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Encanto

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Encanto Kritik

Encanto Kritik

Encanto Kritik
0 Kommentare - 29.12.2021 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Encanto" ist.
Encanto

Bewertung: 3.5 / 5

Die Familie Madrigal lebt inmitten der Idylle von Bergen in Kolumbien. Mit Ausnahme der schüchternen Mirabel (Stephanie Beatriz) besitzt jedes Familienmitglied Zauberkräfte. So kann eine von ihnen Heilen, eine andere ist übermenschlich stark, während ein anderer mit Tieren sprechen kann. Besonders die Familienpatriarchin Abuela Madrigal (María Cecilia Botero) ist sehr darauf bedacht, daß der Name der Familie in einem guten Licht steht. Doch als jedoch die Magie und damit die Existenz der Familie auf dem Spiel steht, wird ausgerechnet Mirabel zum Schlüßel um ihr Zuhause zu beschützen.

Lin-Manuel Miranda ist ein Name, um dem man in der Musikbranche zur Zeit nicht drumherum kommen kann. So hatte der gebürtige US-Amerikaner mit seinen Musicals In the Heights und Hamilton bereits große Erfolge, die auch bereits seit einigen Jahren bestaunt werden können. So wurde auch Hamilton als abgefilmtes Musicalstück im Jahr 2020 auf Disney Plus veröffentlicht, während In the Heights (2021) durch Regisseur Jon M. Chu auch dieses Jahr seinen Weg in die Lichtspielhäuser fand. Das Jahr lief sogar noch weitaus besser für Miranda, bedenke man, daß mit Tick, Tick… Boom! (2021) auch dieses Jahr sein Regiedebüt auf Netflix veröffentlicht wurde. Mit Encanto steuerte er zudem Originalsongs für den Disney-Animationsfilm herbei. Diese sind dabei sehr beschwingend, optimistisch und fügen sich perfekt in die farbenfrohe Welt von Encanto. Wobei nicht jeder Song wirklich seine Wirkung entfalten kann und so mancher Reim doch mehr gebrochen daherkommt, als würden sie nicht das Metrum treffen. In diesem Zusammenhang mag das vielleicht auch etwas sein, was nur an der deutschen Synchronisation liegt. Denn die Übersetzung der Lieder wirkt mitunter etwas holprig. Wenngleich der Genrewechsel innerhalb des Filmes durchaus gewagt ist.

Trailer zu Encanto

Und wäre man zynisch, so würde man vermutlich sagen, daß auch Encanto eben kein Bein ausreißt. Schließlich erzählt das Familiendrama eben eine typische Disneygeschichte. Ein Hauptcharakter, der seinen Platz in der Welt suchen muss, mit dem Leben anderer konfrontiert wird, die es alle viel einfacher haben und sich seine Gefühle vom Leib singt. Es ist erstaunlich, daß Disney mit solch wirklich abgestaubten Konzepten auch heute noch funktioniert. Schließlich schlägt sich das auch in der Figurenkonstellation nieder. So gibt es eben den sehr typischen Comicrelief, den typischen Muskelprotz, daß typische It-Girl, die typische höhere Instanz, die im Falle von Disney-Filmen immer streng, aber herzlich und vermutlich immer das Elternradsein abbilden soll und so weiter und so fort. Originell ist Encanto da nicht und originell ist Disney schon seit Jahrzehnten sicherlich auch nicht mehr. Auch das in Disneyfilmen Gefühle einfach weggesungen werden und die Charakterentwicklung eigentlich von Lied zu Lied getrieben wird, könnte man dabei ankreiden.

Doch auch wenn der Film an den typischen Kinderkrankheiten der Familienschmiede krankt, kann man im Umkerhschluß auch daraus die üblichen Stärken jener Filme hervorheben. So ist auch Encanto gut darin seine Zuschauer ins Staunen zu verstzen. Die Visualisierung von Gedankengängen und Gefühlen, aber auch ganz einfachen Dingen, oder total Abstraktem gelingt in Encanto, ebenso gut, wie schon im gesamten Disney Revival. So muss sich Encanto auf künstlerischer Ebene keineswegs vor Die Eiskönigin (2013), Zoomania (2016) oder Chaos im Netz (2019) verstecken. Und somit macht es der Film abermals so schwer über ihn zu reden, weil man zum einen nichts vorwegnehmen will, aber auf der anderen Seite auch so seine Probleme hat das abstrakte Konzept greifbar zu definieren. Doch gerade weil der Film mit Farben und Symbolismus spielt und dieser Umstand schwer zu greifen ist, ist der Film eben in Sachen künstlerischer Vision, wie so viele Animationsfilme atemberaubend. Da verschmerzt man auch eher die ein oder andere dürftige Charakterisierung, die vielleicht im Gesamtkonzept dann gar nicht mehr so viel Sinn ergibt. Denn gerade Abuela Madrigal entpuppt sich über weite strecken doch als zu starke antagonistische Macht, ohne daß ihr Verhalten, aber auch ihre Wandlung innerhalb der Geschichte genügend Raum bekämen. So wirkt sie weniger als liebevolles Herzstück der Familie, als als Familienpatriarchin, die ständig vom Ruf der Familie, dem Zweck der Ehe redet und grundsätzlich einen stark ökonomischen Gedanken verbreitet. Da hilft es eben den Figuren auch nicht, nur wie Belle aus Die Schöne und das Biest (1991) auszusehen, wenn man eben nicht so sein will.

Doch dieser Bruch mit dem klassischen Bild der Familie ist auch gut, weil Figuren somit an Tiefe gewinnen und der Film somit auch die wortwörtlich heile Welt zerbrechen lässt. Zwar soll am Ende dann trotzdem niemand leiden, aber der Funke zur Revolution ist da. Und sie bietet Encanto auf der anderen Seite aber auch eine Parabel über denn Polytheismus, der sich meines Erachtens auch im Hinblick auf etwaige Kräfte stark an der griechischen Mythologie, und damit an Hercules (1997) orientiert. So wirken nicht nur die einzelnen Kräfte innerhalb der Welt wie Abziehbilder etwaiger Götter, sondern auch die Architektur jener Gebäude sorgte für das Gefühl der Nähe zu dem Werk der Spätneunziger. Denn auch die Figuren wirken wie reine Meta-Wesen und dabei könnte man auch schnell das Gefühl bekommen, daß ihre Probleme sich nicht nahbar anfühlten. Doch gerade weil der Film die Figuren so zeichnet wie er es tut, wirken die Konflikte mitunter sehr organisch und damit die Figuren gleichsam nahbar. Denn sie ergeben auch für die Figuren dieser Welt einen Sinn.

Es mag vielleicht auch dem geschuldet sein, daß Encanto seine gesamte Geschichte Kammerspielartig aufbereitet und der Film somit über weite Strecken an einem Ort spielt. Doch die Macher hinter dem Werk wissen auch mit einem Haus schon so viel anzufangen, weil sich alles wirklich so liebevoll und detailverliebt offenbart, daß auch die Geschichte somit um einiges größer wirkt. Gerade die Miteinnahme von John Leguizamo erinnert nicht nur einfach an Coco – Lebendiger als das Leben! (2017), sondern ist gleichzeitig ein wirklich gut aufbereitetes Mysterium, welches sich nach und nach mit der Geschichte offenbart. Auf der anderen Seite sorgt auch das Kammerspiel dafür, dass dem Zuschauer gezeigt wird, wie sehr die Figuren eben unter den Erwartungen an sie innerhalb der Gesellschaft zu leiden haben.

Ein Spiel mit Erwartungen in Kombination mit einem Kammerspiel wird in Encanto zu einer wahren Augenweide. Tricktechnisch auf Top-Niveau bekommt man das Gefühl, daß auch die Geschichte so viel mehr sein möchte. Doch dabei fehlt es den Machern ein wenig an Mut. Nichtsdestotrotz ist der Film über weite Strecken extrem unterhaltsam, selbst wenn nicht jeder Song zündet. Hier werden manche Charakter trotz ihrer Schablonen zu echten Menschen und darin kann man eine riesen Freude finden.

Encanto Bewertung
Bewertung des Films
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