Bewertung: 3 / 5
Glaubt man dem Marketing von Marvel, so handelt es sich bei Black Panther um nicht weniger als den wichtigsten Film unserer Generation und den wohl Besten Film den Marvel je hervorgebracht hat. Vielleicht lag es an dieser Erwartungshaltung, dass ich eher ernüchternd und sogar leicht enttäuscht das Kino verlassen habe. Während scheinbar die ganze Welt ihre Begeisterung für diesen Film kaum in Worte fassen kann, so fehlen mir die Worte bei der Erkenntnis, dass ich diesen Film schlicht nur ok fand. Liegt es an der Welt, liegt es an mir oder liegt es am Ende doch am Film? Ich versuche mich im folgenden an einer Erklärung.
Zunächst möchte ich festhalten, dass ich den Film keineswegs als schlecht einstufe. Wie jeder MCU-Film bewegt sich auch Black Panther auf einem soliden Niveau. Für mich ist Black Panther hier sogar der ideale Durchschnitt aller MCU Filme, er gehört nicht zu den Besten (Iron Man, Winter Soldier) aber auch nicht zu den schlechtesten (Thor - The Dark World). Der Film selbst hält mit sowohl negativen wie positiven Punkten die Wage. Zu den Positiven Aspekten des Films zählen sicherlich der durchweg gelungene und überzeugende Cast sowie endlich mal wieder ein glaubhafter Bösewicht (Michael B. Jordan) mit spannender Hintergrundgeschichte. Hier zeigt sich jedoch auch einer der negativen Aspekten des Film: Der Bösewicht bleibt nur bis zu einem gewissen Punkt des Filmes interessant. Hat er diesen jedoch erreicht, verliert er vollkommen seine Linie und mutiert zum typischen "Ich mache mir die Welt untertan egal was es kostet" Bösewicht der nur noch mit dem Kopf durch die Wand will. Nicht nur hier versäumt es der Film eine Geschichte gekonnt zu Ende zu bringen. So schaffen es verschiedene Elemente in den Film, die nie wirklich zu Ende gebracht werden. Als Beispiel gibt es eine deutliche Anspielung auf die James Bond Filme, wenn Black Panther neue Technische Hilfsmittel bekommt. Hier seien die "Sneakers" erwähnt, völlig geräuschlose Schuhe. Leider wird dies im späteren Verlauf des Filmes nie wieder aufgegriffen und verliert sich so wie vieles andere im Film. Es ist sogar noch ärgerlicher: Black Panther macht im späteren Verlauf deutlich Geräusche mit diesen lautlosen Schuhen. Eine von vielen netten Ideen, welche von den Machern leider nicht konsequent zu Ende geführt wurde.
Trailer zu Black Panther
Leider bleibt es nicht bei diesen negativen Aspekten: Wakanda selbst scheint nur aus einigen wenigen Räumen und einer einzigen offenen Straße zu bestehen, in der gleich mehrere Szenen spielen. Hier wäre es wünschenswert gewesen, wenn man doch noch mehr von dieser so großen Stadt gesehen hätte. Dies passt aber leider zu den mit schlechtesten Effekten aller MCU-Filme. Vor allem die digitale Entfernung von Andy Serkis Arm für seine Rolle ließ mich doch staunen, habe ich diesen Effekt doch noch nie so schlecht umgesetzt gesehen wie in diesem Film. Die hier dargestellten Effekte lassen einen als Zuschauer schon fragen, ob Marvel es überhaupt noch für nötig hält gute Qualität zu liefern oder es ihnen inzwischen vollkommen egal ist, die Leute rennen ja eh ins Kino.
Nun muss ich zu dem für mich größten Kritikpunkt des Filmes kommen: Die Geschichte. Was ich zu Beginn noch als amüsant und unterhaltsam empfand, wandelte sich immer mehr zum Ärgernis. So kann man den Film durchaus als freche Kopie von Der König der Löwen ansehen. Es ist erstaunlich und erschütternd, wie viele Parallelen es hier gibt, wordurch es schon an Faulheit der Autoren grenzt, dass sie es nicht einmal versucht haben zu verbergen. Hinzu kommt die große Vorhersehbarkeit der Geschichte, so dass vermeintliche Überraschungen vor allem im 3. Akt nur noch mit einem müden Lächeln zur Kenntnis genommen werden.
Ja, nach dem Film sind bei mir vor allem die vielen negativen Aspekte des Filmes haften geblieben. Dies mag mit der großen Erwartungshaltung zusammenhängen, welche von Marvel selbst geschürt wurde. Abseits dessen will mir immer noch nicht klar werden, wieso dieser Film so enorm wichtig vor allem für die US-Bevölkerung ist. Ja, in dem Film werden viele gesellschaftlich wichtige Themen angesprochen und der Film tut dies für einen Marvel Film sogar sehr gut. Aber man sollte auch nicht so tun als sei dies der erste Film in der Geschichte der Filme der dies tut. Hier gibt es deutlich bessere Filme. Genauso wie es bereits vor Black Panther Schwarze Superhelden im Kino gab, auch in Hauptrollen. Dennoch wird vor allem jetzt bei Black Panther genau daraus ein Politikum gemacht. Ist dies nur die Werbestrategie von Marvel? Oder liegt doch mehr Bedeutung in diesem Film als mir klar werden will? Persönlich sehe ich es als Fehler an, einen Film als Lichtgestalt für so umfangreiche gesellschaftliche Probleme anzusehen, besonders wenn man dadurch vollkommen blind für die doch eher durchschnittliche Qualität des Filmes wird. Leider habe ich den Eindruck, dass zum Wohle der Erschaffung dieser Lichtgestalt, man genau das getan hat. Anders kann ich mir die große Begeisterung vor allen in den USA kaum erklären, anhand deren man denken könnte, der Film würde bei den kommenden Oscars als sicherer Gewinner von mindestens 11 Preisen nach Hause gehen. Verdient hätte er jedoch eher Goldene Himbeeren für die Effekte und die Autoren.
Nein, ich hasse diesen Film nicht. Ich finde ihn ok, was ein Urteil ist, welches heute in der Entweder-ist-Alles-Top-oder-Alles-Flop-Gesellschaft schon fast als gefährliche Wertung angesehen werden kann. Was ich bedenklich finde ist die Art, wie dieser Film bewertet wird. Er wird zu etwas gemacht, was er gar nicht sein kann. Was für mich am Ende bleibt, ist eine spannende neue Welt im MCU und eine Vielzahl an neuen sowohl sympathischen wie auch interessanten Charakteren.