Bewertung: 4 / 5
Vorab meiner Kurzreview möchte ich darauf hinweisen, dass ich zwar nicht direkt spoilern werde (mögliche Spoiler sind verdeckt), es aber dennoch den Filmspaß mindern kann, wenn man eine Review liest, bevor man den Film gesehen hat.
Netflix hat ja schon so einige Filme als Eigenproduktion auf den Markt gehauen, aber bisher war, zumindest bei den Filmen, noch nicht der wirklich große Wurf dabei. Der beste Film-Beitrag von Netflix war für mich bis dato Annihilation. Auch wenn ich selbst alle Filme im oberen Drittel sehe, ist die Resonanz auf die Filme doch eher geteilt. Bei den Serien scheint Netflix wohl ein besseres Händchen zu haben. Ich denke, dass es aber vor allem am Budget und den mittlerweile sehr hohen Ansprüchen, die man durch die Highend-Produktionen hat, liegt. Denn wenn man die Netflix-Produktionen mit Fernsehfilmen vergleicht, dann erkennt man, wie gut diese eigentlich sind. Wenn man allerdings die Netflix-Eigenproduktionen mit großen Kino-Blockbustern vergleicht, dann können diese in den meisten Fällen nicht mithalten.
Trailer zu Bird Box - Schließe deine Augen
Bird Box nun wirft man sogar “Plagiat“ vor, denn der nur ein paar Monate zuvor erschienene A Quiet Place scheint eine sehr ähnliche Handlung zu haben. Da ich A Quiet Place noch nicht gesehen habe, kann ich diesen Vorwurf weder entkräften, noch bestätigen, noch sonst irgendwie bewerten. Ich kann hier lediglich den Film ansich in Augenschein nehmen und ich muss sagen, dass er mir außerordentlich gut gefallen hat.
Zur Handlung:
Birdbox handelt von einer dystopischen Zukunft, in der unbekannte Wesen einem in den Selbstmord treiben, sobald man sie ansieht. Der Film behandelt das Schicksal von Malorie, die mit zwei Kindern einen Fluss entlangschippert und ums Überleben kämpft. In Rückblenden erlebt der Zuschauer wie sie dorthin gekommen ist und warum sie sich die blinde Fahrt über den Fluss, der lebensgefährliche Gefahren birgt, überhaupt antut. Denn ohne die Augenbinden wären sie ohne Zweifel sehr schnell nicht mehr am Leben. Die namensgebende Vogelbox, die Bird Box, ist ihr einziges Hilfsmittel, um die Lebensgefährliche Fahrt zu überstehen. Denn die Vögel scheinen die Gefahr zu bemerken und fangen laut an zu zwitschern, sobald sich eines der Wesen in ihrer Nähe befindet.
Zur Kritik:
Oft fällt einem bei den Netflix Eigenproduktionen schnell der optische und designtechnische Unterschied zu den teureren Produktionen größerer Studios auf (zumindest dann, wenn nicht sowieso ein großes Studio dahinter steckt). Das schadet der Handlung natürlich nicht unbedingt, aber das heutzutage verwöhnte Auge, ist eben an Highend-Optik gewöhnt. Bei Bird Box ist das nicht der Fall. Der Film wirkt von Anfang an sehr wertig und hätte so auch im Kino laufen können. Das Setting wirkt, wie von einem Horrorfilm auch zu erwarten, sehr bedrohlich. Die angsteinflößende Stimmung, die hilflose Panik der Hauptcharaktere und die verzweifelte Situation wird sehr spürbar und direkt auf den Zuschauer übertragen, mir jedenfalls ging es so.
Die Story hat mich von Anfang an gepackt und die Art des Storytellings ist auch sehr gut gewählt. Denn durch die Rückblenden, die sich mit der verzweifelten und gefährlichen Flussfahrt abwechseln, bleibt man bis zum Ende gespannt zu erfahren, wie es zu der Situation gekommen ist, in der sich Malorie und die beiden Kinder, deren Namen viel über Malories Charakter aussagen (mehr sei an dieser Stelle nicht dazu gesagt), befinden.
Von den Schauspielern her gibt es auch nicht viel zu bemängeln. Sandra Bullock und John Malkovich sind hier zwar die einzigen nennenswerten und (zumindest für mich) bekannten Gesichter, doch die beiden funktionieren wunderbar in ihren Rollen. Die unterschiedliche Art, wie solch verschiedene Charaktere mit einer Extremsituation, in der das eigene Leben bedroht wird, umgehen würden, wird durch die von ihnen gespielten Rollen sehr gut dargestellt. Der brüchige Zusammenhalt, der mehr von Misstrauen und gegenseitiger Ablehnung, denn von Respekt und Sympathie gezeichnet ist, zeigt gut, dass der absolute Überlebenswille jede noch so unterschiedliche Gruppe zusammenarbeiten lässt.
Der Sound des Films ist zwar nichts was in irgendeiner Weise besonderer Erwähnung bedürfte, doch er bewirkt was er soll, nämlich eine bedrohliche und angsteinflößende Stimmung zu erzeugen. Von daher gibt es auch hier nichts zu bemängeln.
Fazit:
Nach einer Reihe von Eigenproduktionen und Pseudo-Eigenproduktionen ist es Netflix endlich mal gelungen einen durch und durch guten Film Exklusiv auf den Markt zu werfen. Für mich hat Bird Box sehr viel richtig gemacht. Der Film ist Spannend, gut besetzt und lässt einem selbst nach dem Ende mit vielen Gedanken zurück, die das Interesse auch nach dem Abspann aufrecht halten. Das Ende ist auf eine besondere Weise zufriedenstellend, ohne dabei die offenen Fragen zu beantworten. Von mir bekommt Bird Box vier von fünf Hüten und eine klare Weiterempfehlung für alle, die auf mystischen Endzeithorror stehen.