Bewertung: 5 / 5
Das prädikat "made for teens" macht es einem nicht einfach, unvoreingenommen an einen film heranzugehen. Umso besser, wenn der Film dann doch nicht nur blöden Kitsch und Pathos enthält sondern auch ein bisschen Action. Denn Hand aufs Herz: die besten Erfahrungen macht man doch, wenn die Erwartungen niedrig sind. Hat irgendjemand in der westlichen Welt jemals ein wirklich zufriedenstellendes Sylvester gefeiert? Ist irgendjemand aus dem Kino rausgekommen und hat gesagt: Wow, The Dark Knight Rises hat mich positiv überrascht? Ich glaube nein. Umso schöner daher, dass The Hunger Games trotz minderjähriger Protagonistin und trashiger Liebesgeschichte über die ganzen zweieinhalb Stunden Spaß macht. Einziges Manko, bereits erwähnt, im Folgenden ausgeführt: diese trashge Liebesgeschichte. Zugegeben: ohne sie hätte es keine Charakterentwicklung gegeben aber por favor! wäre das so schlimm gewesen? Besser gesagt wäre es schlimmer gewesen als diesen blonden Dummkopf, der im Duell keine Chance gegen die bemerkenswert attraktive Protagonistin mit dem für Jugendbücher typisch klangvollen, außergewöhnlichen Namen gehabt hätte, zum Loverboy (Zitat! ich liebe es. Loverboy) zu erklären? Wie dem auch sei. Abgesehen davon war der Film durchweg nett, es war auch ganz angenehm zu sehen, dass der Trend, Gewalt immer expliziter darzustellen nicht immer als Qualitätsmerkmal aufgefasst zu werden scheint - natürlich gibts Blut und Fleischwunden, natürlich Messerkämpfe und Pfeile in Köpfe, aber all das nicht so brutal, wie man es mittlerweile gewohnt ist. Andererseits wird auch ziemlich erfolgreich versucht, die Protagonistin nicht als Sexobjekt darzustellen, was mich natürlich ein bisschen gestört hat. Besonders gut gefallen haben mir die vielen kleinen Ideen, wie ein totalitärer Staat der Zukunft aussehen könnte. Die Klamotten, Schminke, das neue Schönheitsideal, alles natürlich ein bisschen überzogen aber immer noch nicht so weit, dass es albern aussieht. Weil es ein Jugendbuch ist, auf dem der Film basiert, muss natürlich auch der belehrende Charakter seinen Beitrag leisten. Das sind zum einen die Darstellung eben dieser Diktatur, zu deren Aufbau wir nur wenig erfahren, angelehnt scheint es jedoch bei 1984 zu sein, vielleicht sogar so fest, dass das Vorbild umzukippen droht, denn 1984 war schon sehr viel durchdachter als das hier - vielleicht aber gehen die Macher auch davon aus, dass man wegen des ganzen "been there, done that" nicht mehr im Detail erklären muss, wie man die Leute bei der Stange halten kann.
Die Tribute von Panem - The Hunger Games Bewertung