Bewertung: 2.5 / 5
Für Stephan Elliott ist es eine Art Traumabewältigung: Zwischen seinem 14. und 24. Lebensjahr produzierte er so viele Hochzeitsvideos, dass den Regisseur (Easy Virtue - Eine unmoralische Ehefrau) nach eigener Aussage eine Übelkeit überkam, sobald er zu einer Trauung musste. Sämtliche Hochzeitskomödien, die ihm angetragen wurden, lehnte der Australier ab. Bis er Dean Craigs Drehbuch zu Die Trauzeugen las und wusste, dass der Moment der Rache gekommen war. "All das, was ich in meiner Zeit als Hochzeitsfilmer gesehen habe, sollte in diesen Film", erklärte Elliott in einem Interview. "Es sollte eine Art Katharsis werden."
Die Abwehrhaltung des Regisseurs nehmen auch die Freunde von David (Xavier Samuel) ein, als er ihnen mitteilt, dass er im Urlaub seine Traumfrau (Laura Brent) traf und sie heiraten wird - in ihrer australischen Heimat. Nichtsdestotrotz reisen die drei mit nach Down Under, wo sie - nach einem kleinen Abstecher zu einem durchgeknallten Drogendealer - von den eleganten Eltern der Braut (Olivia Newton-John und Jonathan Biggins) kritisch beäugt werden. Und zwar völlig zu Recht: der frisch verlassene Luke (Tim Draxl) betäubt seinen Kummer mit Hochprozentigem, Graham (Kevin Bishop) lässt sich aktuell ein Hitlerbärtchen stehen und das Benehmen von Tom (Kris Marshall) könnte von dem eines englischen Gentleman kaum weiter entfernt sein.
Schon die Figurenkonstellation lässt erahnen, dass Stephan Elliott seine Kerbe nicht weit entfernt von der schlägt, die sein Kollege Todd Phillips mit seinen Hangover-Filmen hinterließ. Tatsächlich findet sich auch sein "Wolfsrudel" am Morgen nach dem Junggesellenabschied mit heftigem Filmriss in einer Situation wieder, in der sich die Anwesenheit eines geschminkten Schafbocks noch am einfachsten erklären lässt. Doch statt Hangover-esk zu ergründen, wie das Chaos zustandekam, konzentrieren sich Bräutigam und Trauzeugen hier vorrangig auf dessen Beseitigung. Mit mäßigem Erfolg.
Allerdings beschränkt Elliott den Wahnsinn weder auf die Hochzeitsvorbereitungen noch auf die Freunde des Bräutigams: Ein überehrgeiziger Brautvater, eine feierwütige Brautmutter und ein wütender Drogendealer machen die blamablen Reden der prolligen Trauzeugen noch zum geringsten Problem des Brautpaares, das sich seiner Liebe plötzlich gar nicht mehr so sicher ist. Sollte der Regisseur auf Hochzeiten tatsächlich Zeuge solcher Szenen geworden sein, lässt sich sein Trauma durchaus nachvollziehen.
Im Vergleich zur herrlich skurrilen Beerdigungskomödie Sterben für Anfänger (2007), die ebenfalls aus der Feder des Briten Dean Craig stammt, fällt Die Trauzeugen deutlich deftiger aus. Das ist womöglich der "Australisierung" geschuldet ist, die Stephan Elliott am Skript vornahm - Down Under mag mans dreckiger. Die Kombination aus Britisch-Absurdem und Australisch-Anrüchigem beschehrt allerdings nicht das Gag-Feuerwerk, das sich erhoffen lässt: Auf jeden zündenden Witz kommt auch ein wenig origineller Rohrkrepierer, der die Stimmung wieder nach unten drückt. Aber das ist auf vielen Hochzeitsfeiern ja auch nicht anders ...
Die Trauzeugen bekommt 2,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)