Bewertung: 3.5 / 5
Also es gibt zwei Gründe, über diese Kritik zu stolpern: Ihr seid über den komischen Titel gestolpert, ohne Troll 2 zu kennen, oder ihr kennt Troll 2 und habt tatsächlich Interesse an der Dokumentation zu dem Film.
Für die erste Gruppe, rollt den Stein weg, tretet in das Licht, und schaut das Wunder welches sich Troll 2 nennt. Für Gruppe zwei, und ich gehe einfach mal davon aus ihr schätzt den Film für das was er ist: Ja, der Film ist für euch, und ist eure Zeit auch wert.
So für die nicht-Initiierten: Troll 2 ist ein obskurer, inzwischen nicht mehr so obskurer Fantasy-Horrorfilm aus dem Jahre 1990, mit dem sich Regisseur Claudio Fragasso unvergessen machte. Es ist ein vollblütiger „So bad it’s good“ Film in Reinform, schon der Titel ist falsch, denn im Film kommen keinerlei Trolle vor, sondern Goblins. Es gäbe zwei Wege, dies zu reparieren: den Film einfach Goblin nennen, oder die Viecher im Film einfach „Trolle“, aber jede Option machte wohl zu viel Sinn, also enden wir mit einem Film mit Goblins, der Troll 2 heißt.
Die Dokumentation entstand auf Initiative, und unter der Regie, von Michael Stephenson, der Joshua Waits 19 Jahre davor spielte. Joshua war der kleine Sohn und „Protagonist“, dessen Highlight die berüchtigte Abendessen Szene war, der einer der besten One-Liner der Filmgeschichte folgte, der legendäre „You can’t piss on hospitality, I won’t allow it!“. Stephenson widmet die Dokumentation den Schauspielern, was aus ihnen geworden ist, und wie sie mit dem „Flop“ von Troll 2 und seiner Wiedergeburt umgehen.
Ankerpunkt der Handlung ist dabei nicht Stephenson selber, sondern George Hardy, der damals seinen Vater spielte und inzwischen Zahnarzt ist, weshalb er auch nicht mehr so oft seinen Gürtel gegen die berüchtigten „Hungerpains“ enger schnallen muss. Würde man eine Karikatur eines vollkommen sympatischen, humorvollen Menschen malen, der über sich selber lachen kann, würde George Hardy dabei rauskommen, der Zahnarzt der nicht zu schüchtern dazu ist, seinen Patienten immer wieder Troll 2 zu empfehlen. Nachdem der Film diesen etabliert hat, tauchen wir ein bisschen in die Wiedergeburt von Troll 2 ein: in Interviews mit den übrigen Schauspielern und Kritikern wird beleuchtet, wie er zunächst verrissen wurde, verschwand, aber aus den Tiefen der Videotheken bald ein Revival bei loyalen Fans bekam, die nicht aufhören konnten ihn zu sehen. Bald schon gab es regelmäßige „Troll 2 Abende“ unter Freunden, und an irgendeinem Punkt schaffte es Stephenson dann tatsächlich, teile des alten Cast zu diesen Mini-Festivals zu bewegen.
Es sind diese Szenen, die den Film so sehenswert machen, denn selten wurden Schauspieler, die in einem solchen Projekt dermaßen versagt haben, so gefeiert. Es hat etwas zutiefst menschliches zu sehen, dass diesen Menschen so viel Respekt gezollt wird. Sie wussten nicht, was sie taten, sie versuchten ihr bestes… Und sie haben unfreiwillig etwas gemacht, was tausenden Menschen viele Stunden bester Unterhaltung geboten hat. Die bewegendste Szene kommt dabei von Don Packard, den man nur als den „Ladenbesitzer“ noch kennt. Nicht nur gibt dieser in Interviews zu, zum Zeitpunkt schwere psychische Probleme gehabt zu haben, sondern auch, dass er diese durch exzessives Kiffen „kontrolliert“ hat. Selbstverständlich schneidet der Film direkt zu seiner Performance in Troll 2, was für diverse Lacher sorgen dürfte. Packard ist extrem gerührt von dem warmen Empfang, den die Fans ihm gönnen, und spricht offen über seine Freude. Da entweicht sogar mir ein leises „Oooooooohhhhh….“ (Ja, auch ich bin emotional manipulierbar).
Die kontroverseste, und beste, Entscheidung war es allerdings, den Regisseur zu interviewen und zu den Vorführungen von Troll 2 einzuladen. Hier liegt der Hund begraben, warum dies ein großer So bad it’s good Film ist: Claudio Fragasso, gesegnet soll er sein, glaubt bis heute, einen seriösen Film gemacht zu haben. Konfrontiert mit der Reaktion der Fans wirkt er verwirrt, verunsichert, leicht verstört. Er kann nicht wirklich begreifen, warum die Leute bei den dramatischen Momenten lachen, und reagiert zunehmend defensiv, wenn er bemerkt, dass sich Leute über seinen Film lustig machen. Der Film stellt ihn aber nie als inkompetent oder einen Idioten dar, sondern gibt ihm den Anstrich eines leicht trübseligen, unverstandenen Künstlers. Es ist dieser „Disconnect“ zwischen seinem italienischen Team zu den Schauspielern gewesen, der Troll 2 auf die Welt brachte (neben einigen anderen Problemen…), und es ist diese mangelnde Verständnisebene zwischen ihm und den Zuschauern, die Troll 2 so gut macht.
Warum ist das also so wichtig?
"It is a curious attribute of camp that it can only be found, not made." Beobachtete der Kritiker Dave Kehr in seiner Kritik in der New York Times zu The Lost Skeleton of Cadavra. Die Faszination eines So bad it’s good Filmes ist nicht, dass er einfach schlecht ist. Es ist die Tatsache, dass jemand ernsthaft dachte, hier etwas Substanzielles zu machen. Der Witz an schlechten Dialogen ist, dass jemand tatsächlich dachte, ein menschliches Wesen könnte diese ernsthaft hervorbringen. Schwachsinnige Handlung, orientierungslose Schauspieler, komplett sinnlose Szenenkomposition… der Witz ist, dass jemand das wirklich ernst meinte, und dabei aus Mangel an Talent, oder anderen Gründen, komplett fehlgeleitet war.
Troll 2 ist euer bester Freund (oder Freundin), der euch in dieses angeblich tolle Restaurant bringt und noch vom Essen schwärmt, während euch frittierte Exkremente serviert werden. Der Vergleich hinkt, eigentlich ist es der Koch, aber egal. Und ihr lacht dabei in euch rein und denkt „Was stimmt heute mit seinem (oder ihrem) Hirn nicht?“. Sharknado ist dasselbe Szenario, nur dass euch von Anfang an Scheiße angepriesen wird. Und wenn es wie Scheiße riecht, und wenn es wie Scheiße aussieht, dann muss es wohl Scheiße sein.
Sharknado ist ein Film von Leuten, die nicht verstanden haben, was ein So bad it’s good Film ist, vermarktet an Leute die nicht wissen, was der Charme eines So bad it’s good Filmes ist.
Aber Best Worst Movie ist eine feine Doku. Keine große Kunst, aber interessante, gut investierte 94 Minuten.