Bewertung: 4.5 / 5
Logan – The Wolverine ist ein US amierkanische Comicverfilmung aus dem Jahr 2017 von Regisseur James Mangold. Der Film feierte auf der Berlinale seine Weltpremiere. Die nachfolgende Kritik ist spoilerfrei.
Story
Trailer zu Logan - The Wolverine
Wir schreiben das Jahr 2029, die Welt hat sich verändert. Seit vielen Jahren wurden schon keine Mutanten mehr geboren und die meisten Bekannten sind auch inzwischen nicht mehr am Leben. Logan lebt zurückgezogen auf dem Land und kümmert sich gemeinsam mit einem Mutantenfreund um den inzwischen an Demenz erkrankten Charles Xavier.
Logan stößt auf eine verzweifelte Mutter, welche mit ihrer Tochter unbedingt nach North Dakota möchte um dort ein friedliches und sicheres Leben zu führen. Zeitgleich treten eine Art Kopfgeldjäger in Erscheinung, welche gezielt nach Mutanten Jagd machen.
Kritik
18 Jahre ist es bereits her, als 1999 der erste X-Men Film auf der Leinwand flimmerte und damit einen beispiellosen Boom der Comicverfilmungen ausgelöst hat. Logan stellt allein den insgesamt zehnten Teil der X-Men Reihe dar. Während die neun Vorgänger bislang ein sehr einheitliches Bild der leichten Popcornunterhaltung geboten haben, erweckten die Trailer zu Logan den Eindruck, dass man hier tatsächlich einen sichtlich anderen Stil der Erzählung präsentieren möchte.
Um es vorweg zunehmen: Die Trailer behielten recht und Logan ist mit absolut gar keinem Marvelfilm der letzten 18 Jahre zu vergleichen.
Sei es X-Men oder das durchstrukturierte Marvel Cinematic Universe. Auch wenn sich James Mangold inhaltlich klar an die ersten beiden X-Men Filme orientiert, so ist dieser zehnte Film der Reihe ein knallharter Road Movie geworden. Dabei ist jedoch keine stumpfsinnige Gewalt gemeint, sondern es werden über die vollen 137 Minuten durchaus plausible Motive und Gewissenskonflikte vermittelt. Parallelen kann man in der Art und Weise der Erzählung durchaus zu No Country For Old Men finden.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen neben dem namensgebenden Logan die junge Laura Kinney sowie Charles Xavier. Hugh Jackman hat man noch nie so intensiv in der Rolle des Wolverine erlebt. Man merkt in jeder Szene, dass er sich in diesem Werk komplett ausleben konnte. Die junge Laura wird von Dafne Keen dargestellt, die 11 Jährige ist hier erstmals in einem Spielfilm zu sehen und meistert diese Aufgabe beispiellos. Vor allem wird ihr als junges Mädchen etliches abverlangt und so fragt man sich, wie man die diversen Szenen bei den Dreharbeiten so intensiv realisieren konnte. Während das Auflaufen von jungen Mutanten in X-Men: Erste Entscheidung noch wie ein Abenteuer aus Harry Potter wirkte, kann die Figur von Laura sowie einige andere junge Darsteller ohne Stilbruch in die Handlung integriert werden.
Die beeindruckenste Leistung liefert jedoch Patrick Stewart als Professor Charles Xavier ab. Das Alter blieb gerade an seiner Figur nicht spurlos und Stewart liefert eine oscarreife Leistung ab!
Logan machte im Vorfeld vor allem dadurch auf sich aufmerksam, dass man sich bewusst für ein R Rating entschieden hat – offenbar auch nach den positiven Erfahrungen von Deadpool. Der Begriff „R Rating“ trifft den Nagel auf dem Kopf. Mit ziemlicher wahrscheinlichkeit wird Logan in Deutschland eine ab 18 Freigabe der FSK bekommen. Noch keine Comicverfilmung wurde härter und direkter präsentiert. Allgemein muss man für härtere Filme durchaus in das Splattergenre wechseln um diese zu finden. Neben der Gewalt gibt es jedoch auch etwas nackte Haut und jede Menge obszöne Worte zu sehen und zu hören. Beispielsweise kann man sich mal den Spaß machen und in der Originalfassung zählen, wie oft „Fuck“ und „Shit“ gesagt wird.
Die Gewalt ist jedoch kein einfaches „Spaßelement“ sondern Mittel für eine stilistische Erzählweise. Gerade diesbezüglich gibt es auch eine nette Anspielung an frühere Filme, wo am Ende alle zusammen das Happy End gefeiert haben.
Insgesamt bietet der Film einige gelungene Anspielungen auf auf frühere Filme und schließt so auch thematisch an die ersten Filme der X-Men Reihe an.
Regisseur James Mangold kann man hoch anrechnen, dass er die 137 Minuten Film ohne Längen und überflüssige Einstellungen inszenieren konnte. Ständig gibt es für den Zuschauer etwas zu erleben. Dabei wird nicht nur 137 Minuten gekämpft, der Zuschauer erhält spannende und plausible Einblicke in sämtliche Charaktere. Weiterhin kommt auch der Humor nicht zu kurz und so gibt es immer wieder Szenen zu lachen, die zeitgleich stimmig in den Film eingebunden sind.
Wenn man nach Kritik sucht könnte man tatsächlich zwei Dinge ansprechen, wobei das eher eine Geschmackssache sein wird. Zum einen sind die Kämpfe alle recht ähnlich in Szene gesetzt. Bekräftigt wird das durch die sehr nahe und teilweise wackelige Kameraführung. Zeitgleich ist das jedoch auch wieder authentisch, sollte sich ein zunehmend abgelebter Wolverine etwa beim Kampf ums nackte Überleben an irgendwelche Choreografien halten? Die andere Sache sind die Widersache, welche filmhistorisch nicht in den Geschichtsbüchern auftauchen werden. Aber auch das fällt nicht groß ins Gewicht, weil der komplette Fokus auf Logan und seine beiden Gefährten gelegt wurde.
Dass dies Hugh Jackman sein letzter Auftritt als Wolverine sein wird, hat dieser bereits im Vorfeld angekündigt. Darüber hinaus wäre jeder weitere X-Men Film überflüssig. Wobei an dieser Stelle wegen Spoilerschutz nicht weiter darauf eingegangen werden soll.
Fazit
Logan ist ein absolut stimmiges Gesamtwerk, was in sämtlichen Comic-Best-Listen in Zukunft auf den vorderen Rängen landen wird. Marvel-Filme fuhren seit 18 Jaren einen relativ sicheren und zugleich langweiligen Weg um ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Während die ersten X-Men Filme zwar noch etwas neues boten, drehte man sich anschließend (inkl. bei den bisherigen Wolverine-Ablegern) im Kreis. Das sorgte zwar für solide Unterhaltung, aber man hat alles schon gefühlt 1000 mal gesehen.
Mangold ging mit Logan einen anderes Weg und traf voll ins Schwarze und wird sich damit passenderweise niveautechnisch zum dunklen Ritter von Christopher Nolan gesellen - auch wenn die Handlung in Logan nicht ganz so komplex aufgefahren wird. Jedoch lebt der Film von dieser Schlichtheit - wie ein guter Road Movie sein muss.
Es gibt nichts ernsthaft zu kritisieren und das soll schon etwas heißen bei jemanden, der die letzten X-Men und MCU Filme eher kritisch betrachtet hat. Insgesamt vergebe ich 9 von 10 möglichen Punkten mit einer leichten Tendenz zur 10. Das wird sich jedoch erst noch über die Zeit herausstellen.