Bewertung: 4 / 5
Da ist er also, der Hellboy Reboot. Im Gegensatz zu manch anderem war ich nicht allzu enttäuscht, als es damals hieß, dass del Toro keine Fortsetzung seiner beiden Hellboyverfilmungen drehen und man stattdessen auf einen Neustart setzen würde. Wusste der erste Teil von del Toros Minireihe, Hellboy, dabei durchaus zu gefallen, war es vor allem der zweite Teil, Hellboy – Die goldene Armee, der sich in meinen Augen zu weit von der Comicfigur und seiner Welt entfernte. Somit hörten sich die Ankündigungen für Hellboy – Call of Darkness, laut denen sich der Streifen näher an der Comicvorlage orientieren sollte, für mich sehr vielversprechend an und als dann bekannt gegeben wurde, dass die großartigen Storylines „Ruf der Finsternis“, „Die wilde Jagd“ und „Der Sturm“ als Basis für die Verfilmung dienen sollten, war ich Feuer und Flamme. Bin ich es immer noch? Lest einfach weiter:
Die Blutkönigin Nimue, die im 6. Jahrhundert von König Artus und Merlin daran gehindert werden konnte, mit ihrer Armee der Finsternis die Welt zu erobern, ist erweckt worden und startet einen neuen Anlauf, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Zentraler Bestandteil ihres Plans ist Hellboy, dessen Bestimmung es ist, der Bringer der Apokalypse zu sein. Beruflich ist der Junge aus der Hölle allerdings ein Agent der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, kurz B.U.A.P., und somit fällt ihm eine Doppelrolle im Krieg der Mächte der Finsternis gegen die Welt der Menschen zu. Hellboy muss sich entscheiden, welche dieser Rollen seiner wahren Natur entspricht.
Trailer zu Hellboy - Call of Darkness
Leser der Hellboycomics erkennen an der Zusammenfassung, dass sich der Streifen tatsächlich an den Comics orientiert, wenn auch in eingedampfter und leicht abgeänderter Form. Für mich erwiesen sich diese storytechnischen Entscheidungen allerdings nicht als störend, denn das Grundgerüst, wichtige Charaktere und auch der Grundton der Vorlage blieben soweit erhalten, dass mir genügend wohlige Grinsen über das Gesicht huschten und mich im Hellboyuniversum willkommen hießen.
Fundamental für dieses Universum ist, dass ausgerechnet Hellboy der menschlichste aller Charaktere ist. Und so startet der Film konsequent mit einer Szene, die ihn direkt in einen Konflikt Mensch vs. Kreatur schickt, der zeigt, auf welcher Seite Hellboy steht. Seine Menschlichkeit wird im weiteren Verlauf der Story durch Misstrauen, Verrat und Verlockung auf eine harte Probe gestellt und es ist eine der großen Stärken des Films, ihn diesen Weg glaubhaft gehen zu lassen. Überhaupt hat mich dieser neue Hellboy vollkommen überzeugt. David Harbour stellt ihn absolut glaubhaft dar, lässt Ron Perlman zu keiner Zeit vermissen, und die Charakterzeichnung des Höllenjungen ist in meinen Augen besser gelungen, weil dichter an der Vorlage, als in den beiden Vorgängern.
Ebenfalls gelungen ist der Umgang des Films mit den Nebencharakteren Professor Bruttenholm, Alice, Nimue, Daimio und Gruagach, die alle eingehender vorgestellt und somit nachvollziehbar in ihren Handlungen werden. Darstellerisch sieht die Sache allerdings eher durchwachsen aus. Während Ian McShane und Daniel Dae Kim (Badass Bruttenholm und Ben Daimio) solide/gut performen, konnte mich Sasha Lane als Alice Monaghan nur in den wenigsten Szenen überzeugen. Milla Jovovich als Nimue konnte das allerdings unterbieten. Fehlbesetzung.
Inszenatorisch ist der Streifen von Regisseur Neil Marshall als wilder Ritt angelegt worden, der offensiv mit seinen trashigen Elementen, die allerdings teilweise etwas fragwürdig auf mich wirkten, umgeht. Der Humor ist passend gewählt und drängt sich zu keiner Zeit unangenehm in den Vordergrund. Letztendlich ein klassischer Actioner, der jedoch auch nicht vorgibt, etwas anderes zu sein. Ein wenig an Tiefe der hervorragenden Vorlage hat mir persönlich dann allerdings doch gefehlt. Tricktechnisch merkt man dem Film sein relativ geringes Budget an, was mich aber nicht weiter störte, da ich nicht zu jenen Filmkonsumenten gehöre, die Effekte aus dem Mittelfeld am Sehgenuss hindern.
Der Score von Benjamin Wallfisch ist eingängig, auch wenn ich kein Fachmann auf diesem Gebiet bin, aber diverse Stücke ließen mich mitnickend im Kinosaal sitzen.
Wer einen Film mit Tiefgang erwartet, wird diesem Streifen wohl wenig abgewinnen können, wer allerdings sehen will, wie sich Hellboy durch die Gegend prügelt und wie er durch die Gegend geprügelt wird, gegen Riesen kämpft und seiner Bestimmung folgend auf einem Drachen reitet, während Mensch und Kreatur an ihm zerren, der wird seine wahre Freude haben. Mir ging es zumindest so.
Hellboykenner sollten übrigens nach der Midcredit- noch die Aftercreditscene abwarten, es wird eine interessante Figur angeteast. Auch wenn dieser Teaser, wie die derzeitige Resonanz vermuten lässt, wohl im Sande verlaufen wird.
Mich hat der Film auf jeden Fall gut unterhalten und somit gebe ich (inklusive Fanbonus in Form eines halben Hutes) dem Streifen
Hellboy – Call of Darkness