Bewertung: 5 / 5
Steven Spielberg - nicht mein Favourite!
Dass der Mann Regie führen kann/konnte wie kaum ein zweiter, dabei sowohl Kommerz als auch Kunst gleichermassen bedienen konnte und immer zu wissen schien, was man machen kann und was nicht, oder aber gewisse Zugeständnisse ans Publikum machen muss, damit das Publikum in denselben Film immer wieder kommt, geschenkt. Dafür muss man den Mann bewundern. Welche Filme er gedreht hat, wie er das Blockbuster Genre geprägt hat und wie sein Name zu einer Marke wurde, auch dafür gebührt ihm Respekt.
Trailer zu Indiana Jones und der Tempel des Todes
Aber was ich an dem Mann auszusetzen habe, greift eben genau dort: Seine Nase für das Publikum. Recht früh war klar, was Spielberg kann und seine Kommentare zur Lage der Nation oder dem Menschen per se in seinen Werken auch immer recht sichtbar (sei es Duell oder Sugarland Express). Da paarte sich New Hollywood Auteur mit grandiosem Geschichtenerzähler. Und wenn er dann den weißen Hai auf das Publikum losliess, dann war er dabei, die Kinolandschaft für immer zu verändern, zum Guten wie zum Schlechten!
Das Gute ist hinlänglich bekannt, das Schlechte ist hauptsächlich in der Popkultur auch unterbewusst bekannt, ich nenne es mal "Richard Dreyfuss muß überleben" Syndrom. Diese Erzähltechnik hat Spielberg perfektioniert und bis zum Exzess ausgelebt, egal in welchem Film, sei es ET, sei es der Weiße Hai, sei Minority Report sei es Krieg der Welten. IMMER konfrontiert uns Spielberg mit dem größtmöglichen Gau, nur um uns dann doch wieder milde zu stimmen, indem er uns jemand verloren geglaubtes wieder schenkt - die Magie des Kinos und eines Mannes, von dem es sehr lange immer hiess, er wäre der Peter Pan der Filmemacher.
Und dieses Anbiedern ans Publikum hatte seinen Preis, mit zunehmendem Alter, mit zunehmender Anzahl Produktionen, automatisierte sich sein Inszenierungsziel, wurde aus dem Geschichtenerzählen eine Formelabarbeitung, da er als Marke nunmal auch gewisse Zahlen generieren musste, und das geht eben nunmal nur auf Nummer sicher. Was ja nicht schlecht wäre, wenn seine künstlerisch ambitionierten Filme, die er ab den späten 1980ern dann auch drehte, eben doch Spielbergs Fähigkeiten der guten Geschichtenerzählung mit bedienen könnten. Aber nein, auch hier hatte er es verloren, er bediente hier auch gewisse Spielbergismen, was der Qualität dann eben doch abträglich war. Und ja, Schindlers Liste, ein Wendepunkt im Schaffen und Leben Spielbergs, ist auch weit davon entfernt, das volle Potential des Mannes abzugreifen - eine ausführliche Kritik verkneife ich mir mal, da diese Kritik nun den Film von Spielberg bespricht, der tatsächlich in meinen Augen sein vielleicht bester sein könnte ;-)
Indiana Jones und der Tempel des Todes ist der Idealfall einer Fortsetzung, der sich um die Kontinuität des Vorgängers gelinde gesagt einen Scheiss kümmert, und es sich verdammt einfach macht, indem es einfach mal ein Prequel ist. Und ganz ehrlich, das ist nicht nur schlau, weil man dann einfach keine etablierten Figuren aus dem ersten Film bezahlen muss oder gar inkorporieren. Hinzu kommt, dass die Figuren einfach ins Geschehen geschmissen werden, und der Film einfach mit 180 Sachen loslegt. Es gibt kaum eine Verschnaufpause und wenn, dann nur um von A nach B zu kommen.
Der Film ist gewitzt, witzig, actiongeladen, spielt seinen Esprit im Sinne der Screwball-Action-Komödien von anno dazumal als Hommage großartig aus, und bedient sowohl die damalige Sicht auf die Filme von damals gepaart mit den Sehgewohnjeiten der 1980er auf fulimnante Art und Weise.
Hinzu kommt, dass Spielberg hier kreativ sowohl voll auf der Höhe der Zeit ist, und ihm ständig was Neues einfällt, er dabei den Vorgänger, der ja eigentlich der Nachfolger ist, sowohl zitiert als auch persifliert und er eben auch noch dabei ist, sich selbst zu zitieren. Vor allem die Reminiszensen zu etwaigen Szenen in ET, wenn Elliot ähnlich agiert wie die Figuren in einem parallel laufenden Film, kommen auch hier in gespiegelter Form als Wiedergänger nicht zu kurz.
Dann ist da noch die unglaubliche Chemie zwischen den beiden Protagonisten und man kann es fast gar nicht anders sagen, ein bißchen scheint es schade, dass Spielberg Kate Capshaw dem zahlenden Kinopublikum weggeschnappt hat, denn diese Dame hat ganz klar das Zeug dazu gehabt, solchen 1980er Ikonen wie Kathleen Turner oder Kim Catrall Konkurrenz zu sein.
Aber all das wäre nichts wert, wenn der Film eben nicht abliefern würde, und genau das tut er dann eben nämlich auch: Natürlich wird die übliche White Saviour Mär dieser Abenteuerfilme weitergsponnen, aber das tut überhaupt nichts zur Sache, wenn das Resultat dermassen überzeugend ist. Vor allem der erzählerische Bruch, der sich zwar lange anbahnt, und der Film von leichter Abenteuerkost zu Fantasyhorror abdriftet, ist so verblüffend wie auch nach wie vor spannend und spektakulär umgesetzt. Vor allem dieses extrem atemberaubende Tempo, das der Film einfach bis zum Ende beibehält und ein Genre nach dem anderen wechselt wie Sexsüchtige die Geschlechtspartner, ist auch heute noch (4 Jahnrzehnte später!) einfach eine herbe Keule in Richtung aller derzeitiger Abenteuerfilme, die einfach nicht verstehen, worum es bei solch einem Film überhaupt geht.
Natürlich muss man bei indiana Jones auch immer den Suspension of Disbelief mit einkalkulieren, und hier breche ich wieder eine Lanze für den ungeliebten 4. Teil. Indiana Jones war schon immer besonders unglaubwürdig, sei es die UBoot Sequenz, sei es das Schlauchboot, sei es der Kühlschrank, warum da immer auf den vierten eingedroschen wird, entzieht sich ein bißchen meinem Verständnis, der Film ist eine solide und brauchbare Fortsetzung, nur halt nicht so atemberaubend spektakulär wie die jeweiligen Vorgänger, aber muss er das überhaupt? Nein! Es beschwert sich ja auch niemand über den grottigeren 4. Lethal Weapon. Also da würde ich tatsächlich die Kirche im Dorf lassen.
Aber zurück zum Tempel des Todes: Das ist der perfekte Rollercoaster-Abenteuer-Fantasy-Horror-Screwball-Actionblockbuster, der selbst Jahrzehnte später mit seiner atemberaubenden Inszenierung das Publikum zu fesseln vermag. Das ist tatsächlich Steven Spielberg auf der Höhe seines Schaffens, der genau weiss, was das Publikum will, es dennoch überraschen kann und trotz allem immer noch konsequent sein Ding durchzuziehen in der Lage ist. Von der Schlagzahl ist er vielleicht nicht ganz so hoch wie 1941, aber der Film war ein kolossaler Flop, wohingegen Indy 2 einfach schon bei Erscheinen als Meilenstein galt. zu recht
10 Punkte
