Bewertung: 3.5 / 5
Es war einmal...
Als 2013 die Ankündigung kam, dass J. K. Rowling als Drehbuchautorin eine Spin-Off-Reihe zu Harry Potter in die Kinos bringen würde, war die Begeisterung grenzenlos. Endlich wieder Ausflüge in die Wizarding World. Basierend auf dem Begleitbuch "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" schien dies eine gute Idee zu sein mit der Möglichkeit die Welt außerhalb von Hogwarts zu erleben. Der erste Teil konnte meiner Meinung nach liefern, offenbarte am Ende sogar einen Twist der die Reihe näher an die Harry Potter-Romane bringen sollte - Gellert Grindelwald hatte die Handlung maßgeblich beeinflusst.
Nun war die Idee sicherlich nicht schlecht, vor allem da die Filme Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Part 1 und 2 tatsächlich einiges betreffend Grindelwald und den Elderstab nur nebenbei behandelte. Und so kam mit Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen ein heiß erwarteter Film ins Kino, welcher den ikonischen Schurken in den Vordergrund stellen sollte, eine Rückkehr nach Hogwarts bedeutete und mit Jude Law den perfekten (!) jungen Dumbledor in seinen Reihen hatte.
Nun, der Film wurde gemischt aufgenommen. Die Tierwesen waren nicht mehr der Kern der Geschichte und fungierten nur noch als Pokemon. Das Setting in Paris wurde absolut nicht ausgenutzt und es gab fragwürdige Entscheidungen warum gewisse Figuren handeln wie sie es tun. Meine Kritik zum Film ist bekannt und ich möchte nicht nochmal gewisse Punkte ansprechen, aber sagen wir so, die Handlung konnte leider nicht liefern. Das Fandom war zudem erbost über manche Entscheidung, die den Kanon durcheinanderwirbelte.
Trailer zu Phantastische Tierwesen 3 - Dumbledores Geheimnisse
Wenn ein Film zur Nebensache wird...
Gewiss, Entscheidungen wie McGonagall auftreten zu lassen, ergeben im Sinne des von Rowlings erdachten Kalenders wenig Sinn, letztendlich versteifte man sich zu sehr auf Fanservice. Trotzdem macht dies keinen Film schlecht. Die Offenbarung am Ende, dass Credence der verschollene Bruder von Albus Dumbledore ist, sorgte jedoch für einen heftigen Aufschrei! Immerhin war dies nicht möglich, egal wie man rumrechnete...ich war damals schon ruhig geblieben. Wie in Star Wars 8 war ich überrascht, dass man plötzlich dem Schurken glaubte und war gespannt auf die Fortsetzung. Auch wenn Teil 2 große Probleme hatte, so war das Feeling als Fan der Reihe durchaus vorhanden.
Doch die Kritik an Teil 2 war nur der Anfang. Johnny Depp als Gellert Grindelwald wurde untragbar, da er eine Schlammschlacht mit seiner Ex Amber Heard gefühlt live vor einem Millionenpublikum ausführte. Wer auch immer Recht in dieser Geschichte haben wird, beide werden wohl für immer geschädigt bleiben. Da Depp zu Beginnn des Prozess als Frauenschläger bezeichnet werden durfte, entschied Warner ihn fallen zu lassen. Gefühlt gleichzeitig fiel Rowling durch seltsame Tweets auf. Nicht nur entmystifizierte sie ihr eigenes Werk weiter (hatte sich wirklich jemals irgendjemand gefragt wie Hexen früher ihr Geschäft erledigten?), nein sie legte sich mit der LTBQ+-Community ein, indem sie transfeindliche Meinungen preisgab. Die Frau, die zuvor noch vom Fandom kritisiert wurde, dass sie Dumbledore urplötzlich für homosexuell erklärte (was in den Büchern definitiv nie ersichtlich war, oder wer hatte das Gefühl, dass Harry und Ron beispielsweise auch mehr als Freunde sein könnten), legte sich nun mit Transgender ein. Und damit nicht genug, vor Kinostart von Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse fiel mit Ezra Miller ein weiterer Hauptdarsteller mit unverständlichen Gewaltausbrüchen und Gefängnisaufhalten negativ auf.
4 negative Erlebnisse vor Kinostart und man hatte das Gefühl, dass niemand mehr über den eigentlichen Film sprach.
Fragwürdige Entscheidungen
Ich will deshalb auch nicht länger rumschwafeln, sondern über den Elefanten im Raum sprechen. Das Thema Nummer 1 des Films: Das Recasting von Gellert Grindelwald. Ich bin überrascht, dass dieses Recasting so positiv aufgenommen wurde, kann aber natürlich zustimmen, dass Mads Mikkelsen ein hervorragender Darsteller und passender Schurke ist. Aber wenn das Wörtchen wenn nicht wäre - er wäre der ideale Grindelwald, wenn nicht Johnny Depp die Rolle bereits gespielt hätte. Denn nicht nur optisch unterscheidet sich die Darstellung des dunklen Magiers. Hier hätte man sich wenigstens bisschen Mühe geben können, was sicherlich einfacher gewesen wäre, als die Darstellung von Depp zu kopieren. Denn hier gibt Mikkelsen sich keine Mühe oder versucht es nicht mal, den unkopierbaren Depp zu kopieren, nein, er spielt sein eigenes Ding. Ehrlich gesagt passt dies und er hat auch die perfekte Ausstrahlung dafür. Es herrscht aber ein Bruch, besonders wenn man die Filme nacheinander schaut. Man hat das Gefühl, man hätte es mit einer komplett anderen Person zu tun - und so kann Mikkelsen noch so sehr überzeugen, es fühlt sich falsch an. Ein solches Recasting ist mir eigentlich nur bei The Incredible Hulk bekannt - ein Film, der auch deshalb für viele nicht zum MCU gehört. Ja, auch die Harry Potter-Reihe hatte immer Recastings, man denke an den völlig neuen Look von Professor Flitwick...ja sogar Hogwarts bekam mit gefühlt jedem Film ein neues Facelifting. Aber Grindelwald toppt diese Entscheidungen nochmals, sollte er ja mit Dumbledore zum Handlungszentrum der Reihe aufsteigen.
Auch sonst gibt es gewisse fragwürdige Entscheidungen. Jacobs Mitwirken wirkte in Teil 2 schon ziemlich erzwungen, Tina Goldstein schnitt man seltsamer Weise fast komplett aus dem Film, nur um sie durch eine andere Hexe zu ersetzen...welche irgendwie keine Vorgeschichte mit unserer Gruppe besitzt. Es wird auch nie wirklich klar, warum gewisse Figuren denn nun ausgesucht wurden, um den mächtigsten dunklen Zauberer seiner Zeit zu stoppen.
Alles Grütze oder was?
Dies hört sich also wieder mal nach einem Rant eines frustrierten Harry Potter-Fans an...und dabei ist dies nicht mal der Fall. Ein Film, welcher Dumbledores Geheimnisse heißt, muss nicht alles erklären. Denn es liegt in der Natur des Titels, oder besser gesagt der Figur, dass dem Leser/Zuschauer nicht immer alles klar war. Und so ergibt es tatsächlich am Ende Sinn, dass mit Jacob beispielsweise ausgerechnet ein Muggel Teil eines Teams wird, um Grindelwald zu stoppen.
Der Beginn des Films ist dabei bisschen holprig, doch wenn die Truppe unterwegs ist die geheimen Missionen von Dumbledore auszuführen, dann funktioniert die Chemie untereinander. Gerade Jessica Williams als Hicks macht dabei viel Spaß und lässt Tina schnell vergessen. Jacob macht wie immer viel Spaß und die Beziehung zwischen Newt und Theseus, in Teil 2 noch lieblos hineingeklatscht, ergibt Sinn.
Die phantastischen Tierwesen bleiben leider nur eine Randnotiz, sind aber wie so oft ein absolutes Highlight. Gerade der Beginn des Films hat eine der besten Szene der bisherigen Trilogie und zeigt, was man hätte eigentlich bei diesem Titel des Franchises zeigen sollen! Hier kann Eddie Redmayne auch wieder punkten, während er im Ensemble (womöglich bewusst) blass bleibt.
Man kommt nicht umher um auch über Ezra Miller und seine Rolle als Credence alias Aurelius Dumbledore zu reden. Auch seine Geschichte ergibt Sinn, wie erwartet war der Aufschrei komplett sinnlos. Es ist allerdings fast schon schade, dass er nur noch eine Randnotiz einnimmt - hier hätte ich mir gerade durch die größere Rolle von Jude Law als Dumbledore mehr erwartet. Letztendlich ergibt sein Arc aber Sinn und wird gekonnt abgeschlossen.
Ende gut, alles gut?
Es ist sowieso überraschend, dass es dem Film gelingt wie ein Abschluss einer Trilogie zu wirken. Zwar werden einige Entwicklungen aus Teil 2 einfach link liegen gelassen oder schnell abgehandelt, aber an sich schafft Rowling es einen runden Abschluss um die Geschichte von Newt und Credence zu bekommen. Denn dies ist der Kern der Handlung des ersten Teils gewesen - das Obscurium, ein Tierwesen oder doch ein Mensch?
Natürlich ist auch diesmal nicht alles perfekt gelaufen, Logiklöcher gibt es zuhauft. Die Politik der Zaubergemeinschaft ist ein zentraler Bestandteil der Handlung, wird jedoch einfach nicht erklärt. Man muss es so schlucken, womit Rowling es sich ziemlich einfach macht. So ergibt der Ausflug nach Deutschland für die Handlung wenig Sinn und erinnert locker an die Canto Bight-Szene im bereits angesprochenen Star Wars - Die letzten Jedi. Doch auch hier schafft man es im Gegensatz zu Teil 2, dass es doch irgendwie Sinn ergibt, einfach weil Rowling ihre Figur des Albus Dumbledore versteht wie sonst niemand.
Deshalb bin ich auch froh, dass die Homosexualität, wenn auch nur in einem Nebensatz, erwähnt wird und Rowling letztendlich sich auch traut dazu zu stehen! Denn so wird nach Newt und nach Gellert unser allseits beliebter Albus zum Herz der Handlung. Jude Law ist wie erwähnt die perfekte Besetzung und es ist ihm vorbehalten die emotionalste Szene des Films zu haben - wo dann auch der Bogen zu Harry Potter 7.2 geschlossen wird.
Fazit
Teil 3 der Phantastischen Tierwesen-Reihe ist sicherlich kein Meisterwerk geworden. Man muss sich vom Titel und der eigentlichen Idee der Reihe lösen, muss gewisse Dinge akzeptieren und damit klar kommen, dass man es sich stellenweise einfach gemacht hat. Zudem muss man das Recasting von Grindelwald schlucken (und die Reihe nicht an einem Rutsch schauen). Umso bemerkenswerter ist es aber, dass den Machern tatsächlich ein runder Film gelang, der sogar als Abschluss der Reihe funktionieren kann. Der Film hat emotionale und dramatische Szenen, er sieht wie schon die Vorgänger überragend gut aus und hat tolle und sympatische Figuren. Bei all meiner Kritik an Teil 2 hatte auch dieser Film es geschafft die Magie der Harry Potter-Filme zu duplizieren. Teil 3 schafft dies locker, ist humorvoll und erschreckend düster, emotional und doch konsequent. Da kann man auch über gewisse Probleme, die halt auch wegen der Vorgänger entstanden, dann doch hinwegsehen.
Die Frage nach der Zukunft der Reihe wird spannend bleiben. Das Duell Dumbledore vs. Grindelwald steht noch aus, eigentlich waren zwei weitere Teile geplant. Ob wir dies jemals zu sehen bekommen, bleibt fragwürdig. Womöglich ja unter anderem Namen? Denn Teil 3 der Tierwesen-Reihe ist ein Flop, nachdem auch schon Teil 2 enttäuschte. Da man einen runden Abschluss um die Geschichte von Newt Scamander und Credence fand, könnte eine Namensänderung möglicherweise die Lösung sein.
Ich hoffe jedoch, dass man nicht auf die Idee kommt, dass ein solches Konzept nix bringt und man stattdessen nach Hogwarts mit Sirius, James und Lilly zurückkehrt. Denn es ist der Fanservice, der schon Teil 2 teilweise kaputt machte. Die Anfangsszene des dritten Teils sowie das Finale zeigen jedoch, dass es nicht Hogwarts braucht um in diese Welt einzutauchen.