In den Marvel-Comics ist Ultron praktisch unbesiegbar: Abgesehen von seiner künstlichen Intelligenz ist er superstark und superschnell, hält enorm viel aus, kann sein Bewusstsein transferieren und sich selbst neu erschaffen, um nur einige seiner Fähigkeiten zu nennen. Wirklich ausschalten kann man ihn so kaum - was für Avengers 2 - Age of Ultron ein Problem darstellte, da es in Superheldenfilmen nun mal so ist, dass die Guten am Ende triumphieren sollen. Deshalb blieb Joss Whedon nichts anderes übrig, als den von James Spader gespielten Roboterbösewicht zu bremsen.
Superkräfte in Comics seien immer wie "Und dann kann ich die Polarität deiner Ionen umkehren!", erklärt Whedon. Für Avengers 2 - Age of Ultron müsse man alles aber viel mehr erden. Im Fall von Ultron bedeutet das, dass er etwas weniger allmächtig sein musste, schlicht und einfach, weil er sonst gewinnen würde. Schwächen, Bedürfnisse, Marotten, Bündnisse und echtes Interesse dafür, was die Leute von ihm denken, machen ihn außerdem zu einem Charakter, nicht nur zu einer Flutwelle. Filme über eine Flutwelle können zwar auch großartig sein, so Whedon, unterscheiden sich aber von einem Konflikt zwischen einer Seite und der anderen.
Wenn Ultron spreche, habe er mit seinen Argumenten irgendwie auch Recht, obwohl er völlig durchgeknallt ist. Er hasst die Avengers dafür, dass sie ihn in diese Welt geholt haben, und kann das gar nicht richtig ausdrücken oder überhaupt verstehen, wie sehr er die Menschheit verabscheut. Für Whedon war Ultron darum extrem spaßig zu schreiben, auch wenn seine Kräfte in Avengers 2 - Age of Ultron ein bisschen anders sind als im Comic - er könne bestimmte Dinge kontrollieren und verschieße nicht nur Repulsor-Strahlen.
Alle, die befürchten, der Film werde durch neue Charaktere wie Quicksilver (Aaron Taylor-Johnson) und Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) zu sehr aufgebläht, kann Whedon beruhigen. Beide haben eine Ursprungsgeschichte, die aber größtenteils beschrieben wird. Wenn Avengers 2 - Age of Ultron in Gang gekommen ist, sind auch sie schon startklar. Man wolle ja nicht ins Spider-Man 3-Territorium fallen, meint Whedon. Und das sage er als jemand, der diesem Film ganz positiv gegenübersteht, weil es dort ein paar tolle Sachen gebe. Irgendwann komme jedoch ein Punkt, an dem es vor lauter Vorder- und Hintergrundgeschichten zu überladen werde.
Normalerweise versuche er daher instinktiv, mit dem auszukommen, was er habe, und nicht noch mehr hineinzustecken. Bei Avengers 2 - Age of Ultron bestand Whedon aber darauf, noch mehr hineinzustecken, weil er mehr Schurken brauchte, jemanden, mit dem Ultron reden kann und der es den Avengers noch schwerer macht. So mächtig Ultron auch sei, wenn er weitere Ultrons baue, seien sie immer noch Ultrons. Er habe also keinen Grund, sich jemals mit ihnen zu unterhalten, schließlich sind sie er. Damit dürfte auch feststehen, dass Quicksilver und Scarlet Witch zumindest anfangs gegen die Avengers arbeiten statt mit ihnen zusammen.
Avengers 2 - Age of Ultron flimmert ab dem 23. April über unsere Kinoleinwände.