Bewertung: 4.5 / 5
Die Matrix ist ein Science Fiction Film aus dem Jahr 1999, welcher von den damaligen Wachowski-Brüdern geschrieben und inszeniert wurden.
Eine kleine Zeitreise
Ein Film der eine futuristische Welt thematisiert, er kam jedoch in einer Zeit raus, als vieles noch denkbar anders war. Das Internet war bei weitem noch nicht flächendeckend verbreitet und häufig wurde nach Minuten abgerechnet und auch die Bandbreiten waren im besten Fall bei 768 kBit/s. Dafür waren Mobiltelefone auf dem Vormarsch, lange keine Smartphones, sie waren in erster Linie für das Telefonieren und für eine lange Akkulaufzeit konzipiert. Falls man die Matrix damals nicht im Kino sah, so war es vermutlich der erste Film gewesen, den man sich auf DVD gekauft hat. Dafür war er prädestiniert, auch wenn das schöne digitale Signal noch über ein SCART-Kabel auf eine Bildröhre übertragen wurde.
Eine Frau am Telefon, ein nichtnachvollziehbares kurzes Gespräch, ein Sondereinsatzkommando nähert sich, drei akkurat gekleidete Männer in Anzügen ebenfalls. Es folgt eine einseitige Schlägerei mit 360 Grad-Kamera, einer Verfolgungsjagd über Dächern zu einer Telefonzelle und plötzlich ist die Frau verschwunden.
Die Leute kurz vor der Jahrtausendwende hatten viele Fragen im Kopf, eine von ihnen lautete:
Was ist die Matrix?
Die Frage konnten die ersten paar Minuten des gleichnamigen Films nicht beantworten. Aber sie vermittelten ein perfektes Bild davon, wie die nächsten zwei Stunden aussehen. Das dystopische Setting ist urban, steril, akkurat und wirkt künstlich. Zeitgleich wird das Bild des ganzen Films von einem feinen grünen Schleier bedeckt.
Matrix präsentiert sich anders als andere Filme zuvor, auch wenn er sich thematisch bei vielen gelungenen Werken bedient. In erster Linie scheinen das Terminator und in gewisser Weise auch Highlander zu sein. Das macht der Film aber auf eine elegante Art, dass man die Inspiration anderer Werke zwar wahrnehmen kann, die Authentizität von Matrix aber nie in Frage gestellt wird. Zudem werden Techniken wie die 360 Grad Kamera oder auch die Bullet Time populär gemacht und zum Teil der Popkultur deklariert.
Getragen wird das ganze Unterfangen von einem Cast der wie die Faust aufs Auge passt. Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Lawrence Fishburne sowie Hugo Heaving passen in ihrer Darstellung perfekt in diese dystopische Welt und können mit ihrem Spiel den Stil des Films unterstreichen. Gerade die Figuren von Fishburne und Weaving sind es, welche Matrix viele philosophische Aspekte verleihen. Haben wir ein Schicksal? Woran müssen wir glauben? Ist der Mensch nicht einfach nur dafür da, den Planeten zu zerstören? Dass die Welt in der Matrix so kühl und kalt dargestellt wird ist wichtig und sinnbildlich für die Botschaft des Films. In der echten Welt ist es aber nur minimal anders. Daher können es die gut zwei Stunden Laufzeit durchaus schwer machen, denn in Matrix gibt es nicht viel zu lachen und er vermittelt eher eine bedrückende Stimmung. Für die heutigen Sehgewohnheiten könnte man damit kein Massenpublikum mehr anlocken.
Der befremdliche und teilweise auch bizarre Film ist aber kein tiefgründiger alter Schinken sondern er bietet Actionszenen welche 1999 ihres Gleichen gesucht haben. Es waren Effekte, wo einem damals teilweise die Kinnlade runter klappte. Gepaart mit dem sehr kühlen Stil der Inszenierung kann Matrix heute bei manchen Leuten in seiner Darstellung durchaus anecken. Es waren die Anfänge der flächendeckenden CGI Effekte und diese sahen 1999 anders aus als 2018, aber wenn man sich daran nicht so hochzieht, kann man das auch als stilistisches Mittel für eine künstliche Welt wahrnehmen. Ein Effekt den die Wachowskis mit ihrem sterilen Setting sowieso schon angepeilt haben.
Die Matrix prägte die nachfolgenden Filme der nächsten Jahre teilweise maßgeblich und wurde schnell Teil der Popkultur. Equilibrium, welcher drei Jahre danach erschien ist ein gutes Beispiel dafür, aber auch bei späteren Werken wie beispielsweise Inception sind deutliche Bezüge zu Matrix zu finden.
Es ist nicht nur die Optik, auch musikalisch unterstrich die Matrix seinen Stil und prägte seine Zeit. Stücke wie Clubbed of Death haben sich in den Köpfen der Menschen eingebrannt und werden wohl noch in 50 Jahren präsent sein und den Bezug zur Jahrtausendwende herstellen.
Inzwischen ist Matrix fast 20 Jahre alt, heute kann man den Film anders betrachten und sollte sich weniger auf die Effeke fokussieren. Man kann sich die Zeit nehmen und auf die vielen philosophischen Fragen und Thesen achten, welche alle nicht sonderlich weit hergeholt sind. Gerade mit seiner Tiefgründigkeit kann die Matrix auch heute noch voll punkten und lässt vor allem die beiden Fortsetzungen plausibel rüberkommen.
In Bezug zu den Fortsetzungen kann man bei Matrix einen Schwenk nach 1977 wagen. Bat der Krieg der Sterne doch ebenfalls eine scheinbar fremde aber doch vertraute Welt und war atmosphärisch unglaublich faszinierend. Die Fortsetzungen zeigen anschließend, dass noch so viel mehr in dieser Welt steckt. Ohne nun dabei die Qualität der Sequels miteinander zu vergleichen.
Was man bei der Matrix nach fast 20 Jahre kritisieren könnte ist, dass die Inszenierung der Wachowskis zwar über weite Strecken aber leider nicht über die volle Distanz den zeitlosen Stil beibehalten kann.
Wer Matrix längere Zeit nicht mehr gesehen hat, der sollte sich für diesen Film durchaus mal wieder Zeit und die Ruhe nehmen und sich dabei nicht nur auf Bullet Time & Co versteifen.