Bewertung: 3.5 / 5
Entgegen der vielen negativen Vorabstimmen, insbesondere aus den USA, habe ich mich an Alex Proyas neuesten Film Gods of Egypt recht unvoreingenommen herangewagt und ihn mir heute in 3D in Kino angeschaut. Ob die Stimmen recht hatten, der Film großer Mist ist oder ob er mich eventuell sogar positiv überrascht hat - mehr dazu im folgenden.
Inhalt:
Trailer zu Gods of Egypt
Der junge Dieb Bek führt im von Göttern regierten Ägypten ein simples Leben mit seiner geliebten Zaya. Als jedoch bei der Krönungszeremonie des Gottes Horus, der das Amt von seinem Vater Osiris übernehmen soll, Set auftaucht und die Macht an sich reißt gerät Beks Welt aus den Fugen. Bei dem Versuch seine Frau aus der Sklaverei zu retten und sie in ein neues Leben abseits der Götter zu führen stirbt Zaya. Fortan setzt Bek alles daran gemeinsam mit dem rechtmäßigen König Horus Ägypten aus den Fängen Sets und seine Frau aus der Unterwelt zu retten...
Review:
Gods of Egypt ist von Beginn an vor allem eins: Eine ganz eigene Welt, die es zu akzeptieren gilt. Das hier gezeigte Ägypten ist eine Fantasywelt, von Göttern regiert die unter Menschen wandeln, eine Welt die eine Scheibe ist und über deren Himmel Ra mit seinem Sonnenwagen die Sonne zieht. Eine Welt in der die Unterwelt ein physischer Ort ist und in der Wunder an der Tagesordnung sind. Hat man diese Prämisse jedoch erst einmal akzeptiert kann man eine Menge Spaß mit dem Film haben. Die Welt wirkt zwar durch den recht massiven Einsatz von CGI mitunter stellenweise etwas künstlich, aber durch ein sehr gelungenes Produktionsdesign wissen die Umgebungen im Film durchaus zu gefallen.
Nicht nur die Welt ist jedoch klasse designt, auch die Gottheiten in ihren unsterblichen Formen wissen zu gefallen. Denn jeder Gott ist imstande sich in seine wahre Form zu verwandeln und diese erinnern dann auch sehr an die Abbildungen die man von ägyptischen Gottheiten aus Büchern kennt. Wie korrekt die Darstellung ägyptischer Mytologie und Vorlagen hier nun wirklich ist müssen andere entscheiden. Im Film funktioniert das Design gut und die Welt mit ihren Wesen wirkt passend und optisch fügt sich alles wirklich gut zusammen.
Die Darstellerriege setzt sich überwiegend aus vergleichsweise unbekannten Gesichtern zusammen, was dem Film aber nicht wirklich schadet. Gerard Butler als Set ist hier noch der größte Name und geht in der stellenweise fast schon ans overacting grenzenden Darstellung des Antagonisten sichtlich auf. Die Motivationen seiner Figur werden im Laufe des Films ausreichend gut dargestellt und sind auch im Rahmen der Geschichte nachvollziehbar. Überhaupt bekommt man vergleichsweise viel Screentime mit dem Bösewicht, wodurch man, abgesehen vom ohnehin charismatischen Butler, eine gewisse Verbundenheit mit der Figur entwickelt.
Auf der Seite der Helden stehen vor allem natürlich Nikolaj Coster-Waldau als Horus und seine sterblicher Begleiter Bek, verkörpert von Brenton Thwaites - den wir nächstes Jahr als Sohn Will Turners im neuesten Eintrag der Pirates of the Carribean Reihe sehen werden. Beks Motivation ist von Beginn an recht simpel - Liebe zu seiner Frau Zaya, gespielt von Courtney Eaton. Abgesehen davon jedoch, dass er der sympathische Held mit zweifelhaften Moralvorstellungen ist, hat die Figur im Laufe des Films keine besondere Entwicklung. Er fungiert eher als Orientierungspunkt für den Zuschauer in dieser Welt voller Götter und Wunder und steht weitestgehend hinter Coster-Waldaus Horus zurück, dessen Geschichte hier vordergründig erzählt wird. Seine Figur macht auch im Laufe des Films die größte Entwicklung durch. Vom eher arroganten, fast schon unsympathischen erstgeborenen Königssohn hin zum Helden der Geschichte es ist ein weiter Weg, den man als Zuschauer dank der gelungenen Darstellung der Figur gerne mitgeht.
Unter den Nebendarstellern stechen wenige wirklich heraus, jedoch bleiben insbesondere Chadwick Boseman als Thoth mit seiner sympathisch-allwissenden und sehr zynischen Art und das göttliche Love-Interest Hathor, verkörpert von Élodie Yung, im Kopf. Beide haben ihren Platz in der Geschichte und haben einige durchaus unterhaltsame Szenen. Der oberste aller Götter Ra, gespielt von Geoffrey Rush, geht leider in der Geschichte eher unter, da die Figur überwiegend Plotvehikel ist. Trotz allem ist kein großes Fehlcasting im Film zu vermelden und abgesehen von einigen eher stiefmütterlich behandelten Nebenfiguren haben die meisten einen nachvollziehbaren Platz in der Geschichte.
Visuell ist der Film irgendwo zwischen eindrucksvoll und Bildschirmschoner einzuordnen. Die Welt weiß zwar zu gefallen aber stellenweise fällt das dann doch mituner mittelprächtige CGI schon auf. Wirklich gestört hat es mich persönlich nicht, es trägt zum cheesigen Grundton des Films irgendwie bei. Überaupt sollte man kein Shakespeare oder griechische Dramen erwarten wenn man Gods of Egypt schaut. Der Film soll, will und kann unterhalten und das auch wirklich gut - sofern man sich darauf einlässt.
Fazit:
Die Story ist stellenweise wenig zielführend, visuell hat der Film neben einigen klaren Stärken auch unübersehbare Schwächen und die Geschichte an sich reißt keine Bäume aus. Die Welt die geschaffen wird und ihre Figuren flößen dem Film aber trotzdem Leben ein und lassen ihn funktionieren, auch wenn eine gewisse Unvoreingenommenheit absolut Pflicht ist um mit dem Film Spaß zu haben. Gods of Egypt schlägt in eine ähnliche Kerbe wie Kampf der Titanen oder Krieg der Götter und bietet gelungene Unterhaltung gepaart mit einer Portion unübersehbarem Cheese. Ein Oscarkandidat sieht absolut anders aus, aber als gelungener Unterhaltungsfilm für einen lockeren Abend eignet er sich hervorragend. Ob man dafür ins Kino muss, sollte jeder selbst entscheiden, das 3D ist redundant, aber visuell macht der Film auf der großen Leinwand definitiv Spaß.
Von mir gibt es 3,5/5 Hüte bzw 7/10 Punkte für gute Unterhaltung und eine eingeschränkte Empfehlung - sofern man eine gewisse Cheese-Resistenz mitbringt.