Bewertung: 3 / 5
Eigentlich war mir der Film kein eigenes review wert, aber nachdem mein angefangener kurzer Kommentar doch recht lang wurde, kann ich es auch als Review hier reinstellen. Dabei gehe ich jetzt nicht so detailliert auf viele Punkte ein wie sonst üblich. Aber es sollte trotzdem ersichtlich sein, was ich sagen will...
Deadpool 2 ist bei Leibe kein schlechter Film und setzt inszenatorisch dort an, wo wir auch in Teil 1 waren: Dem Durchbrechen der 4. Wand und dem ungenierten Spiel mit den Meta-Ebenen.
Trailer zu Deadpool 2
Inhaltlich hingegen versucht er sich tatsächlich auch daran, die Jahrhunderte alte Frage nach dem Bösen (erzogen oder angeboren) anzunähern, dabei aber immer in seinem klamaukigen Rahmen zu bleiben.
Das klingt auf dem Papier durchaus reizvoll und unter der Regie eines erfahreneren Filmemachers hätte hier durchaus mehr drin sein können, da hier wirklich interessante Fragestellungen aufgeworfen und verhandelt werden. Andererseits aber werden auch elementare Fragen aufgeworfen, wie es sein kann, dass in der X-Men Welt, in der Deadpool spielt, ein offensichtlich hilfsbedürftiger Junge einfach so von den X-Men dem Gefängnis überlassen werden kann. Ein Prof. X, wie er in den Filmen bisher präsentiert wurde, hätte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, den Jungen zu retten. Auch dass man Deadpools Krebstod billigend in Kauf nimmt, passt da nicht ins X-Men Konzept.
Auch sonst strotzt Deadpool nur so voller Ungereimtheiten, die er allesamt nur zum Anlass nimmt, stereotype pubertäre Witze über Lippen zu machen (Deadpool scheint regelrecht ein Lippenfetisch zu haben).
Wie gesagt, man kann dem Film komplett zu Gute halten, dass er eine kohärente Geschichte über 1001 Umwege auch gekonnt zu Ende erzählt, und das auch nicht in Überlänge. Aber gerade bei einigen Pointen hat man das Gefühl, dass das Timing deutlich verkürzt besser zur Geltung kommen könnte (Kleine Beine, Sterbeszene etc.). Die Geschichte selbst orientiert sich recht vage an solchen Genre-Klassikern wie Terminator, Looper, ja sogar der ersten Storyline von Uncanny X-Force von Rick Remeder, wo es gerade darum geht, den kleinen Apocalypse zu töten, bevor er böse wird.
Auch werden die neuen Figuren sehr gut eingeführt, vor allem Domino weiss wirklich zu gefallen, und das obwohl sie so mal gar nichts (außer den Kräften) mit der Comic-Version gemein hat. Josh Brolin spielt seinen Cable recht routiniert runter und man kann nur hoffen, dass für die Fortsetzung mehr aus dem Charakter gemacht wird.
Alles in allem eine sehr passable Fortsetzung, die ein eindeutiges Tempoproblem hat, sich zu viel vornimmt, damit halbwegs durchkommt, aber teilweise für seine von Reynolds und Kohorten (?) vorgegebene Handlung sich sehr viele Freiheiten bzgl. der X-Men und deren allgemeiner Herangehensweise nehmen.
Ich persönlich finde Teil 1 besser, aber kann verstehen, dass andere Teil 2 besser finden können. Viel geben sich die beiden Filme wirklich nicht. Und man darf einfach nicht vergessen, dass Deadpool nach wie vor so ziemlich das einzige Franchise ist im Superheldeneinerlei, dass sich erfolgreich lustig über das eigene Genre machen kann.
P.S.: Ich finde nicht, dass die Zeitreise Deadpools die komplette Handlung des Films aushebelt (etwas was von vielen Leuten moniert wurde), denn auch Cable wußte was er tat, anscheinend gibt es zwei Variationen von Zeitreisen: Kompletter Körper und/oder Geist.
6 Punkte (was im Grunde dieselbe Bewertung wie Dr Strange oder Black Panther wäre, aber eigentlich ist Deadpool eindeutig für mich der bessere Film, nur leider ist er sehr holprig inszeniert, da ist die MCU Inszenierung einfach professioneller und das wertet die schlechteren Filme halt doch zugegebenermassen ungerechtfertigterweise hoch)