Witzigerweise ist dies hier eine Review, die ich zugleich schon ewig gerne schreiben wollte und bei der mir jedoch auch immer die Punkteeinordnung als problematisch erschien. Ich mag den Film sehr gerne, er bekam jedoch von Kritikern damals eine massive Breitseite, obgleich ich viele seiner Probleme garnicht so eng sah. Entsprechend ist es die optimale Review, um die neue Funktion der Kritik ohne Wertung zu testen :-)
Kampf der Titanen, das Original, gilt als einer der inhaltlich holprigsten, aber tricktechnisch eindrucksvollsten, Filme aus der Stop-Motion-Effektära und war Ray Harryhausens größtes Meisterstück dieser Zeit, als er damals 1981 erschien. 2010 versuchte man sich nun an einem Remake, in dem Sam Worthington als Perseus unter Regie von Louis Leterrier erneut auf die Quest auszog, das Haupt der Medusa zu erringen, um dem Kraken entgegenzutreten und die wunderschöne Prinzessin Andromeda zu retten. Ein Film der damals dafür abgestraft wurde, dass er nur auf den anrollenden 3D-Zug aufspringen wollte und in dieser Sparte vor allem eins tat: Enttäuschen, grade im Vergleich zu den atemberaubenden 3D-Sequenzen von Avatar 2009. Doch trotzdem wurde der Film über die Jahre zu einem meiner Lieblinge. Wieso und warum? Mehr im Folgenden...
Trailer zu Kampf der Titanen
Inhalt:
Waisenjunge Perseus wächst in einer armen Fischerfamilie auf und wird ohne sein Zutun als junger Mann in den Konflikt der Menschen verwickelt, die sich gegen die Götter erheben. Im Zuge dessen verliert er seine Familie und sucht Rache an den, in seinen Augen, so grausamen Göttern, allen voran Hades. Als sich jedoch herausstellt, dass er selbst ein Sohn des Zeus und somit Halbgott ist, muss er entscheiden, ob er sich seinem Erbe verpflichtet oder ganz als Mensch den Kampf gegen die Götter aufnimmt und versucht die Prinzessin Andromeda und die Stadt Argos vor dem Zorn des durch Hades entfesselten Kraken zu bewahren.
Kritik:
Kampf der Titanen ist vor allem eines - ein bildgewaltiges Spektakel. Art-Design, Monsterdesign und auch die Welt als solche wirken eindrucksvoll, machen viel Freude und können wirklich überzeugen. Zudem filmt Leterrier einige der wohl übersichtlichsten großen Actionsequenzen seiner Karriere und kann in diesem Bereich absolut überzeugen. Und von den Setpieces und Actionsequenzen lebt der Film auch überwiegend. Die gesamtheitlich eher episodenhafte Struktur des Films lässt keine Minute Langeweile aufkommen, steht dem Film jedich dann und wann im Weg, wenn er versucht das Gefühl von Epik, welches seiner Story im Grunde innewohnt, vollständig zu vermitteln.
Sam Worthington ist dabei als rebellischer Lead zwischen den Fronten nicht immer ein Ausbund an Charisma, doch man fühlt mit ihm mit, steht hinter seinem Schmerz die Familie verloren zu haben, die ihn aufzog und folgt seinem Rachefeldzug gegen Hades, der vom alles überragenden Edel-Darsteller Ralph Fiennes gespielt wird, der hier jede Szene so extrem auskostet und einfach genießt, böse zu sein. Neben Liam Neeson als Zeus und Gemma Arterton als Io kann der Film zudem mit Nebendarstellern von Format wie Jason Flemyng und Mads Mikkelsen auftrumpfen, die überwiegend keine allzu tiefe Charakterisierung bekommen, jedoch im Rahmen der Story ihren Part gekonnt ausfüllen.
Wenn man sich an etwas stören kann bei den Figuren, dann, dass sie oftmals ein wenig zu kurz kommen durch die oben genannte Struktur des Films. Andersrum sorgen auch ungewöhnlichere Figuren wie die beiden Monsterjäger und Scorpionreiter oder der faszinierend designte Djinn für einprägsame Momente zwischen den Actionsequenzen. Der Kampf gegen die Riesenscorpione, das Eindringen in das Lager der Medusa, die Fahrt über den Styx oder auch das große Finale um den Kraken - die Setpieces stimmen und sind mit überzeugenden Effekten und knackig scharfem Bild gesegnet. Der Film sieht auch heute, fast 10 Jahre später, noch wirklich gut aus.
Was ihn aber für mich ganz persönlich nochma ein ganzes Stück eleviert, ist der herausragende und unglaublich einprägsame Score von Ramin Djawadi, der ein ums andere Mal die Szenen weit über ihren optischen Effekt hinaus mit dem nötigen Wums und zudem einfach zum Mitfiebern animiert. Stücke wie "There is a God in You", "Release the Kraken", "You Fall, You Die" oder das treibende "Be my Weapon" untermalen den Film perfekt und können auch abseits des Films wunderbar angehört werden. Selten hat ein Score einem im Grunde nur ganz guten Filmen dermaßen viel Charakter verliehen und ihn so viel stärker gemacht.
Ob man dabei mit dem Film, seiner Struktur und den oftmals etwas oberflächlichen Charakteren etwas anfangen kann, oder eher davon abgeschreckt wird, dass er teilweise an der Hürde der für die Story eigentlich notwendigen Epik scheitert, muss man letztlich selbst wissen. Für mich passte der Mix aus einprägsamen Figuren, tollem Art-Design, klasse Setpieces und dem herausragenden Score einfach und der Mix macht aus vielen guten Elementen ein Gesamtpaket das mehr ist, als die Summe seiner Teile.
Fazit:
Ramin Djawadis grandioser Score ist der Mörtel, der diesen Film aus vielen guten, aber auch einigen eher schwachen Elementen zusammenhält und unterm Strich wird trotzdem ein für mich persönlich weit besseres Erlebnis daraus, als man sich vielleicht auf dem Papier denken würde. Worthington funktioniert als Lead sehr gut, wird von einem tollen Ensemble an Nebenfiguren gestützt und Calibos als tragischer Schurke und insbesondere Hades als großer Antagonist machen so viel Freude, dass man leicht angehalten ist mitzufiebern. Ob man nun das Original präferiert oder sich auf diese neue Version der Geschichte einlassen möchte, muss man letztlich selbst entscheiden. Ich habe beide gesehen und finde, obwohl ich Harryhausen verehre, dass das Remake sich als Film einfach runder anfühlt und wesentlich besser fließt. Er ist schlicht kurzweiliger und gefälliger. Dementsprechend empfehle ich ihn auch immer wieder gerne Fans mythologisch angehauchter Abenteuergeschichten und lege ihn regelmäßig gerne wieder ein.