Bewertung: 2.5 / 5
Was Fast & Furious - Hobbs & Shaw fehlt, sind nicht coole Sprüche und toll harmonierende Hauptdarsteller, sondern eine einigermaßen spannende Handlung und etwas mehr Bodenhaftung. Beim Versuch, sich ständig zu überbieten und der coolste Film im Kino zu sein, schießt man regelrecht übers Ziel hinaus. Kein Totalausfall und fern davon, unspaßig zu sein, ist Fast & Furious - Hobbs & Shaw vor allem wegen seiner gestreckten Laufzeit zum Ende etwas mehr Arbeit als nötig gewesen wäre.
Fast & Furious - Hobbs & Shaw Kritik
Ein Killervirus, die Schneeflocke, landet im wahrsten Sinne des Wortes in den Händen von Hattie (Vanessa Kirby) und die muss untertauchen, denn nicht nur die Geheimdienste sind hinter ihr her, auch Supersoldat Brixton (Idris Elba), der im Auftrag einer Geheimorganisation den Virus braucht, um die Menschheit auf eine neue Evolutionsstufe zu hieven. Der hat aber die Rechnung ohne Luke Hobbs (Dwayne Johnson) und Deckard Shaw (Jason Statham) gemacht, denn Luke hat rein zufällig etwas gegen einen Genozid und Deckard ist rein zufällig der Bruder von Hattie...
Trailer zu Fast & Furious - Hobbs & Shaw
Die Fast & Furious-Reihe hat sich in den letzten zehn Jahren zu einem der erfolgreichsten Franchises weltweit gemausert, wobei es schwer ist, das eine Argument zu finden, welches dafür verantwortlich ist. Mit Fast & Furious - Hobbs & Shaw wagt man nun das Experiment, dieser Frage mögliche Antworten zu liefern, indem man ein wenig an der Erfolgsformel herumdoktert.
So handelt es sich dieses Mal nicht um einen klassischen Teil der Reihe, sondern um den ersten direkten Ableger, der das filmische Universum erweitert, dabei auf sehr bekannte Elemente setzt, aber auf Vin Diesel und seine Crew als Kern der Marke verzichtet. Nachdem sich jener mit The Rock verkracht hat und beide wohl nie wieder gemeinsam vor die Kamera treten wollen, ist es nur logisch, dass man mit The Rock und Statham auf die Darsteller setzt, die zuletzt in Fast & Furious 8 zu den Lichtblicken gehörten und eine großartige Chemie versprühten.
Doch so richtig will der Funke dieses Mal nicht überspringen und es liegt wirklich nicht daran, dass ein testosterongeschwängerter Diesel fehlt, denn auch in Fast & Furious - Hobbs & Shaw wird auf super hip gemacht. Mit Idris Elba hat man einen obercoolen Superschurken parat, der selbst dauernd Sprüche klopft und die Chemie zwischen Statham und Johnson stimmt in vielen Szenen ebenso. Das alles ist das Salz in der Suppe, um diesen Trip zu genießen, doch die Probleme sind woanders zu finden und vor allem in der recht banalen Story begründet. Diese war zwar noch nie eine besondere Stärke der Reihe und diente in erster Linie dazu, alles beisammen zu halten, doch sind der nun präsentierte Supervirus und die Motivation von Brixton nicht nur extrem dünn, sondern inzwischen extrem ausgelutscht.
Überhaupt ist die Jagd nach dem Virus nichts weiter als der altbekannte MacGuffin, der als Plotdriver nur einen Grund liefern soll, wahllos Schauplätze aneinanderzureihen, die optisch ansprechend sind und in einer actiongeladenen Sequenz kaputtgemacht werden können. Dies könnte kurzweilig sein, wenn dabei nicht zwei erhebliche Negativpunkte zum Tragen kommen: Da wäre einmal die Laufzeit zu nennen, die mit 136 Minuten zwar auf Augenhöhe mit den letzten Teilen ist, hier aber ganz gewaltig an den Nerven der Zuschauer nagt. 20 oder sogar 30 Minuten weniger hätten die Ermüdungserscheinungen deutlich gesenkt. Irgendwann hat man sich an diesem Effektfeuerwerk sattgesehen und auch wenn versucht wird, immer wieder ruhige Momente zu streuen, läuft es am Ende nur auf coole Sprüche und Explosionen hinaus.
Der zweite Negativpunkt, und für uns das Hauptproblem, warum zum Ende hin die Laune merklich in den Keller geht, ist der ständige Versuch, alles zu überbieten. Wie schon in den Filmen zuvor, verliert man mit zunehmender Laufzeit immer mehr die Bodenhaftung und den Bezug zur Realität, so dass die Action viel zu übertrieben wirkt und direkt einem Computerspiel entsprungen sein könnte. Denn auch ein Film wie Fast & Furious - Hobbs & Shaw braucht ein gewisses Maß an innerer Logik, der er folgt, doch bei so viel übermenschlicher Übermacht und wenn Physik keine Rolle mehr spielt, schaltet man als Zuschauer notgedrungen einfach ab. Nicht zu vergessen der abstruse Endkampf, der innerhalb überschaubarer Minuten zwischen Nacht, hellem Tageslicht und Wolkenguss wechselt, nur um entfernt eine Aussage von Hobbs zu untermauern. Da ist der Vergleich zu Uwe Boll nicht fern.
Aber, und das ist uns bewusst, der Film hat eine bestimmte Zielgruppe und den Großteil dieser wird er zufriedenstellen. Glaubwürdige Actionhelden, die man sich im Notfall herbeiwünscht, sind heutzutage eh im Kino ausgestorben und so weiß Fast & Furious - Hobbs & Shaw in seinen guten Momenten zu unterhalten, schöne Bilder zu liefern und ein paar gut platzierte Gags zu positionieren. Dies hebt den Film zwar nicht über Mittelmaß, reicht aber, um den Gang ins Kino nicht zu bedauern. Nur den Abspann hätte man sich schenken können, denn der öffnet nicht nur die Tür für eine Fortsetzung, sondern spoilert gleichzeitig so massiv Game of Thrones, dass wir nur allen, die die Serie noch nicht zu Ende geschaut haben, ans Herz legen, frühzeitig den Kinosaal zu verlassen.