Bewertung: 3.5 / 5
Im Jahr 1978 wird der gefährliche Mörder Michael Myers (Will Sandin) von seinem Psychiater Dr. Sam Loomis (Donald Pleasence) zu einem Gericht eskortiert. Auf dem Weg dorthin gelingt es dem Mann aus seiner Obhut zu entfliehen und er begibt sich am Vorabend von Halloween wieder in seinen Heimatort Haddonfield und macht dort Jagd auf Teenager. Unter ihnen befindet sich auch die Highschoolschülerin Laurie Strode (Jamie Lee Curtis).
Das stark vom Feminismus geprägte Hollywoodkino der 1980er Jahre machte seinerzeit auch vor dem Horrorgenre keinen Halt. Mit der Figur der Laurie Strode schufen John Carpenter und Debra Hill eine der ikonischten Scream Queens, welche sie ironischerweise noch mit Jamie Lee Curtis, also der Tochter der Scream Queen schlechthin besetzten. Das ganze wirkt dabei zunächst noch recht unscheinbar, wenn die Figur als relativ normale Schülerin in einer raltiv normalen Kleinstadt etabliert wird. Doch genau darin liegt die eigentliche Stärke des Films, denn während Michael Myers als Figur recht überdimensional und ungreifbar wirkt, so ist Laurie Strode eine ganz normale Jugendliche, die den typischen Problemen der Adoleszenz unterliegt.
Anders hingegen agiert Michael Myers, dessen Präsenz der Zuschauer auch Jahre nach seinem ersten Auftritt deutlich spüren kann. Interessant ist dabei sein Auftreten, so wirkt er samt Anorak primär wie eine Person, der man nun wirklich nicht auf der Straße begegenen will. Diese kleinen und dennoch recht einfallsreichen Designideen sind eigentlich symptomatisch für das Kino der 1980er Jahre. Viele Schurken dieser Zeit - so auch Darth Vader, oder der Terminator - werden von ihren Schöpfern hinter der Leinwand in relativ eindringliche Kostüme gesteckt, sind eher wortkarg und wirken vor allem durch ihre Präsenz. So wirkt Michael Myers vor allem bedrohlich, weil wir alles was wir über ihn erfahren, nicht von ihm erfahren. Etwas mehr Aufschluß über seine Person wird vor allem durch seinen Psychiater Dr. Sam Loomis gegeben. Doch Michael Myers selbst, wird im gesamten Film nicht nahbar.
Durch die Wahl seiner Opfer gibt Regisseur John Carpenter natürlich auch ordentlich Zündstoff für Diskussionen. Die eigentliche Wahrheit hinter diesem Werk wird man aber nun mal nie herausfinden. Zeitgenössische Kritiken warfen dem Film vor allem auch Frauenfeindlichkeit vor, da die Frau hier als Objekt der Begierde fungiert. Nun ist es so, daß der Film natürlich nicht an Sexualität spart und man durchaus auch die ein oder andere nackte Haut sieht. Dennoch kommt auch unweigerlich die Bestrafung für das Ausüben von sexuellen Handlungen, oder dem nicht Nachgehen der häuslichen Pflichten der Jugend im Film. Irgendwie liegt darin fast schon etwas prüdes und sehr Konservatives wenn man so will. Auf der anderen Seite könnte dies auch eine Karikatur der modernen Gesellschaft sein. Schließlich werden auch Phallussymbole im Messer von Myers gesehen, während Laurie eigentlich einen Sieg über den Mörder feiert und insofern hat der Film auch wieder etwas Emanzipatorisches.
Denn wenn man sich der Idee hingibt, daß der Regisseur den Umstand dieser Zweckgemeinschaft ankreiden will, so dient der Tod sozusagen als Flucht aus der gegebenen Situation. Insofern würde Michael Myers natürlich als eine Art Erretter fungieren. Diese Grundidee wird eigentlich auch dadurch gestützt, daß Myers aus der eigenen Obhut durch höhere Instanzen flieht und seinem Unmut freien Lauf lässt. Interessant ist natürlich alle Mal die Wahl des Auftretens von Myers. So kann man natürlich auch seine Maske auf mehrere sinnigere Bedeutungen analysieren. Klar ist aber, man kommt im Endeffekt nicht sehr weit damit.
Ähnlich wenig weit kommt man indess auch mit der Handlung. So mag der Gruselspaß zwar für seine Laufzeit unterhalten, dennoch folgt er einem sehr simplen Plot, der sich eigentlich nur aus einer reinen Meta-Ebene besteht. So kann man natürlich Gefallen an der Darstellung einzelner Schicksale im Film finden. Dennoch wird der Film eigentlich zu keinem Zeitpunktzu einem Werk, welches einem eine weitere Ebene Abseits seiner Deutungen gibt. Wenn man Halloween gesehen hat, dann hat man Halloween gesehen. Hat einige Charaktere kennengelernt, ein wenig Unterhaltung gehabt und fertig ist es.
Darüberhinaus ist natürlich die Verpackung schön. Gerade die Musik von Carpenter und damit vor allem das Tiltelthema lassen eine unglaubliche Spannung aufkommen, während der Film sich natürlich auch in atmosphärisch, dunkelen Bildern suhlt, deren Stärke auch ein wenig aus dem Charme seiner eigenen Zeit resultiert. So haben Bilder aus den 1980er Jahren oft etwas sehr verwaschenes, fast schon träumerisches. Und dieser Umstand wird auch im Film aufgregriffen, wobei natürlich das Spiel mit Träumen eher dem Nightmare on Elm Street-Franchise obliegt. Auch die langsamen und haltenden Einstellungen der Kamera sorgen dafür, daß der Zuschauer eigentlich keine andere Wahl mehr hat, als sich mit den ihm präsentierten Bildern auseinanderzusetzen.
Eines der wichtigsten Werke des Slasherkinos ist Halloween - Die Nacht des Grauens alle Mal. Und wenn der Film nicht gerade mit einem düftigen Plot verpackt wird, so gibt es dennoch die Möglichkeit sich mit den sozialkritischen Ansätzen in Carpenters Werk zu befassen. Zwar sind die Hauptfiguren eher marginal wichtig für das Werk, dennoch wirken Jamie Lee Curtis und vor allem Donald Pleasence als Hauptdarsteller immer noch.