Bewertung: 3 / 5
Ein Film für die ganze Familie, das hat Disney versprochen und das bekommt man auch geliefert. Bei Dumbo stimmen die Produktionswerte, die Geschichte wird charmant rübergebracht, aber es mangelt an Überraschungen und echten berührenden Momenten - dem gewissen Etwas. Und das bei der Vorlage.
Dumbo Kritik
Holt Farrier (Colin Farrell) ist gerade aus dem Krieg zurückgekehrt und muss sich nach dem Tod seiner Frau allein um seine beiden Kinder kümmern, da wird sein Leben im Zirkus von Max Medici (Danny DeVito) total auf den Kopf gestellt. Als Elefantenpfleger soll sich Holt um die liebenswerten Dickhäuter kümmern, doch als ein neues Elefantenbaby das Licht der Welt erblickt, staunen er und der gesamte Zirkus nicht schlecht: Was sind das nur für große Ohren?! Nicht nur das ist überraschend an dem tapsigen Kerlchen, denn als Dumbo auch noch anfängt zu fliegen, ist der gesamte Zirkus aus dem Häuschen - und das zieht die Aufmerksamkeit des zwielichtigen Geschäftsmanns V.A. Vandevere (Michael Keaton) auf sich...
Trailer zu Dumbo
Über Disneys aktuelle Leidenschaft, Trickfilmklassiker aus dem eigenen Haus mittels Realverfilmungen generalzuüberholen, kann man durchaus geteilter Meinung sein. Im Hinblick auf die stimmig-perfekten Originale bräuchte es z.B. die Neuauflagen Der König der Löwen und Aladdin sicher nicht - im Falle von Dumbo kann man da schon deutlich offensiver sein. Zwar zählt der Originalfilm aus dem Jahr 1941 zu Disneys Klassikern, aber eben auch zu dessen Frühwerken. Mit Tim Burton hinter der Kamera versucht man nun, die anrührende Geschichte über den ausgestoßenen Elefanten mit den übergroßen Ohren einem heutigen Publikum zu präsentieren, nur stolpert man immer wieder über genau diese Ohren.
Süß, drollig, putzig sind Adjektive, die einem sofort in den Sinn kommen, denkt man an Dumbo. Ohne große Schwierigkeiten wird der kleine Elefantenmann zum Leben erweckt und das Publikum liebt ihn, wobei das Original glücklicherweise nicht einfach nur neu aufgelegt und kopiert wurde. Mit seinen damals ca. 60 Minuten wäre dies für einen modernen abendfüllenden Film einfach nicht ausreichend und so ist das erste Drittel von Dumbo eher als Remake zu sehen, welches versucht, starke Motive aus dem Trickfilm in die reale Welt zu holen. Danach konzentriert sich der Rest des Films auf eine neue Geschichte, die der Trickfilm nie erzählt hat und hier liegt vor allem die Stärke des Remakes, denn erst da findet es wirklich zu sich.
Davor fühlt sich manches tatsächlich irgendwie falsch an, was vor allem der gewählten Inszenierung geschuldet ist und der - inzwischen muss man es so nennen - absehbaren Disney-Agenda. Es ist schön, wenn der Konzern Werte hat - wenn diese Ansprüche aber dermaßen plakativ und geradezu drakonisch in jeden Film gequetscht werden, wird es anstrengend. Während der Trickfilm sich nur auf das Tier konzentrierte, räumt der Realfilm Holt und seiner Familie genauso viel Stellenwert ein, und das führt zu seltsamen Momenten.
Wenn der Film im frühen 20. Jahrhundert spielt, aber der Eindruck erweckt wird, die Figuren benehmen sich alle so, als würden sie im aktuellen Jahrtausend leben, entsteht ein Schiefstand. Das Einbetten fiktionaler Elemente und Ideen in vergangene Epochen wird besonders dann zum Problem, wenn es die Romantisierung und Schönfärberei auf die Spitze treibt und sich diese Ebenen aneinander reiben. Es handelt sich in gewisser Weise um eine geschichtliche Verfälschung (wie zuletzt bei Maria Stuart, Königin von Schottland kritisiert) bei gleichzeitig völlig unkritischer Reflektion mit dem Thema Zirkus, und eine solche Vorgehensweise symbolisiert eine besorgniserregende Entwicklung.
Selbst wenn die Geschichte an sich nicht echt ist, sollte der Rahmen soweit stimmig und ehrlich sein, damit wir auch sehen können, was wir als Gesellschaft erreicht haben. Jedoch könnte gerade die Wirkung von Trickfilm und Realfilm nicht unterschiedlicher sein: Denn wo der Trickfilm selbst heute noch einen bedrückenden Nachklang erzeugt, geht diese Beklemmung in der simplen Schwarz-Weiß-Zeichnung der Neuauflage völlig unter. Alles ist süß und fühlt sich so an, die Helden sind gut und gutaussehend, die Bösen gemein und hässlich. Als Zuschauer spürt man das und so sehr die schönen Bilder und die nette Geschichte erfreuen, hätte hier bei der Vorlage ein wirklich starker Realfilm entstehen können, der richtig berührt.
Und so ist auch Dumbo ein typischer Disney-Film geworden. All das, was er macht, macht er gut, von der Inszenierung bis hin zu den Trickeffekten, über die Darsteller bis hin zu den Sets. Man merkt, dass viel Arbeit investiert wurde von Leuten, die wissen, was sie tun, um diese Qualität zu erreichen. Aber so ordentlich Dumbo auch gemacht ist, fehlt eine Tiefe, was bei diesem Film wahrhaftig bedauerlich ist.
Anmerkung zur FSK6-Einstufung: Diese betrachten wir im Hinblick auf ein paar gruselige Szenen in der zweiten Hälfte als durchaus grenzwertig.