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Memento

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Ein Film, den man nicht vergisst!

Memento Kritik

Memento Kritik
8 Kommentare - 20.06.2012 von eli4s
In dieser Userkritik verrät euch eli4s, wie gut "Memento" ist.

Bewertung: 5 / 5

Wo sollte man bei einer Kritik zu "Memento" am besten beginnen? In diesem Fall ist das im doppelten Sinne eine schwierige Frage. Das es sich dabei um einen meiner absoluten Lieblingsfilme handelt, muss ich leider so deutlich dazu sagen. Christopher Nolans zweiter Featurefilm ist vielleicht der cleverste Film, den ich je sehen durfte; auch hier entschuldige ich mich für den Superlativ. "Memento" kommt im kleineren Format daher als Nolans letzter Geniestreich "Inception", ist aber kein Stück weniger brillant und - meines Erachtens - sogar noch interessanter. Er gehört zu Nolans fantastischen, originellen Projekten und funktioniert sowohl als komplexer, fesselnder Neo-Noir Krimi als auch als herausforderndes Denkspiel. Meiner Meinung nach ist es noch immer sein bester Film. Ein geniales Konzept bildet den Kern dieses faszinierenden Machwerks. Mehr noch ist es aber die wunderschöne, sorgfältige Konstruktion und die Liebe zum Detail, die dieses perfekte Filmerlebnis abrunden, das einmal mehr die unglaublichen Möglichkeiten aufzeigt, die die Montage bietet, wie wir seit Pionieren wie Meliès, Porter oder Eisenstein wissen. Die erste Einstellung des Films allein ist für sich selbst meisterhaft und fasst sozusagen buchstäblich den ganzen Film in nur einem einzigen Bild zusammen. Ein Polaroid in der Hand eines Mannes, das einen Toten zeigt und mit jedem Schütteln mehr verblasst. Dies ist eine erste Warnung an den Zuschauer. In diesem komplizierten Filmpuzzle ist nichts sicher. Es ist ein Film, der höchste Konzentration und Aufmerksamkeit verlangt, da man sonst schnell verloren ist. Man sollte sicherstellen, den Film keine Sekunde aus den Augen zu lassen. "Memento" erzählt die Geschichte von Leonard Shelby, einem Mann ohne Kurzzeitgedächtnis. Gespielt wird er von einem sehr charismatischen Guy Pearce (L.A. Confidential). Seit einem kriminellen Übergriff bei dem er schwer verletzt und seine Frau getötet wurde, kann sich Leonard keine neuen Dinge merken. Wie das erwähnte Polaroid verschwinden nach wenigen Minuten sämtliche Erinnerungen und er weiß nicht mehr, was er gerade getan oder mit wem er gesprochen hat. Sein Leben ist dadurch natürlich kompliziert geworden, aber Leonard ist diszipliniert und organisiert. Um zu wissen, was er tut, schreibt er sich Unmengen an Notizen. Besonders wichtige Dinge tätowiert er sich gar auf seinen Körper. Durch Routine kann er sein tägliches Leben meistern. Aber die eigentliche Herausforderung ist eine andere, denn Leonard sehnt sich nach Rache und ist auf der Suche nach dem Mann, der seine Frau umgebracht hat. Für einen Mann, der im Grunde nichts weiß, ist es offensichtlich eine sehr schwere Aufgabe, ein Verbrechen aufzuklären. Während Leonard ermittelt, ist der Zuschauer stets an seiner Seite. Dabei wird schon bald sein eigenes Gedächtnis auf die Probe gestellt. Der Film ist unglaublich raffiniert aufgebaut, auch wenn ich hier aus Spoilergründen leider nicht genauer darauf eingehen kann. Einige Leute jedenfalls würden es allgemein formuliert non-lineare Narration nennen. Nolan selbst hat jedoch die Struktur als extrem linear beschrieben, denn tatsächlich kann man keine einzige Szene aus dem Film nehmen, ohne dass wichtige Zusammenhänge auf der Strecke bleiben. Verraten kann ich aber, dass am Ende alles unbeschreiblich elegant zusammengefügt wird und auch, dass die Weise, in der der Film organisiert ist, nicht nur eine Spielerei ist, um Verwirrung zu stiften (wie manchmal kritisiert wird), sondern wirklich perfekten Sinn ergibt und dem Rezeptionsprozess eine zusätzliche Dimension verleiht. Darüber hinaus entwickelt der Film so eine sehr spannende Dynamik in Bezug auf die Charaktere und deren Motivationen. Während Leonard versucht, den Verantwortlichen für den Tod seiner Frau zu finden, trifft er auf verschiedene Personen. Einige von ihnen scheinen ihn zu kennen, auch wenn er sich natürlich nicht an sie erinnert. Joe Pantoliano spielt einen merkwürdigen Typ namens Teddy und Carry-Anne Moss ("Matrix") eine Barkeeperin, die Leonard offensichtlich mit seinem Zustand und bei seinem Plan unterstützen will. Aber wem kann Leonard wirklich trauen? Seinen Notizen vertraut er blind. Überzeugt erzählt er, dass nur Fakten zur Wahrheit führen, nicht Erinnerungen. Diese können verzerrt sein und sind irrelevant, wenn man die Fakten kennt (oder notiert hat). Die wichtigere Frage ist allerdings, wem wir, die Zuschauer, trauen können. Der Film Noir hat schon immer mysteriöse, zweifelnde und ambivalente Charaktere beheimatet. Klassiker wie zum Beispiel "Double Indemnity" haben Nolans Arbeiten sicherlich beeinflusst. "Memento" stellt in gewisser Hinsicht das Genre auf den Kopf und treibt es auf die Spitze. Der Film erschafft ein Rätsel etwas wie in einem "Whodunit" mit dem Unterschied, dass es hier weniger um das "Wer?" als viel mehr um das "Wie?" und "Warum?" geht. Außerdem benutzt Nolan sein Konzept schön, um einige sehr lustige Szenen zu kreieren. Es finden sich eine Vielzahl wirklich humorvoller Situationen im Film, die alle sehr subtil wirken, da sie unscheinbar mit dem Erzählfluss aufkommen und sich die Ausgangsidee zu nutze machen. Es ist wirklich trockener Humor, der sehr authentisch rüberkommt und ein paar sehr natürliche Lacher mit sich bringt, die niemals komödiantisch sind. Neben dem hohen Unterhaltungswert und den künstlerischen Qualitäten transportiert "Memento" allerdings auch ziemlich philosophisches Gedankengut. Es ist ein Film über die Beziehung von Zeit und Raum, über die Wichtigkeit von Erinnerung und wie sich aus ihr Identitäten und Gefühle wie Liebe, Hass und so weiter konstituieren. Natürlich werden auch moralische Fragen hinsichtlich des Rachemotivs gestellt. Nicht zuletzt argumentiert der Film auf der anderen Seite aber auch, dass die Fähigkeit zu Vergessen absolut essentiell für den Menschen ist, auch um Zustände wie Trauer oder Hass zu überwinden. Das fantastische, unerhört smarte Drehbuch enthält auch einen Subplot, der wahrhaft aufwühlt und dem ohnehin bewegenden Film noch mehr Tiefe gibt. Auch wird in Flashbacks noch Licht ins Dunkel von Leonards Vergangenheit geworfen. Am Ende des Films wird dem Zuschauer dennoch nicht erspart, selbst alle Teile so gut es geht zusammenzusetzen; dabei stößt man möglicherweise auf mehrere Lösungen. Zum Ende von "Memento" gibt es, wie auch bei Inception, eine Vielzahl von Theorien. Nolan behauptete jedoch wiederholt in Interviews, es wäre alles im Film vorhanden, um bei aufmerksamer Rezeption zu einem eindeutigen Ergebnis kommen zu können. "Memento" basiert auf einer Kurzgeschichte von Christopher Nolans Bruder Jonathan, von der ihm dieser auf einer langen Fahrt durch die Staaten erzählt hat. Aber dennoch machte Chris Nolan etwas ganz eigenes daraus, da die Kurzgeschichte, abgesehen von der Grundidee, noch nicht entwickelt war und letztlich auch nicht mehr viel mit dem Film zu tun hat. Trotzdem muss man Jonathan natürlich für seinen wegbereitenden Einfall Anerkennung zukommen lassen. Hervorsticht aber letztlich Christopher Nolans Screenplay, das auch für einen Oscar nominiert war (und gewinnen hätte müssen). Auf der offiziellen Website des Films finden sich weitere Hintergrundinformationen zur Story. Hier wird auch versucht Film und Kurzgeschichte zu verbinden. "Memento" wurde durch verschiedenste Filmfestivals bekannt und von Kritikern meist in höchsten Tönen gelobt. Es war Nolans glorioser Einzug ins Filmgeschäft. "Memento" erzählt die Geschichte von Leonard Shelby, einem Mann ohne Kurzzeitgedächtnis. Gespielt wird er von einem sehr charismatischen Guy Pearce (L.A. Confidential). Seit einem kriminellen Übergriff bei dem er schwer verletzt und ... ... ich hab das bereits erzählt, stimmts? http://eliasandthemovies.blogspot.de/

Memento Bewertung
Bewertung des Films
1010

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8 Kommentare
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TiiN : : Goldkerlchen 2019
08.08.2020 23:28 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.026 | Reviews: 173 | Hüte: 607

Das Ende deiner Kritik ist sehr amüsant. smile


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Kinofreund088 : : Heavy Coffee
24.08.2012 14:24 Uhr
0
Dabei seit: 09.06.12 | Posts: 220 | Reviews: 22 | Hüte: 0
Ich finde das Punkte sammeln und horten doof und deshalb gibts jetzt von mir einen Hut für dich deine Hammer-Kritik!

Mach unbedingt damit weiter!
Das sind nicht die Droiden, die ihr sucht!
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MrNoname : : BOT Gott
03.08.2012 09:35 Uhr
0
Dabei seit: 16.06.10 | Posts: 1.682 | Reviews: 18 | Hüte: 25
wau - also das ist ja mal ne hammerkritik. da stellt sich mir gleich die frage, was du denn so beruflich machst ;)

wie zssnake schon geschrieben hat: nu 10 pkt dafür vergeben zu können sind hier zu wenig ;)

habe memento echt schon lange nimmer gesehen, und muss gestehen, dass ich so einiges vergessen habe. aber wegen deiner kritik werd ich den film wohl die nächsten tage mal gucken.

ps: und i schreib glaub i nie wieder selbst eine kritik !
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filmfreak180 : : Verfluchter
29.07.2012 16:06 Uhr | Editiert am 29.07.2012 - 22:36 Uhr
0
Dabei seit: 11.07.11 | Posts: 972 | Reviews: 10 | Hüte: 13
Ich wollte eigentlich auch eine Kritik zu Memento schreiben. Das hat sich jetzt allerdings erledigt. Denn gegen deine Kritik kann meine nur verlieren. Du hast alles gesagt, was man über den Film wissen sollte und das ganze noch so toll/professionell geschrieben, das mir nichts anderes übrig bleibt als dir 10 Punkte zu geben! Respekt und Hut ab!
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eli4s : : Moviejones-Fan
29.07.2012 15:15 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.702 | Reviews: 31 | Hüte: 115
Hallo Kinofreund,

^^ ... soweit würde ich jetzt nicht gehen, aber danke für die netten Worte ... der Film lohnt sich und du solltest so wenig wie möglich darüber wissen ... ich habe versucht möglichst wenig auf die Story einzugehen ...

Lass mich gern wissen, wie dein Urteil ausfällt, wenn du ihn dann gesehen hast ;).

Meine Kritik zu "The Dark Knight Rises" interessiert dich vielleicht auch smile. Freu mich immer über Kommentare, gern auch kritischer Natur.

Beste Grüße
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Kinofreund088 : : Heavy Coffee
28.07.2012 15:30 Uhr
0
Dabei seit: 09.06.12 | Posts: 220 | Reviews: 22 | Hüte: 0
Ausgezeichnete Kritik! Könnte vom Stil her durchaus auch in irgendeinem Fachjournal abgedruckt werden.
Du hast mich wirklich neugierig auf den Film gemacht. Nachdem Inception, Prestige u. die Batman-Trilogie allesamt sehr genial waren, werd ich mir diesen nach deiner Kritik höchstwahrscheinlich mal anschaun! LG
Das sind nicht die Droiden, die ihr sucht!
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eli4s : : Moviejones-Fan
21.06.2012 16:16 Uhr
1
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.702 | Reviews: 31 | Hüte: 115
Bitte, gern geschehen smile ... erneut vielen Dank für deinen freundlichen Kommentar und dass du dir die Kritik überhaupt gleich durchgelesen hast.

Über die Darsteller hätte ich in der Tat noch mehr Schreiben können
(nicht zu vergessen ist Mark Boone Junior als Burt vom Empfang ... kleine Rolle, aber der lustigste Charakter des Films; eine der besten "Lines" im Film ist [minimale Spoilerwarnung], als Burt in Bezug auf Leonards Zustand sagt: "das muss beschissen sein, [...] vielleicht hat man eine Vorstellung davon, was man als nächstes tun will, aber man hat keine Ahnung was man gerade gemacht hat ... bei mir ist es das andere Extrem ..." laughing)

allerdings war es auch da das Problem mit den Spoilern. Ich habe versucht nach Möglichkeit nichts vorwegzunehmen, was überraschen könnte ...

Gerade über den trickreichen Aufbau und den Effekt ... kleinere Details und die Interpretationsmöglichkeiten ... man könnte noch so viel erzählen ... aber da es hier keine Analyse, sondern eine Kritik ist, ist das leider nicht drin^^ ...

ach und danke für den Hut ;) das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Das du die Kritik gelesen hast und sie dir gefallen hat, ist schon mehr als man verlangen kann ...

Beste Grüße
MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
21.06.2012 09:14 Uhr | Editiert am 21.06.2012 - 09:15 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.946 | Reviews: 184 | Hüte: 616
DANKE! Danke an dich Eli4s für diese geniale Kritik. Deine Kritik würdigt den auch nach meinem Empfinden besten Nolan bislang absolut perfekt und trifft den Film vollkommen. Ich wollte seit längerem auch eine Kritik zu dem Film schreiben, aber du hast absolut alles gesagt, was es zu sagen gibt. Nolans Meisterstück ist wirklich ein faszinierender Film, der nicht nur aber auch vom genialen Schauspielensemble getragen wird und dabei absolute Konzentration verlangt. Trotzdem kann man der Idee und Geschichte sehr gut folgen und ist am Ende mE regelrecht erschlagen von der Auflösung.

Sehr klasse auch, dass du den Gedanken des Films am Ende durch die Wiederholung so schön in deinem Text aufgegriffen hast. Natürlich 10 Punkte für die tolle Kritik. Und 10 Punkte sind eigentlich zu wenig für den genialen Film wink Solle ihn mal wieder schauen. Aber ich hab auch noch Insomnia da liegen, den ich noch nicht kenne. Der kommt zuerst :-)

Da für die Kritik mE NUR 10 Punkte zu wenig sind, gibts noch nen Hut obendrauf :-) Super! Den Hut habe ich mangels Kommentar hier einfach mal an einen Comment im Freestyle rangehängt.
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