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Krabat

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Krabat Kritik

Krabat Kritik

Krabat Kritik
5 Kommentare - 07.11.2021 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Krabat" ist.

Bewertung: 4 / 5

Der Waisenjunge Krabat (David Kross) schlägt sich zusammen mit zwei Freunden durch das Kalte vom Krieg bedeckte Land. Eines Tages trägt ihm eine mysteriöse Stimme auf, sich nach Schwarzkollm zu begeben und so lässt Krabat seine beiden Freunde hinter sich. Er kommt unter die fittiche des seltsamen Meisters (Christian Redl) und lebt fortan mit einigen anderen Jungen bei einer Mühle. Die anderen Lehrlinge halten nicht viel von Krabat. Nur der Altgeselle Tonda (Daniel Brühl) freundet sich mit Krabat an und mit der Zeit gelangt Krabat in den Kreis der Schüler, die vom Meister in der schwarzen Magie unterrichtet werden. Eines Tages lernt Krabat die Junge Kantorka (Paula Kalenberg) kennen und beginnt sich in sie zu verlieben.

Fast schon mühelos, wirkt es wenn Regisseur und Drehbuchautor Marco Kreuzpainter den Zuschauer in die Welt von Krabat entführt. Der dreckige Morast des Landes, die ausdruckslosen Gesichter der Figuren und das ständige Unwissen über das Schicksal der eigenen Person fügt sich gleich zu Beginn in ein stimmiges Bild, daß nicht herbstlicher sein könnte: Karge Landschaften, laute Raben, knarrende Böden, eisige Steine und Wege, sowieso eine Tristesse der gesamten Szenerie und sterbende Lichter in der Dunkelheit vermitteln den gesamten Film über eine Stimmung, gegen die so manche Hollywoodproduktion alt aussieht. Manchmal wirken gerade die Tagessequenzen etwas Überbeleuchtet, aber das ist zu verschmerzen. Nun ist der Film in einer Zeit entstanden, in der Filme über Magier und Magie eine kurze Hochpase hatten. Filme wie Prestige – Die Meister der Magie (2006) oder auch die Harry Potter-Filme schafften es neben vielleicht noch Der Herr der Ringe die Zuschauer wieder an das oftmals romantisierte und verkrampfte Konzept zaubernder Menschen zurückzuführen. Nun ist Krabat aber nicht im mindesten mit den teils kinderfreundlichen und teils auf Epos getrimmten Harry Potter-Filmen, oder der Mindfuck-Hollywood-Allegorie Prestige – Die Meister der Magie zu vergleichen. Krabat funktioniert nicht zuletzt auch deshalb so gut, weil er die Ausweglosigkeit und das pure Ende der Hauptfigur zum Anlass nimmt, die Geschichte in Gang zu bringen. Verführt von einem warmen Bett und genug zu Essen landet Krabat in den Fängen des Meisters. Man könnte Krabat nun Vorhalten er hätte sich eventuell auch besonnen überlegen können, ob er sich in die Klauen des Meister begibt. Doch die Wahl hat die Figur nicht und so will er sich auch der eigenen Gier nach Materiellem Gut und einer Grundlage hingeben.

Das alles soll durch die Augen und das Spiel von David Kross getragen werden. Der damals noch recht junge Schauspieler hatte nach seinem Auftritt in Knallhart (2006) mit Krabat erst seine zweite Hauptrolle inne und man muss leider gestehen, daß man das in einigen Momenten merkt. Nun mag Krabat eventuell auch als ahnungsloser und völlig erstaunter Charakter geschrieben sein, doch dieser Effekt nutzt sich ab, doch Kross verbleibt zumeist in diesem Status. Zwar gelingt es ihm in den wirklich emotionalen Momenten schon mehr aus der Figur rauszuholen, doch über weite Strecken kann er weder mit Christian Redl, Daniel Brühl noch mit Robert Stadlober mithalten. Zwar sind auch ihre Figuren wesentlich komplexer, doch insgesamt wirkt ihr Spiel reifer und ausgefleischter.

So kann gerade Daniel Brühl mit seiner weisen und unterschwellig herzlichen Art als Mentor für Krabat punkten. Sein Tonda hat eine Tiefe zu sich, weil man spürt, daß er zwar seinen Dienst für den Meister verrichtet, doch nie so ganz Teil dieser Welt geworden ist. In ihm steckt eine Sehnsucht, ein Fernweh, daß sich im Laufe der Geschichte zu offenbaren scheint. Dabei führt der Charakter Krabat auch Abseits der eigentlichen Stunden schon in die Welt der schwarzen Magie ein und funktioniert hier als viel mehr als nur ein typischer Erklärbär. Allgemein versteht sich der Film als eine Geschichte über Mentoren. Ob Preußler hier vielleicht sogar die unterschiedlichsten Lehrkörper seiner Schulzeit aufarbeitete, bleibt wohl nur eine Theorie. Tatsache ist aber, daß der Film mit mehreren unterschiedlichen Lehrern aufwarten kann, die alle sehr unterschiedliche Charakteristika zu sich haben und somit auch nie ganz schwarz oder weiß sind.

Denn dadurch das die Geschichte mit vielen, kleinen, unerwarteten Wendungen zu trumpft, schüttelt der Film logischerweise auch immer wieder den Status-Quo durcheinander. Das sorgt dafür, daß man einerseits viel Zeit mit den Charakteren verbringt und sie einzeln außerhalb des Gefüges kennenlernt und sie anderseits eben auch die sprichwörtliche Fallhöhe verdeutlichen. Dabei tun sich eben auch viele Ambivalenzen auf, in dem der durchaus undurchsichtige, gruselige Meister auch nur seinen Soll erfüllt. Ob er das will oder eben nicht, steht nicht zur Debatte. Seine Figur ist nur ein weiterer Diener. Und so ist der Meister des Meisters ein in eine Kapuze gesteckte, grotesk anmutende Gestalt, die auf einer Kutsche die Mühle aufsucht. Gerade hier lässt sich eine fleischgewordene Tod-Metaphorik großartig hineinlesen. Man hätte es vermutlich nur noch deutlicher machen können, wenn die Figur auf einem Boot mit einer Sense erschienen wäre. Gerade das der Film sich hier traut diese Dinge einfach der freien Interpretation zu überlassen zeigt auf, wie Erwachsen der Film im Vergleich zu anderen Genrevertretern eigentlich ist. Witzigerweise hat die bedeckte Gestalt auch ganz starke Ähnlichkeiten zu Imperator Palpatine aus Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Ob das gewollt ist oder nicht, sei mal dahingestellt.

Es ist ein Kampf um Macht. Die eine Macht, die die in Liebe zu Menschen mündet und die andere Macht, die sich in wortwörtlicher Macht über Menschen ausdrückt. Nun ist erstere normalerweise einer Kitschmoral unterlegen, die tatsächlich auch daran erinnert, daß der naive Glaube, daß Liebe die Heilung allen Übels sei, etwas zu simpel ist. Doch in solchen Fällen funktioniert diese konservative Aussage, weil sie sich direkt mit der kapitalistischen Ideologie misst. Meistens gehen Familie/Liebe als eher prüde Themen durch, die von Künstler/-innen umgesetzt werden, die ein Märchenbuchverständnis der Welt haben. Doch in manchen Fällen wird deutlich, wie sehr sich Profit und Macht eben mit Liebe und Familie beißt. Und ein solches Beispiel ist auch Krabat, weil die Figur nicht beides haben kann und das Leben gefährlich wird, wenn er versucht aus der Struktur zu fliehen.

Die schaurig schöne Atmosphäre wird ebenfalls von der Drastik der Geschichte getragen. So kann der Film durchaus in einigen Momenten sogar mit subtilen Horrorelementen aufwarten. Diese werden vor allem mit der Kamera gezeigt und wenn sie mal nicht gezeigt werden, spielen sie sich kongenial in den Köpfen seiner Zuschauer ab. Indes kann der Film mit einem gut funktionierendem Erzähler punkten, der die Kälte der Geschichte nüchtern und stimmig betrachtet und analysiert, ohne dabei Stellung zu beziehen.

Man sollte eigentlich nicht meinen, daß ein ein so unscheinbar wirkender Film wie Krabat so eine Kraft zu sich hat. Zwar wirkt der Hauptdarsteller in manchen Momenten etwas hölzern, und gerade wenn hier helle Landschaften gezeichnet werden, erinnert das mehr an Werbefilme, dennoch kann der Film mit starken Wendungen, tollem Schauspiel, einer interessanten Geschichte und einer großartig, ambitionierten Inszenierung punkten.

Krabat Bewertung
Bewertung des Films
810

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5 Kommentare
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ProfessorX : : Moviejones-Fan
13.09.2022 19:48 Uhr
0
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 944 | Reviews: 1.062 | Hüte: 43

@luhp92

Hab ich dann auch mal gelesen hier ^^

Ja, also ich kann das tatsächlich so gar nicht nachvollziehen. Also ich sah ihn vor wenigen Tagen nochmal mit meinem Bruder - weil er den Roman jetzt endlich gelesen hatte und den deshlab nochmal schauen wollte. - und finde nach wie vor, daß er rein Ästhetisch und vom rein atmosphärischen eine Menge hermacht. Einfach, weil er tatsächlaich sehr gut mit Gewalt spielt - etwa als Tonda Off-Screen vom Meister getötet wird und man nur Schreie vernimmt.

Da finde ich wirkt die Regie schon sehr gut. Etwas unausgegoren mag vielliecht die gesamte Mystik und dergleichen daherkommen, aber eigentlich fidne ich es gar nicht schlimm, daß etwa der Meister für den personifizierten Tod in Form vom schlechtesten Darth Sidious-Cosplay aller Zeiten arbeitet. Insofern mag ich aber tatsächlich die reine Metaphorik sehr gerne.

Für mich bleibt der größte Schwachpunkt einfach David Kross und die Romanze seiner Figur. Finde es tatsächlich auch sehr gut, daß man sich hier vom Roman so ein wenig entfernt und die Beziehung zwischen Krabat und Tonda in den Mittelpunkt rückt.

Consider that a divorce!

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
07.02.2022 23:06 Uhr | Editiert am 08.02.2022 - 20:41 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.406 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Der Film läuft aktuell in der Arte-Mediathek, endlich habe ich ihn auch mal gesehen. Schneller, als ich unten vor drei Monaten noch erwartet hatte^^

Allzu begeistert wie du war ich leider nicht. Ich hatte nur selten das Gefühl, dass das ganze teuflische Drama um den Meister und die Gesellen, Krabat und der Kantorka wirklich prägnant umgesetzt wurde. Also man sieht es natürlich und weiß, was Kreuzpaintner sagen möchte, aber es kommt bei mir nicht an. Gerade Krabat und die Kantorka, wo da im Film bei den paar kurzen Szenen die Liebesbeziehung her kommt, ist mir ein Rätsel.

Wenn Kreuzpaintner hier für etwas ein Händchen hat, dann - in Kombination mit dem Erzähler - für Exposition und World Building (30jähriger Krieg, Landschaften, die Mühle, die Zauberei), für alles andere hätte es erstens ein Drehbuch mit mehr Charaktertiefe benötigt und zweitens einen Regisseur, der den Dramaspekt mehr beherrscht und Schauspieler besser führen kann. Die eine Actionszene in der Mitte, in der die Gesellen gegen die Soldaten kämpfen, ist sogar vollkommen misslungen, die Kameraführung und der Schnitt geradezu amateurhaft, komplett unansehnlich und unübersichtlich.

Alles in allem komme ich dennoch auf 5/10, weil ich doch schön in die Welt eintauchen konnte und die guten Ansätze zu schätzen wusste. Dass sich der Film noch mehr auf die Beziehung zwischen Krabat und Tonda konzentriert, ist sogar eine gute Entscheidung, dahingehend funktioniert der Film auf jeden Fall. Ansonsten fand ich witzig, welche Schauspieler damals alle am Start waren, um die Jungen zu spielen. David Kross, Robert Stadlober, Hanno Koffler. Der bekannteste bleibt natürlich Daniel Brühl, aber auch "Jaqen Hghar" Tom Wlaschiha ist mit von der Partie.

In irgendeiner Parallelwelt spielt Daniel Brühl, abhängig von seinem Alter, in "Der Herr der Ringe" entweder Frodo oder Aragorn.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
09.11.2021 19:53 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.406 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@ProfessorX

Meine Buchausgabe ist von 1981, also wird sich meine Mutter das Buch irgendwann gekauft haben und Anfang der 2000er ist es dann in meinen Besitz übergegangen^^

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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ProfessorX : : Moviejones-Fan
08.11.2021 20:22 Uhr | Editiert am 08.11.2021 - 20:22 Uhr
0
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 944 | Reviews: 1.062 | Hüte: 43

@luh92

Ich besitze das Buch witzigerweise seit meinem zweiten Lebensjahr. Zu dem Film kann ich nur sagen, daß er in meinen AUgen einen Blick wert ist ;)

Consider that a divorce!

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
08.11.2021 19:54 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.406 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Das Buch habe ich in jungen Jahren als Dark Fantasy für Kinder geliebt. Den Film habe ich bis jetzt aber merkwürdigerweise nie gesehen, obwohl ich diese Adaptionen von Kinder-/Jugendromanen im Fantasy-/SciFi-Genre, die in den 2000ern und zu Beginn der 2010er Jahre zahlreich erschienen, eigentlich nie ausgelassen habe.

Muss ich echt mal machen, irgendwann wird es soweit sein^^

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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