Bewertung: 3.5 / 5
Auf der abgeschiedenen Insel Lummerland lebt eine überschaubare Gruppe von Menschen. König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte (Uwe Oschenknecht) herrscht über seine Untertanen: Lokomotivführer Lukas (Henning Baum), Ladenbesitzerin Frau Waas (Annette Frier) und Herr Ärmel (Christoph Maria Herbst). Als eines Tages der Postbote (Volker Zack) ein Paket abliefert ändert sich das Leben der Inselbewohner schlagartig. Denn in dem Paket befindet sich ein Junge. Sofort tauft die Gruppe das Kind auf den Namen Jim Knopf (Solomon Gordon) und nimmt ihn in ihre Reihe auf. Jahre später ist Jim ein kleiner Junge geworden, und langsam beginnt der König sich sorgen um den Platz auf der Insel zu machen. Daher bittet er Lukas seine Lokomtive Emma stillzulegen, was dieser ablehnt und beschließt die Insel zu verlassen. Als Lukas am Abend abreisen will, nimmt er Jim nach dessen Bitte mit und sie begeben sich auf ein Abenteuer.
Was habe ich diese Geschichte als Kind geliebt. Ich erinnere mich noch genau wie ich in jüngeren Jahren die Abenteuer von Jim und Lukas in der Ausburger Puppenkiste, sowie in der damaligen Zeichentrickserie rauf und runter schaute. Da war es fast ein kleiner Lebenstraum irgendwann mal auf einen Kinofilm hoffen zu dürfen. Viel zu gut war diese Gesichte um sie nicht zu verfilmen. Aber auch aufwändig, denn finanziell sollte dies kein Billigprodukt werden. Und was soll ich sagen: Das warten hat sich gelohnt. Zumindest rein optisch sieht dieser Film atemberaubend aus, und liefert mit die besten Effekte, die das deutsche Kino zu bieten hat. Was für den einen zu sehr plastisch aussieht, ist in meinen Augen eine wahre Augenweide, die eben den Spagat aus übersättigt und realistisch meistert, wie kaum ein zweiter Kinderfilm aus Deutschland.
Trailer zu Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer
Darüber hinaus ist es natürlich auch die tolle Vorlage, die diesen Film so sehenswert macht. Wenngleich man sich nicht traute den Subtext um das Dritte Reich wie im Buch auszuweiten, gibt es dennoch genügend Verweise auf diese scheckliche Zeit, die sich eben auch nicht aus der Geschichte streichen lassen. Zudem bietet der Film das große Abenteuer mitsamt einer Reise, die sich nur so wegschaut. Dies liegt vor allem an dem gehetzten Pacing, daß zwar für Tempo sorgt und damit einen positiven Einfluss nimmt, sich aber auf der anderen Seite jedoch ein wenig nach Spießrutenlauf anfühlt. Hier konnte Regisseur Gansel das Paradox nicht lösen.
Allgemein wirkt die Inszenierung von Gansel an einigen Stellen etwas zu holprig. Einige Kameraeinstellungen, oder Schnitte tun dem Gefüge keinen Gefallen und sind damit mehr schlecht als recht. Man hat den Eindruck als experimentiere Gansel hier.
Doch so ganz ohne Politik kommt dieser Film dann auch nicht aus. So ist die Vorlage einfach zu poltisch angehaucht, als das man sie komplett hätte streichen können. Bemerkenswert ist ein Plädoyer für die Demokratie in einer Monarchie. So bekommen wir Lukas als den Lukas zu sehen, der er eigentlich auch im Buch war. Etwas ruppig, etwas rabiat und mit dem Herz am rechten Fleck. Und das er sich nicht zu Schade ist, auch seinen König mal die Wacht anzusagen, zeigt deutlich, wie wenig hier von Adelsherrschaft gehalten wird.
Schauspielerisch brennt da nichts an. Wer wenn nicht Hennig Baum hätte Lukas spielen können. Und auch die übrigen Kollegen tun ihr bestes. Besonders die Kurzauftritte von Milan Peschel und Bully Herbig sind natürlich On-Point. Auf der anderen Seite habe ich mich immer ob einer Castingentscheidung gestört, denn so gern ich auch Uwe Ochsenknecht sehe, um so lieber hätte ich Herbt hier in des König Alfons gesehen. Schaue man sich dessen Karriere gut an, so gibt es keine bessere Besetzung für diesen Charakter. Aber naja, seis drum. Chance verpasst.
Daß das Thema Überbevölkerung so zentral und wichtig werden würde ist fast schon ironisch, zeigt aber deutlich wie zeitlos diese Geschichte ist, wenn man sie sich genau ansieht. Man kann mit gutem Willen natürlich noch viel mehr in diese Szenen interpretieren, aber damit mutet man dem Werk vermutlich zu viel zu.
Das Experiment ist geglückt. Atemberaubende Bilder, ein toller Cast und eine Geschichte die einfach erzählt gehört machen Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer zu einem wirklich gelungnem Film. Wenngleich Inszenatorisch etwas holprig, wird der Film von seiner Atmosphähre und seinem fast perfekten Cast getragen und kann sich wahrlichs ehen lassen.