Bewertung: 4 / 5
Nachdem ein berühmter Rockstar mit einem Eispickel ermordet wurde, wird schnell die Freundin des Mordopfersd verdächtigt. Die Autorin Catherene Tramell (Sharon Stone) gerät nun in das Visier des Ermittlers Nick Curran (Michael Douglas), da sich der Mord exakt so zugetragen hat, wie in ihrem neuen Buch, in dem ebenfalls ein Rockstar mit einem Eispickel ermordert wird. Die verführerische Blondine schafft es den Detective so in ihren Bann zu ziehen und offenbart ihm, daß in ihrem nächsten Buch ausgerechnet ein Polizist das Mordopfer ist.
In den seltensten Fällen sieht man eine solch spannende Dynamik zwischen den Hauptakteuren der Handlung. Wie ein Sog verfällt der von Douglas gespielte Nick Curran der mysteriösen Schriftstellerin. Und dafür braucht es nicht mal eine Erklärung. Denn normalerweise würde man das als Hollywood-Blödsinn abtun, da es keine wirkliche Grundlage für diese Form der Anziehung gibt. Doch Sharon Stone hat diese Anziehung. Sie nimmt diesen eigentlich doch recht simpel wirkenden Charakter und macht ihn sich zu eigen. Man bekommt zu jeder Zeit das Gefühl als habe sie alles unter Kontrolle. Gleichzeitig versteckt sie auch eine gewisse Verletzlichkeit, die sich bis zum Schluß nicht völlständig erklären lässt.
Die Dynamik der Charaktere ist auch nicht zuletzt deshalb so spannend, weil sie eben mit den klassichen Filmtropen spielt. Das bedeutet im Kern, daß man im Normalfalle eben einen starken, nie scheiternden, strahlenden Helden hat, der die gerbrechliche, unsichere Femme Falate retten muss. Doch nicht so in diesem Film. Je mehr sich Nick Curran in die Abgründe der Vergangenheit begibt, desto ausgelieferter ist er. Er ist verbohrt, weil er das rational nicht mehr begründen kann und weiß auch nicht um eine andere Lösung, als sich seinen eigenen Trieben hinzugeben. Damit gibt uns Skandalnudel Paul Verhoeven eine Aufklärung in Sachen Feminismus und gleichzeitig eine Persiflage auf das klassische Hollywoodkino, daß nicht zuletzt auch unter Helden wie Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone an einem Testosteronüberschuß erkrankte.
Überdies passt sich auch die Musik von Jerry Goldsmith dem Spiel an. Sie ist so ruhig und hat eine für mich starke melancholische Note. Irgendwas lauert da und irgendwie möchte etwas ausbrechen. Sie hat etwas romantisches, aber gleichzeitig ist sie nie zu überpräsent, sodass sie einen aus dem Film rausreißen würde. Es entsteht eben völlige Verwirrung, die sich auch über die gesamte Laufzeit des Films hält.
Wobei sich dies nicht über den gesamten Film als Solches sagen lässt. Denn ja, auch dieser Film krankt an dem ein oder anderen Pacing-Problem. Gerade zur Mitte hin, kann man dem Ende schon ein wenig auf die Schliche kommen. Geschulte Augen werden dabei erkennen, daß hier ein wenig getrickst wird und der Zuschauer eben auf eine falsche Fährte gelockt werden soll. Ich für meinen Teil habe das zumindest da noch nicht glauben können.
Aber im weiteren Verlauf wird dies dann glücklicherweise deutlich. Man stellt sich dabei die Meta-Frage und fragt sich, wieso Nick ihr nun verfällt. Wieso, wieso, wieso? Doch je länger man sich mit dem Charakter befasst umso interessanter wird er und es ist klar, warum er es zumindest nicht lassen kann. Diese Form der Obsession, die eben nie Rational erscheint, ist eine der zentralsten Fragen unseres gesamten Seins. Denn dafür gibt es keine Wissenschaft, oder vielleicht doch und wir haben sie nur noch nicht ordentlich definiert.
Und Verhoeven wäre nicht Verhoeven, wenn er sich nicht den ein oder anderen Spaß mit dem prüden Publikum erlauben würde. Sicherlich fanden die pubertären und pubertär gebliebenen Geister der 1990er Jahre großen Gefallen an einer entblößten Sharon Stone. Und ja, sie hat diese Gravitas. Wobei sie schlicht und ergreifend einfach großertig im Film ist. Hier könnte man dem Film pure Provokation vorwerfen, doch Verhoeven provoziert nicht um der Provokation Willen. So macht es eher ein Lars von Trier. Diese Szenen dienen weiterhin der Obsession, aber auch gleichzeitig der Macht und Dominanz, die dieser Charakter ausstrahlt. Es geht eher um Feminismus wenn man so will. Es geht darum zu zeigen, wie stark das vermeintlich schwache Geschlecht ist. Wenn man das jetzt weiter spinnt, könnte man sicherlich wieder eine endlos lange Diskussion führen, daher halte ich mich jetzt kurz. Eine zentrale Rolle nimmt dabei auch die von Jeanne Tripplehorn gespielte Dr. Beth Garner ein.
Es sollte niemanden wundern, daß der Titel des Films Basic Instinct, also Urinstinkt lautet. Alles hat eine starke Meta-Komponente die man hier auf das Sexleben, auf das erste Bauchgefühl, wie auch auf alle Charaktere anwenden könnte. Der Zuschauer bekommt das Gefühl gar nicht zu wissen, da eben auch irrationales im Film stattfindet und stark propagiert wird. Was jetzt wahr ist und was nicht, bleibt im Endeffkt eine Deutungsfrage. Doch nicht wie so häufig ist diese Frage bloß eine Frage um möglichst clever zu wirken. (Siehe: M. Night Shyamalan) sondern um sich philosophisch damit zu befassen. Und nicht nur sind Provokationen da, um mal provoziert zu haben (Siehe Pseudo-Kunstwerk: Joker), sondern um das gesellschaftliche Leben auf etwas hinzuweisen, was die eigentliche Aufgabe der Kunst ist, wenn sie denn eine Aufgabe hat.