Bewertung: 2.5 / 5
Eines vorweg: Noah hawley weiss, wie man Filme oder serien dreht. Der Mann ist begnadet und die Serien, die er zuletzt gemacht hat, gehören mitunter ins Pantheon der besten derzeitigen Serien. Vor allem mit Fargo hat er aus eine anfänglichen Hommage an die Coens ein literarisches Meisterwerk erschaffen, das weiterhin sowohl zitiert als auch auch eigenständig als etwas ganz Großes zu existieren in der Lage war. Mit Legion hat er eine obskure X-Man-Nebenfigur zu etwas ganz außergewöhnlichem geformt und dabei die Sehgewohnheiten des Publikums ausgereizt udn auf den Kopf gestellt. Der Mann weiss also, was er kann. Die Frage ist, ob er es auf die Laufzeit eines Filmes begrenzen kann oder ob er, um die volle Wucht seiner Erzählung zu erzielen, serielles Fernsehen dafür benötigt.
Der filmgewordene Beatles-Song handelt von einer Astronautin, die im Weltall war, und jetzt wieder auf der Erde in eine Sinnkrise schlittert.
Trailer zu Lucy in the Sky
Mehr gibt es ehrlich gesagt nicht zum Inhalt zu sagen.
ACHTUNG: Die Trailer vermarkten den Film als einen viel spannenderen Film als er tatsächlich ist, die angeblichen Gewalteruptionen im Trailer, die angedeutet werden...? Nunja, sagen wir es mal so: Der Film ist eher betuliches Psychogramm als Eine Frau sieht Rot. Wenn man das weiss und mit diesem Wissen an den Film rangeht, dann dürfte der Filmgenuss deutlich besser sein als nur mit dem Eindruck des Trailers.
Der Film selbst ist ein merkwürdiges Ding. Einerseits ist er extrem elegant und elegisch in Szene gesetzt, Bildformatswechsel sind extrem gelungen und runden das erzählerische wirklich gut ab, so dass der Film fast schon immersiv ist und wenn man sich darauf einlässt, man wirklich in die Psyche der Protagonistin gezogen wird. Andererseits wird aber eine Geschichte erzählt, wo Hawley anscheinend nicht genau weiss, wohin er genau will. Doch, das Ziel ist nicht das problem, sondern die Tonalität. Will er recht subtil und nüchtern seine Geschichte in aller Ernsthaftigkeit erzählen, oder will er einen auf Burn after Reading machen und eine Groteske erzählen, die einfach einem die ganze Zeit über vorgaukelt, gleich passiert etwas, nur um das immer wieder grotesk zu unterlaufen. Irgendwo dazwischen bewegt sich Lucy in the Sky. Es gibt immer wieder abrupte Humorexplosionen, die so gar nicht zum vorher gesehenen passen, aber im Kontext trotzdem ganz gut funktionieren.Lucys Abstieg wird damit immer glaubwürdig begleitet.
Das Problem ist einfach, dass die ganze Zeit über ein gewisser episodenhafter Ansatz vorhanden ist, dass den Sehfluss ein bißchen unterläuft. Ehrlich gesagt war ich ziemlich müde und habe den Film über einen Tag verteilt in 25-Minuten-Abschnitten gesehen und das hat wirklich extrem gut funktioniert, da genau an diesen Punkten immer auch eine Art Cut war wie für die Pause zwischen 2 Folgen.
Ein Wort noch zu den darstellerischen Leistungen. Der Film ist durch die Bank stark besetzt, aber machen wir uns nichts vor: Das ist wie zuletzt wenn Portman draufstand natürlich eine reine Portman-Show. Die Frau kann schauspielern, keine Frage. Und wie! Wie ein kleiner Hurricane fegt sie alle anderen Darsteller regelrecht von der Leinwand, nicht unähnlich einem Pacino oder einem Day-Lewis zu besten Zeiten, aber ohne jemals die Affektiertheit jener Großmeister an den Tag zu legen.
Mein einziges Problem, was ich mit dem Ganzen habe, ist aber nur ein persönliches Problem, und gar nicht so sehr dem Film anzukreiden: das ist dieser unerbittliche Körperwahn im Showbusiness per se: Portman ist locker Mitte Dreißig (habe ich jetzt nicht nachgeschaut), aber sie wirkt geradezu wie gefangen im Körper einer zwölfjährigen, das mindert bei mir den Sehgenuss, da ihr Körper gefühlt einfach nicht zu ihrem Alter passt. ich weiss nicht genau, wie ich das beschreiben soll, aber so ein ähniches Gefühl habe ich beispielsweise auch immer bei Aishwara Rajgehabt, wenn ich sie in Filmen sah. Wie gesagt, kein großes Ding, und hat auch nichts mit meiner Bewertung des Films zu tun, aber ist mir mal wieder sehr direkt aufgefallen.
Der Film ist an und für sich sehr solide und meisterhaft inszeniert, optisch und inhaltlich perfekt ineinander greifend, toll gespielt, und mit einem schön grotesken, die aufgebaute Spannung unterlaufenden Finale. Irgendwo zwischen Truffauts Die Frau Nebenan, den Coens Burn after Reading gemischt mit Elementen von Almodovars starken Frauenrollen.
Aber der Funke will einfach nicht so recht überspringen, zu wenig stringent und fokussiert, mehr episodenhaft und seriell erzählt. Das wiederum lässt ein paar Rückschlüsse zu: Hawley hat das nötige Talent und das Handwerkzeug, den Intellekt sowieso, nur muss er anscheinend noch ein paar Adjustierungen machen, den Übergang Serie zu Film zu optimieren. Außerdem wie gesagt, die Trailer leisten hier einen richtigen Bärendienst, was der Film so nie verdient.
Wer weiß, bei seinem nächsten Versuch könnte das schon durchaus deutlich besser klappen.
Trotz all der warmen worte, der Film ist einfach als Film nicht sonderlich gut geworden, trotz aller exzellenten Zutaten, sehr schade.
Trotzdem denke ich, dass er für eingeleischte Cineasten mehr als nur einen Blick wert sein dürfte.
Das heisst aber auch, dass ich ihm für Cineasten (oder solche die sich als solche ansehen) durchaus 7 Punkte oder gar mehr geben würde.
Allgemein aber nur 5,5 Punkte, so dass ich bei 2,5 Sternen lande...