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Interstellar

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Interstellar Kritik

Interstellar Kritik

Interstellar Kritik
2 Kommentare - 23.07.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Interstellar" ist.
Interstellar

Bewertung: 4 / 5

Die Menschheit steht kurz vor dem Aussterben und die Zeit arbeitete gegen sie. Ein Projekt der US-Regierung unter der Leitung des Wissenschaftlers Professors Brand (Michae Caine) sieht vor, in ein anderes Sternensystem zu reisen, um dort bewohnbare Planeten zu finden. Dise Aufgabe soll der Ingenieur und ehemalige NASA-Pilot Cooper (Matthew McConaughey) zusammen mit Brands Tochter Amelia (Anne Hathaway) übernehmen. Nicht sicher, wo sie ankommen werden, müssen sie sich für immer von ihren Familien verabschieden. Besonders Cooper fällt das schwer, da er seine Kinder Murphy (Mackenzie Foy) und seinen Sohn Tom (Timothée Chalamet) zurücklassen muss.

Sämtliche Zusammenhänge und Kleinigkeiten in einem Film zu verbinden, erfordert entweder genaues Hinsehen oder besonders gute und schlichte Erklärungen, sodass man auch jedes Detail in seinem Kern versteht. Interstellar ist ein solcher Film, bei dem man aufgrund des erklärten Konfliktes irgendwann gezwungen ist, sich für die eine oder andere Vorgehensweise zu entscheiden. Soll man wirklich mit einem Maßstab der Logik an das Werk herangehen, nur weil Christopher Nolan vielleicht ein Regisseur ist, der ansonsten durch vermeintlich ausgeklügelte Skripte von sich Reden macht? Wie auch immer man sich entscheidet, wird man nicht umhinkommen, etwas Esoterisches in der Lösung des Problems zu finden. Diese Wissenschaftler, die auf einer Mission sind, die Welt zu retten, werden vor die Wahl gestellt, zwischen vermeintlich besseren Daten, also wissenschaftlichen Wahrscheinlichkeiten, oder der emotionalen Bindung, die Dr. Amilia Brand an Dr. Edmund hat. Nun folgt daraus eben, dass die Wissenschaftler – selbst wenn das für Dr. Brand schwierig ist – sich dazu entscheiden, den Planeten eines Wissenschaftlers anzusteuern, der seine Daten gefälscht und damit alle Menschen hinters Licht geführt hat. Warum dieser Storykniff nun so relevant ist, liegt einfach in der Botschaft im Subtext begründet. Nolan, ein Regisseur des analytischem und klaren Denkens, entscheidet sich aufgrund irgendeiner esoterischen Botschaft nämlich dazu, alle Logik über Bord zu werfen, um seine kitschige Liebesbotschaft zu verbreiten. Das geht durch alle Zeiten und das wird im Endeffekt auch im weiteren Verlauf die Menschheit retten.

Trailer zu Interstellar

Diese Form der Erzählung ist heikel, sie ist kitschig und sie macht das Gesamtgefühl von Interstellar ein wenig zäh. Die Betonung muss hier aber bewusst auf ein wenig liegen, denn ansonsten erweist sich Interstellar als ein Film, der eventuell einiges, was die Menschheit erwarten wird, vorwegnehmen kann. Inzwischen werden keine Ingenieure mehr benötigt, sondern vor allem Farmer, die das Letzte, was noch aus dem Planeten zu holen ist, herausholen. Die Ausbeutung von Mutter Erde, ist hier keine Andeutung mehr, sondern Teil des metaphorischen Konzeptes, um die Erklärung, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Interstellar erklärt sich durch seine Drastik, ein Szenario, daß selbst dem Laien als sehr wahrscheinlich erscheint, weil es nur noch um das Überleben geht. No Future und die letzte Generation, die hier zwar im konservativen Sinne, als das schützenswerte dargestellt werden, sind der Grund, warum man überhaupt noch etwas tut. Natürlich ist da auch etwas Kitsch. Doch es richtet sich eben an diejenigen, die die Zukunft ihrer eigenen Kinder, zugunsten von erbärmlichem Luxus zu Grabe tragen. Und dabei ist Interstellar erschreckend ehrlich, weil er das Ende einer industriellen Zeit voraussagt. Dabei spielt Nolan hier sehr gekonnt mit Themen, die vor allem die neuen Rechten sich in Bezug auf Verbundenheit zu alten Werten immer wieder aneignen. Und dann wird er das in den Mittelpunkt rücken, was eben in einem globalen Turbo-Kapitalismus keinerlei Rolle mehr spielt. Agrarwirtschaft aus dem eigenen Land, gerade durch das ewige Exportieren von Rohstoffen, aber auch klaren Banalitäten, entsteht ein irreparabler Schaden an der Umwelt, der den Menschen zwingt, eine Entscheidung zu treffen.

Vielleicht ist Interstellar aber noch ein Stück weit hoffnungsvoller, als es etwaige filmische Vorbilder wie 2001: Odyssee im Weltraum (1968) sind. Selbst wenn Nolan mit dem Gedanken, daß die Konsumsgier die Menschheit und den Planeten zerstört, sicherlich nicht neu ist und auch, wenn man darin den Kern des Problems sieht, ist Interstellar eben kein Film, der die Technik grundsätzlich als das beschreibt, was den Menschen letztlich zu seinem Ende führt. Den gesamten Film über werden die Figuren von einer Gerätschaft namens TARS begleitet. Ein Computer, oder eine künstliche Intelligenz, die im weiteren Verlauf der Geschichte dazu dient, dem Menschen zu helfen. Würde Nolan hier wirklich nur Kubrick kopieren, käme es zu einem Gemetzel, die Menschen würden sterben und die Maschine hätte alles ausgelöscht. Doch die Technik ist im Film durchaus komplexer zu verstehen. Denn während man in gängigen Dystopien eben in jenen Gerätschaften eine Manifestierung für das Ende der Menschheit fände, ist der Mensch immer noch komplett in der Kontrolle über alles, was dieses Gerät macht. Der Mensch entscheidet, hat hier den Willen zu entscheiden und es stünde auch im Kontrast zur sonstigen Botschaft. Insofern dürfte man Nolan auch niemals als einen Reaktionären begreifen, der die Technik ablehnt. Das ist nicht das Problem, was Nolan anspricht. Es ist viel mehr die Tatsache, dass der Mensch als Individuum lange verlernt hat, wo seine Grenzen liegen, weil es scheinbar keinerlei Grenzen mehr gibt. Ideologien wie die des Transhumanismus belegen diese These ja. Und wenn man sich mal in die sozialen Medien begibt und irgendwelche selbst optimierenden Influencer beobachtet, wird man darin nur bestätigt.

Es scheint, als habe Nolan hier die teils absolut Traum malerischen Theorien neuer Rechter vorweggenommen, indem er sich auch in den Zwischentönen auch immer wieder altbekannter Verschwörungstheorien, wie etwa um die Mondlandung kümmert. Der Film ist damit vielleicht heute aktueller denn je und nimmt erneut vieles vorweg, mit dem man sich befassen muss. Natürlich war es in den 2010er Jahren auch schon hart, sich auf so manchen politischen Diskurs einzulassen, doch das scheint im Laufe der Jahre immer schwieriger geworden zu sein. Viel mehr noch als das dreht sich Interstellar aber um die Frage der Deutung von Liebe. Ja, es war angeklungen, weil es kitschig ist und hier auch über der Wissenschaft steht. Grundsätzlich darf ein Film das und es ist auch richtig, daß Liebe natürlich eine unglaubliche, wenn nicht gar die stärkste Kraft im Inneren ist. Was auch immer das heißen mag, muss wohl jeder für sich selbst aus definieren. Ein Grund, warum man das glauben kann, liegt im atemberaubenden Schauspiel der Hauptdarsteller begründet. McConaughey und Hathaway spielen so herzzerreißend gut in diesen engen vier Wänden und bestechen und durch clevere Dialoge und vor allem gute Inszenierung einzelner Momente. Spannend ist ja, zudem auch der geheime Auftritt einer Figur, die als besondere Koryphäe auf ihrem Gebiet gilt. Diese Geschichte, die dann auch verdeutlicht, wie egoistisch die Menschheit ist und macht gleichsam auch die Frage auf, auf was man mehr vertrauen soll. Das ist wohl der Punkt, an dem sich die Geister bei Interstellar scheiden. Doch das ist auf so vielen Ebenen tatsächlich vielschichtig, daß man es wirklich mehr mögen, als verachten sollte.

Überdies muss man auch anmerken, daß dieser Film, trotz einer stolzen Laufzeit nie den Eindruck erweckt, zäh und langatmig zu wirken. Ein Talent, daß vielen Filmen abhandengekommen ist.

Für einige ist Interstellar ein Film, den sie sicherlich verachten. Umstritten ist er in jedem Fall und das auch zurecht, verzettelt er sich doch zu sehr mit dem Kern und damit, sich zu entscheiden, was er eigentlich sein will. Und dennoch ist der Film eine bildgewaltige Prognose für kommende Tage, die auch Fragen aufwirft und tatsächlich die Menschheit vor alles andere stellt.

Interstellar Bewertung
Bewertung des Films
810

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2 Kommentare
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ProfessorX : : Moviejones-Fan
24.07.2023 09:49 Uhr
0
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 939 | Reviews: 1.049 | Hüte: 43

@TiiN

Ziemlich übel, was da gerade überall passiert.

Consider that a divorce!

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TiiN : : Goldkerlchen 2019
23.07.2023 16:52 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.044 | Reviews: 173 | Hüte: 607

Ja wenn man diesen Film inzwischen neun Jahr nach seinem Erscheinen erneut sieht, dann hat er doch eine ganz andere und zugleich erschreckende Aktualität bekommen. Mir er ging es auch so, als ich ihn vor knapp einem Jahr erneut schaute.


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