Bewertung: 4 / 5
Alita - Battle Angel, oder besser gesagt "Battle Angel Alita", begleitet uns seit dem Beginn von Moviejones, denn das Filmprojekt von James Cameron gehörte zu den ersten 400 Filmen, die wir in unsere Datenbank aufnahmen. Dass es nunmehr zwölf weitere Jahre dauern sollte, bis sein Herzensprojekt - mit ihm als Produzent - erschien, konnte keiner ahnen. Aber was lange währt, wird gut und trotz des undankbaren Februarstarts haben wir ein imposantes und actionreiches Sci-Fi-Märchen gesehen, das auf dem berühmten japanischen Manga beruht.
Alita - Battle Angel Kritik
Der Cyber-Doktor Ido (Christoph Waltz) findet auf einem Schrottplatz in Iron City den zerstörten, aber noch aktiven Körper eines Cyborgs. In seiner Klinik flickt er den Körper zusammen und gibt dem offenkundig weiblichen, jungen Wesen den Namen Alita (Rosa Salazar). Als sie erwacht, kann sie sich an nichts erinnern und muss das "Leben" neu lernen. Auf ihren Streifzügen in der Stadt lernt sie den Jungen Hugo (Keean Johnson) kennen und durch ihn auch die Freude an Motorball, einer intensiven Sportart, die unzählige Fans anzieht. Eines Tages erkennt Alita jedoch, dass sie über spezielle Kampffähigkeiten verfügt und auf der Suche nach ihrer Vergangenheit und als möglicher "Hunter Warrior" könnten ihr diese unschätzbare Dienste erweisen...
Trailer zu Alita - Battle Angel
Wirkten die Effekte von und um Alita vor allem im ersten Trailer extrem befremdlich, legt sich dieses Gefühl im Kinosessel unglaublich schnell. Dies hat zum einen mit den Optimierungen, vor allem an den Augen, zu tun, aber auch, weil besonders Alita extrem glaubwürdig inszeniert ist und ihre Emotionen, Regungen und Interaktionen echt wirken. Ein spürbarer Schritt nach vorne, vor allem wenn dies mit dem CGI-Einheitsbrei verglichen wird, der sonst dem Zuschauer serviert wird. Hier zeigt sich wohl auch die Erfahrung von James Cameron, der dem Regisseur Robert Rodriguez beratend zur Seite stand, obwohl er genug mit seinem eigenen Avatar-Mamutprojekt zu tun hat.
Wer mit den Mangas bisher noch nicht in Kontakt gekommen ist, wird unweigerlich einige Motive in Alita - Battle Angel wiedererkennen. Gewisse Ähnlichkeiten zu anderen Cyberpunkgeschichten sind dabei einfach nicht zu verhindern, vor allem Ghost in the Shell und Akira fallen einem sofort ein. Aber auch sonst bedienten sich andere Macher inspirativ an der Vorlage und da fällt einem Elysium aus der jüngsten Zeit ein. Dennoch wirkt es nicht so, als hätte man das alles schon einmal gesehen. Zwar wird auch hier eine eher dystopische Vision gezeichnet, wir sind aber weit von der depressiven Stimmung eines Blade Runner entfernt. Wir erleben die Welt durch die Augen eines fast verspielten Mädchens, welches rausfinden muss, wer es ist und wie die Welt funktioniert, erste Liebe inklusive. Klingt kitschig, passt im vorliegenden Plot aber sehr gut, vor allem da der Film auf den ersten Blick mit zwei Stunden gar nicht so lang erscheint, sich aber eben nicht in unzähligen Actionsequenzen verliert und somit viel Zeit der Entfaltung zentraler Figuren widmet.
Zwar bleiben einige Protagonisten und Motivationen dennoch etwas blass und hätten mehr Ausarbeitung verdient gehabt, anderseits ist hier auch klar zu sagen, dass wir es mit dem Auftakt einer viel größeren Geschichte zu tun haben. Denn Alita - Battle Angel bedient sich vor allem der ersten beiden Mangas von Yukito Kishiro, auch wenn bis Band 4 Elemente zu finden sind. So spielt Motorball schon eine wichtige Rolle, was gerade Fans gefallen dürfte. Anders sieht es mit den Figuren im Hintergrund aus; während Vector (Mahershala Ali) und Chiren (Jennifer Connelly) als zentrale Antagonisten in diesem Film herhalten, lauert im Hintergrund immer dieser obskure Nova, der von zentraler Bedeutung für Alitas Vergangenheit ist. Die Geschichte hierzu ist für den Zuschauer aber nur schwer zu greifen, überlagert manchmal den Hauptplot und verkompliziert manches. Kenner der Mangas wissen, wie wichtig diese Handlung später noch werden wird, aber hier bleiben erst mal nur Fragezeichen.
Gerade weil der finanzielle Erfolg von Alita - Battle Angel nicht garantiert ist und der Kinostart im Februar extrem unglücklich gelegen, bleibt zu befürchten, dass der Film sich damit für eine Marschrichtung entschieden hat, der man letzten Endes nie folgen wird. Es wird sehr stark auf den internationalen Erfolg ankommen, ob ein zweiter Teil überhaupt realistisch ist und auch dann hängt vieles in Zukunft von Disney ab, die bald die Rechte an dem Film besitzen werden. Gerade diese ungewisse Ausgangslage hängt wie ein Damoklesschwert über dieser Story, denn Alita - Battle Angel ist erstaunlich gut geworden, sieht man von kleineren Macken ab. Die Besetzung ist abwechslungsreich, das Setting erfrischend, die Herangehensweise anders, für einen Blockbuster alles ziemlich emotional, und hätte man hier und da statt auf Computer sogar noch etwas praktische Effekte verwendet (wir sagen nur Gehirn), wäre sogar noch mehr drin gewesen.
Was bleibt ist die Erkenntnis, dass Robert Rodriguez durchaus in der Lage ist, einen Big Budget-Film zu stemmen und das Ergebnis dann auch zu überzeugen vermag. Jetzt müssen das nur noch mehr als eine Handvoll Zuschauer erkennen, dass hinter den Trailern mehr steckt und dass die auf den ersten Blick vielleicht einfache Story Überraschungen bereithält - die noch gar nicht abzusehen sind und rückblickend als ziemlich großer Mindfuck in die Kinogeschichte eingehen könnten, wenn man dem Film die Reihe schenkt, die er und die Zuschauer verdienen. Also Daumen drücken und hoffen, dass wir Alita irgendwann noch einmal wiedersehen.