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Die Fliege

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Die Fliege Kritik

Die Fliege Kritik

Die Fliege Kritik
0 Kommentare - 11.05.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Die Fliege" ist.
Die Fliege

Bewertung: 4 / 5

Seth Brundle (Jeff Goldblum) entwickelt einen Teleporter. Mithilfe eines Computers kann er Objekte von A nach B bewegen. Bisher gelang ihm jedoch nie der Transport von Lebewesen und so arbeitet er weiter daran. Kurz danach weiht er die Journalistin Veronica Quaife (Geena Davis) ein, mit der er eine Beziehung beginnt. Doch bei seinem nächsten Selbstversuch gelangt unbemerkt eine Fliege in die Kammer und so vermischt sich die DNA von Mensch und Tier.

Es ist spannend, körperliches Kino. Und nein, damit sind sicherlich keine Pornos gemeint. Wobei es schon lustig wäre. Doch körperliches Kino meint vor allem die Betonung von Körpern, die im besonderen Sinne ästhetisiert sind. Seien es stählerne Muskeln, wie sie die Titanen um Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone hervorbrachten. Seien es die Fitness-Video-Queens wie etwa Kim Basinger oder Jamie Lee Curtis, bei denen Speck eindeutig wohl immer an den richtigen Stellen lag. Es ist eben eine Zeit, der Über-Menschen, die im Sinne der Folgerung aus Nietzsches Thesen natürlich auch im reinen Körper ihre Krönung finden. Nun kann man sich aber fragen, was denn Die Fliege mit Körpern zu tun hat. Was soll der Vergleich zu Idealen, wenn es hier eindeutig darum geht, einen Horrorfilm zu erzählen. Nun, daß ist vielleicht auch etwas verschachtelt, weil David Cronenberg hier auch ganz gut in Metaphern erzählt. Ein Mann, der ein Experiment wagt und im Verlauf dessen, zum Hybrid aus Mensch und Fliege wirkt. Vielleicht ist das auch einer der Knackpunkte am Film, der sich langsam aufbaut und wenig zwischen diesen einzelnen Ideen hantiert. Was hat die Liebe mit der Forschung zu tun, könnte man fragen. Sie dient hier nur der Vermenschlichung des Problems.

Doch das stört auch nicht lange, weil Die Fliege eben jenen Körperkult der 1980er Jahre schon sehr gut karikiert. Nun ist das vielleicht auch eher keine besondere haltbare Vermutung, daß Die Fliege eben den Drang zwischen menschlicher Optimierung durch Forschung und körperlichen Verfall suggeriert. Dafür liegen die einzelnen Themen eigentlich auch zu weit auseinander und der Film kommt dahingehend nicht zu einem gemeinsamen Nenner. Es ist natürlich auch ein Horrorfilmklischee, daß Sex irgendwie das Ende aller Dinge bedeutet. Wobei das ja im Film auch nur der Anfang vom Ende ist. Denn immerhin sieht der körperliche Verfall von Seth Brundle doch eher vor, daß das gesamte Prozedere eine Weile in Anspruch nicht. Doch einen Zusammenhang zwischen Sex, besser gesagt Liebe und dem Wandel in ein animalisches Wesen muss es geben. Wenn es hier aber rein um Sex ginge, dann wäre Die Fliege doch besser aufgehoben unter dem Titel Der Löwe. Denn eigentlich symbolisieren Raubtiere ja eher sexuelle Triebe. Und so muss man wohl dazu übergehen, den Feind der späten 1980er – der eben nicht Russland war – zu rate zu ziehen. Eine gängige Theorie besagt ja, daß der Sex und das daraus resultierende Kuriosum eben aus der Tatsache entsteht, daß die Fliege als Subjekt hier als Metapher für AIDS steht. Eine Theorie, die Cronenberg selbst verneint. Aber ehrlich gesagt, gehört ihm das Werk ja auch nicht.

Nun ist klar, daß das Sub-Genre des Body-Horrors, welches Die Fliege bedient, eben auch immer mit Urängsten des Menschen spielt. Eben jener Verfall und Verlust der jugendlichen Potenz. Gleichzeitig bedient sich Cronenberg hier nicht nur an Die Verwandlung von Franz Kafka, auch spiegelt seine Hauptfigur hier den Trieb moderner Großindustrieller im Sinne von Musk, die all ihre Möglichkeiten kapitaler Natur in den Fortschritt packen, nur um den Menschen in seinem Dasein zu optimieren oder nach eigenen Vorstellungen anzupassen. Die Fliege ist da nicht gerade subtil und eindrucksvoll obendrauf, weil das Werk hier mit grandiosen, teils sehr ausdrucksstarken Effekten hantiert, die alleine schon bahnbrechend sind. Unterdessen mag der Film natürlich auch deshalb etwas experimentell wirken, weil das Treiben der Figuren so ungewöhnlich ungezwungen wirkt. Will meinen, daß hier Figuren aufeinandertreffen und in das jeweils andere Leben schreiten, die sich vorher nicht kannten und nach einigen Momenten der wichtigste Teil ihres Lebens werden. Und da unterscheidet sich Die Fliege ganz stark von vielen und vor allem modernen Filmen, in denen solche in Aufbau alleine schon etwa eine Stunde in Anspruch nehmen kann. Man erinnere sich ja nur einmal an Eternals (2021). Das mag vielleicht als natürliche Gegebenheit dann hier etwas unrunder wirken, aber als Film erweist sich das durchaus als richtiger Ansatz.

Immer wieder spielt Cronenberg hier gekonnt mit dem Gegensetzen der Menschlichkeit, die sich von der Figur auf den Zuschauer übertragen lassen. Ekel gegen Faszination. Abscheu, gegen Sensation. Es ist geboren aus dem, was der Film da hergibt und was die Figuren tun, um dies zu erreichen. Gleichzeitig bietet ja die Zeit, in der Die Fliege entstand auch genügend ekelerregendes politisches, aber auch gesellschaftliches Treiben an, welches hier als Allegorie zurate gezogen werden kann. Gut, das würde zwar auch ein wenig von dem Film abweichen, da dieser ja ganz speziell auf einige Themen hinauswill. Aber dennoch ist es nicht abwegig, daß die dargestellte Kultur und der Lifestyle der 1980er Jahre eben auch zu Teilen die größere Gesellschaft darstellen soll. Ob es dieser nun allerdings auch entspricht, sei mal dahingestellt. Ein minimalistischer Konsens wäre dem Werk allerdings auch zuzutrauen, denn immerhin ist das gesamte Werk auch relativ intim und kurz gehalten. Übergeordnet böten sich dann zwar noch ein paar philosophische Ansätze an, wobei die Frage nach dem Menschsein zwar immer beim Thema Optimierung mitschwingt und insofern ebenfalls sehr vage interpretiert bleibt.

Zweifelsohne hat Die Fliege einen Stellenwert in der Filmgeschichte. Und ja, es ist ein Film, der ob seines Minimalismus zu gefallen weiß. Die Idee dahinter ist damaliger Zeitgeist und auch heutiger Zeitgeist und insofern vielleicht alle paar Jahrzehnte mal wieder relevant. Großartige Effekte helfen hier vor allem aber einem großartigen Hauptdarsteller.

Die Fliege Bewertung
Bewertung des Films
810

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