Bewertung: 3.5 / 5
Auch wenn Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen nicht an die charmante Inszenierung des Vorgängers heranreicht und den vielen neuen Figuren nicht genug Raum zur Entfaltung bietet, ist auch dieser Ausflug in die magische Welt der Hexen und Zauberer jeden Cent werden. Der Zuschauer spürt, dass viele Konflikte, die später in Harry Potter ausgetragen werden, hier ihren Ursprung nehmen. Zwar wissen wir noch nicht genau, wohin die Reise in den kommenden drei Teilen gehen wird, aber dies ist eine Reise, die wir auf jeden Fall sehen und nicht verpassen wollen.
Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen Kritik
Gellert Grindelwald (Johnny Depp), der gefährlichste Zauberer seiner Zeit, ist die Flucht gelungen und sukzessive gelingt es ihm, immer mehr Zauberer auf seine Seite zu ziehen. Während das Zaubereiministerium hinter ihm her ist, beauftragt Albus Dumbledore (Jude Law) seinen guten Freund Newt Scamander (Eddie Redmayne), sich auf die Suche nach Credence (Ezra Miller) zu machen. Seit den Ereignissen in New York ist dieser in Paris untergetaucht, auf der Suche nach seiner Herkunft. Doch Credence stellt weiterhin eine Gefahr für sich und die Menschen in seiner Umgebung dar und jene unbändige Macht ist es, die das Zaubereiministerium einerseits vernichten möchte und andererseits Grindelwald nur zu gern in seine Finger bekommen will...
Trailer zu Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen
Zwei Jahre ist es nun her, seit wir in die Welt von Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind eingeführt wurden, die Vorgeschichte zu den Erlebnissen von Harry Potter und Lord Voldemort. Zwei Filme erledigt, drei weitere noch vor uns und ohne literarische Vorlage befinden wir uns nun bei Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen irgendwo im Nirgendwo. Bis auf ein paar Eckdaten, die man aus den Harry Potter-Romanen kennt, weiß man noch nicht so recht, was da in Zukunft alles auf einen zukommt. Düsterer wird es, so viel ist nach dem zweiten Teil klar, denn wo der Auftakt vor allem eine herzliche Geschichte war, geht es bei der Fortsetzung nun schon um deutlich mehr, denn es gilt, Stellung zu beziehen, ob man für oder gegen Grindelwald ist. In dieses Chaos werden auch Newt und seine Freunde unweigerlich gezogen.
Was auf dem Papier wie ein lauwarmer Aufguss der bereits bekannten Voldemort-Geschichte klingt, fühlt sich trotz Parallelen nicht wie eine Wiederholung an. Dafür ist auch die Figurendynamik eine völlig andere und dies dürfte sich in den kommenden Teilen der Reihe noch verstärken, wo unweigerlich der Konflikt zwischen Dumbledore und Grindelwald im Mittelpunkt stehen wird. In Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen werden dafür aber erst die Grundsteine gelegt, denn gerade Jude Law als Dumbledore wird extrem im Hintergrund gehalten, während Johnny Depp als Grindelwald deutlich häufiger in Erscheinung tritt. Im Zentrum der Geschichte steht aber erneut Newt Scamander, den Eddie Redmayne wieder großartig in Szene setzt. Dabei wird auch die Beziehung zu Aurorin Tina Goldstein (Katherine Waterston) weitergesponnen und Scamander bekommt deutlich mehr Kontur durch die Einführung neuer Figuren aus seinem historischen Dunstkreis.
Doch bei diesen neuen Figuren bleibt es nicht und das ist vermutlich der größte Knackpunkt an Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen. Obwohl die gezeigte Handlung eben jene neuen Figuren braucht, um überhaupt eine gewisse Eigendynamik zu erhalten, bleiben die meisten Protagonisten zu eindimensional, weswegen die Auswirkungen ihres Handelns oft nicht die emotionale Wirkung entfalten, die sie eigentlich sollten oder ganz einfach nicht nachvollziehbar sind. Besonders Queenie (Alison Sudol) hat darunter zu leiden, die mit Jacob (Dan Fogler) einen gar nicht so unwichtigen Storystrang teilt, nur wirkt dieser nicht überzeugend.
Dennoch ist die Integration vieler kleinerer und größerer bekannter Figuren insgesamt gelungen, die vor allem Kennern des Potterversums bekannt vorkommen werden. Das Problem vieler Prequels ist, dass vieles aufgesetzt oder mit Gewalt in die Handlung als Fanservice untergebracht wirkt. Natürlich gibt es auch in Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen eine ganze Reihe Verknüpfungen bekannter Figuren, die auch hier auf einmal so wichtig waren und zufällig eine gemeinsame Vergangenheit teilen, es bleibt aber plausibel und es tun sich nicht sofort unzählige Logiklücken auf. Hier zeigt sich das wirklich gut ausgearbeitete Zaubereruniversum von J.K. Rowling von ihrer besten Seite. Und um diese Verbindungen wertschätzen zu können, ist Vorwissen aus den Büchern oder Filmen zwingend nötig, denn der Film nimmt keine Rücksicht darauf, ob man Orte oder Zusammenhänge nicht kennt. Wer die Harry Potter-Filme nicht gesehen hat, wird an vielen Stellen nicht erahnen, warum gerade genau das passiert.
Visuell und akustisch wird in Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen viel Vertrautes geboten, gerade die Effekte können sich wieder einmal sehen lassen und erschaffen die magische Welt zum Leben. Einzig die Actionszenen sind oft unnötig hektisch geschnitten und erlauben es nicht, den Handlungen konsequent zu folgen. Musikalisch stechen hingegen vor allem die alten und vertrauten Melodien von John Williams hervor, während die neu komponierten Stücke von James Newton Howard entweder laut oder dezent vor sich hinplätschern.
Im direkten Vergleich zu Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind zieht Phantastische Tierwesen - Grindelwalds Verbrechen derzeit den Kürzeren, denn der Auftakt war einfach charmanter und in sich stimmiger. Auch kämpft der zweite Teil damit, noch etwas allein im Raum zu stehen, weil nicht klar ist, wohin die Reise geht und wie sich der Teil am Ende in die Pentalogie einfügt. Dennoch sollte man sich trotz dieser Kritikpunkte das Abenteuer auf keinen Fall entgehen lassen, denn bereuen wird man den Kinobesuch nicht.