderungen, die die bekannte Geschichte wie eine Bettdecke neu aufschütteln. Wir gehen an dieser Stelle nicht auf Details ein, aber Sohn Griffin wird mehr Bedeutung eingeräumt und auch die Wahl von Jared Harris als TV-Zampano und Medium (zuvor Zelda Rubinstein als Tangina Barrons) bringt Abwechslung in die Geisterbude.
Es mag im ersten Moment befremdlich wirken, wenn das "traute" Heim der Bowens für die Geisteraustreibung mit allerlei technischem Schnickschnack und nicht zuletzt einer Drohne bestückt wird, um dem bösen Treiben ja nur ein Ende zu setzen. Das kann Old-School-Puristikern ein Dorn im Auge sein, aber Hand aufs Herz, würden wir nicht alle die heutige Technik bis zum Gehtnichtmehr einsetzen, um unsere Lieben zu retten - und um eventuell sogar einen Blick in die Totenwelt werfen zu können?! Dahingehend können wir mit so manchen getroffenen Entscheidungen bei Poltergeist gut leben, auch wenn der kultige Charme des Erstlings natürlich nicht erreicht werden kann.
Positiv fällt auch auf, dass das Verhalten der Familie nicht nur in einer Szene etwas realistischer wirkt. Wo bspw. Mrs. Freeling einst viel zu abgeklärt wirkte, die später kurz vorm Finale noch schnell ein Bad nimmt neben ungepackten Kartons, verhalten sich die Bowens deutlich verwirrter und unentspannter - was auch ehrlich gesagt naheliegt. Diesbezüglich ist selbst die finale Szene vorm Abspann herzerfrischend normal.
Poltergeist Bewertung
Wer sich darauf einlässt, dass die Tricks nicht mehr (mit echten Leichen) handgemacht sind, trotzdem den einen oder anderen gut punktierten Schreckmoment sucht und sich dabei ertappen will, Parallelen zu zählen, der macht mit Poltergeist im Kino nichts falsch. Man bekommt, was man erwartet, die altbekannte Geschichte transportiert in die Neuzeit und mit Kindern, die gar nicht mal so übel gecastet sind. Kennedi Clements ist mindestens ebenso süß wie Heather O'Rourke, auch wenn keine so schnell "Sie sind hiiiieeeer..." toppen wird können.