Bewertung: 1.5 / 5
Fallen Franchise:
Was in den früheren Filmen noch majestätisch und atmosphärisch war, wird jetzt komplett dem seelenlosen Actionbombast mit hässlicher CGI-Optik unterworfen, Dinosaurierstampedes und Vulkanausbrüche als unbeeindruckender Hochglanztrash. Konnte der erste "Jurassic World" noch gekonnt mit der Nostalgiekarte auftrumpfen, geht dies "Fallen Kingdom" vollkommen ab. In der zweiten Hälfte beruhigt sich der Film zum Glück etwas, spannender oder unterhaltsamer wird er dennoch nicht, weil die Drehbuchautoren Trevorrow und Connolly den Indominus Rex aus Teil 1 zwar in etwa kopieren, ihn jedoch seiner interessanten, zum Nachdenken anregenden Hintergrundgeschichte berauben.
Trailer zu Jurassic World - Das gefallene Königreich
So bleibt der sogenannte Indoraptor nur ein vergessenswerter Dino unter vielen, von der Bedrohlichkeit und Majestät, wie sie der Indominus Rex und insbesondere der T-Rex, die Raptoren und der Spinosaurus in der OT ausstrahlten, fehlt hier jede Spur. Mit einer Ausnahme: Die Schlafzimmerszene gegen Ende ist schon großartiges Horrorkino mit einem gelungenen Licht-Schatten-Spiel, an dieser Szene merkt man dann doch, dass hier mit J.A. Bayona ("Das Waisenhaus", "The Impossible", "A Monster Calls") ein kompetenter Regisseur am Werk war.
Auch abseits des Indoraptors bewegen sich Trevorrow und Connolly drehbuchtechnisch auf niederem Niveau. Hier und da wird sich großzügig bei "Jurassic Park: The Lost World" bedient, irgendwoher wird ein alter Bekannter und Arbeitskollege John Hammonds ausgegraben, Dr. Wu gerät endgültig zur Parodie seiner selbst, die behauptete Liebesbeziehung zwischen Chris Pratt und Bryce Dallas Howard nervt ebenso sehr wie die beiden hippen Sidekicks und dem obligatorischen Kind wird eine hanebüchende Hintergrundgeschichte auf den Leib geschrieben. Der Tierschutzgedanke ist zwar edel, wird allerdings nie komplex ausgearbeitet und obendrein recht tränendrüsendrückerisch in Szene gesetzt.
Die an sich tollen Schauspieler stehen entweder neben sich (Pratt, Howard) oder werden verschenkt (James Cromwell, Ted Levine, Geraldine Chaplin), Jeff Goldblum stellt sich mit seinem Cameauftritt als Prolog und Epilog überraschenderweise als Highlight heraus, seine Warnung vor menschlichem Größenwahn lässt sich mittlerweile genauso gut auf das Franchise selbst übertragen.
Als wahrliche und im Grunde genommen traurige Ironie offenbart sich für mich zum Schluss Folgendes: Die Dinosaurier besiedeln nun das Festland, währenddessen Ian Malcolm eine neue Ära ausruft und dem Publikum ein atmosphärisch-episches "Welcome to Jurassic World!" entgegenruft. Das ist genau das, worüber ich mir schon seit Jahren Gedanken mache und was ich immer schon mal auf der Leinwand sehen wollte. Jetzt wird es Wirklichkeit und ich gehypt auf Teil 3, obwohl man mit größerer Wahrscheinlichkeit wohl davon ausgehen kann, dass dieser Film ebenfalls in den Sand gesetzt wird. Klasse...