
Bewertung: 3 / 5
Das "neue" Kinojahr ist da und mit ihm ein neuer Shyamalan - Old. Nicht sein bester Film, aber dennoch unterhaltsam und überaus effektiv: Ein Film, der Angst machen will und über eine lange Strecke auch ein schaurig-schönes Unwohlsein erzeugt.
Old Kritik
Guy (Gael García Bernal) und Prisca (Vicky Krieps) wähnen sich überglücklich, als sie mit ihren beiden Kindern ein grandioses tropisches Hotelanwesen für ihren Urlaub finden. Zu Beginn ist alles paradiesisch schön und wird noch interessanter, als der Hoteldirektor eine Tagestour zu einem exklusiven abgelegenen Strand vorschlägt. Was die Familie und die anderen Erwählten nicht ahnen, der Strand beherbergt eine schockierende Erkenntnis: Jeder Mensch altert in Stunden um Jahre. So werden aus Kindern Erwachsene und scheiden Menschen, die eben noch mitten im Leben standen, dahin. Es scheint kein Entkommen vor dem morbiden Geheimnis zu geben, das sich schleichend unter den Gästen ausbreitet...
Trailer zu Old
An M. Night Shyamalan arbeitet man sich gerne ab. Der Regisseur wird auf Lebzeit mit dem einst überraschend grandiosen Sixth Sense in Verbindung gebracht und damit auch daran gemessen werden, komme, was da wolle. Ein schwieriger Stand, insbesondere wenn man es sich zur Aufgabe gemacht hat, jeden Film mit einem Twist zu bereichern, was mal mehr, mal weniger gut gelingt. Auch Old haut in diese Kerbe, jedoch liegt es an jedem von uns, wie nah uns das Thema Tod geht und ob die Dramaturgie der eigenen Erwartungshaltung gerecht wird.
Old schafft es, von der ersten Sekunde an, eine bedrückende Anspannung zu erzeugen. Man weiß ja, dass was kommt, schließlich ist man schlauer als die Figuren im Film und wartet dementsprechend auf die erste Kerbe im Paradies. Und die kommt schnell, und zwar mit einigen schauderhaften Momenten. Dabei muss man nicht mal vom körperlichen Verfall sprechen, ist die psychologische Komponente doch umso kraftvoller, die man als Zuschauer miterlebt.
An dieser Stelle hätten wir uns jedoch mehr Einsatz vom Film gewünscht. Auch wenn Shyamalan versucht, philosophisch anzuknüpfen, ist dieser Firnis überaus dünn und schafft es Old nicht in Gänze, den Schrecken zu transportieren, der einen unweigerlich befällt, wenn man erkennt, wie aus Stunden Jahre werden und der Körper gebrechlicher. Zwar wird gerade im Hinblick auf Priscas und Guys Kinder versucht das Ganze greifbar zu machen, jedoch hätte der Film in dieser Hinsicht um einiges kraftvoller sein können. Andererseits muss man den Protagonisten auch zugestehen, dass für philosophische Grübelei einfach nicht viel Zeit bleibt, will man noch was vom Leben haben.
Bezogen auf die Besetzung ist das Casting gelungen, nur mögen wir Vicky Krieps lieber in Filmen wie Der seidene Faden, wo sie mit ihrer etwas unnahbaren Art und eleganten Erscheinung mehr wirken kann. An ihrer Seite sind mit Bernal und Rufus Sewell noch zwei bekannte Gesichter zu sehen, und natürlich ist auch Shyamalan nicht nur hinter der Kamera dabei.
Alles in allem haben wir zwar keinen entspannten, aber überaus passablen Kinomorgen erlebt. Wie bereits eingangs angedeutet, ist Old nicht sein bester Film, aber bei weitem auch nicht sein schlechtester, und Freunde seiner Filme werden wahrscheinlich nicht enttäuscht sein. Man geht ein bisschen depressiv aus der Vorstellung, aber wenn dann draußen die Sonne scheint, ist alles wieder gut. Obwohl...
