Bewertung: 4 / 5
Nun habe ich mir, mit sehr viel Verspätung, nun doch endlich „Joker“ angesehen. Eigentlich wollte ich nur einen kurzen Absatz dazu schreiben, aber nun ist es doch etwas mehr geworden.
Im folgenden gibt es einige starke Spoiler, aber ich denke, die meisten haben ihn ja ohnehin bereits gesehen.
Trailer zu Joker
„Joker“ ist wahrhaftig ein tief dramatischer und emotionaler Film, besonders dann, wenn Arthur Dinge tut, die jegliche Moral über Bord werfen. Das traurige daran ist, dass es in der Realität zum Teil nicht anders abläuft. Andersdenkende Menschen, schwerbehinderte, psychisch kranke oder labile Menschen, Autisten und weitere dieser Menschengruppen werden oftmals von der Gesellschaft abgelehnt, verachtet, ja sogar ausgelacht, beleidigt oder angestarrt, als kämen sie vom anderen Stern. Und wenn eine Person wie Arthur Fleck immer und immer wieder für Dinge verantwortlich gemacht wird, für die er eigentlich nichts kann und wenn er dann zudem noch beleidigt, abgelehnt oder öffentlich ausgelacht wird, dann kann er damit psychisch einfach nicht umgehen. Letztlich kann ich bis zu einem gewissen Grad sogar verstehen, aus welchen Gründen aus ihm wird, was aus ihm wird. Gutheißen kann man die Dinge, die er tut, aber niemals.
Aber die Moral des Films ist am Ende nicht, dass das, was Arthur tut, falsch ist (was es ohne Frage ist), sondern vielmehr, dass das Entstehen des Jokers leicht hätte verhindert werden können, indem man Arthur mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte, indem man ihm mehr zugehört hätte, indem man ihm mehr Verständnis entgegengebracht hätte und indem man ersnthaft versucht hätte, ihm zu helfen. Diieser Film zeigt eigentlich nur, wie kaputt Teile der heutigen Gesellschaft eigentlich wirklich sind, denn in der Realität sieht es zum Teil nicht anders aus, nur dass sowas wie der Joker selten passiert, sondern vielmehr Selbstmord, was Arthur ja eigentlich auch vorhatte: Selbstmord begehen. Aber letztlich waren es Menschen wie der Comedian Murray Franklin oder Arthurs Mutter, die eine große Schuld am Entstehen des Jokers tragen. Würde die Gesellschaft mehr aufeinander acht geben und sich gegenseitig mehr respektieren und akzeptieren, würde es vielen Menschen nur halb so schlecht gehen.
Letztlich empfinde ich „Joker“ als harten Tobak. Ein Film, den ich eigentlich kein zweites Mal sehen möchte. Storytechnisch ist er eigentlich gar kein Wunderwerk, sondern nur Durchschnitt, aber Joaquin Phoenix spielt so meisterhaft gut, dass ich ihm die Rolle einfach zu 100 % abkaufe. Echt unheimlich, diese Performance. Wenn dafür kein Oscar rausspringt, dann weiß ich auch nicht. Die restlichen Schauspieler verblassen förmlich neben Phoenix Performance.
Auch musikalisch ist „Joker“ hervorragend untermalt. Meist recht minimalistisch, aber immer trifft dieser Minimalismus den Nerv des Szenen. Viel der Musik wurde auch mit Violine gespielt, was tierisch unter die Haut geht. Da ich die Violine als Instrument ohnehin liebe, ist das für mich einfach grandios gewesen.
Am Ende ist Joker für mich aber dennoch „nur“ ein guter Film, nichts besonderes. Aber zum Nachdenken und Schlucken hat er mich dennoch gebracht.
8/10 Punkte - Geringer Wiederschauwert