Bewertung: 2 / 5
1987 wurde eine Kino-Legende geboren, die im Kampf Mann gegen Mann letztlich nur dem Gouvernator persönlich, auf der Höhe seiner Popularität, unterliegen konnte. 1990 wurde ihre Mythologie vertieft und vom Dschungel ging es in die Großstadt, wo der Kampf erneut nur knapp verloren wurde, dieses Mal gegen Danny Glover. Dann wurde es lange ruhig um den außerirdischen Jäger, bis er 2004 im Kampf gegen DAS Alien selbst seine Rückkehr in einem akzeptablen Crossover feierte. 2007 schien die Geschichte vorbei, als AvP - Requiem den Totenschein bereits ausgefüllt hatte. Doch Robert Rodriguez belebte den Predator in seinem 2010er Soft-Reboot, schlicht Predators betitelt, wieder, zeigte, dass durchaus noch Leben in der Legende steckt und vertagte die Beerdigung des Franchise. Nun kehrt der außerirdische Großwildjäger zurück, unter Regie von Shane Black, und soll stärker denn je sein, schließlich hat er ein Upgrade genossen. Ob er nun den Totenschein aus dem Aktenschrank holt und seine Unterschrift druntersetzt, oder ihn triumphierend zerreißen darf? Dazu mehr im Folgenden.
Trailer zu Predator - Upgrade
Inhalt:
Ein Predator, scheinbar gejagt von einem Artgenossen, schafft gerade noch die Flucht zu Erde, wo sein schwer beschädigtes Schiff jedoch abstürzt. In den Wäldern trifft er auf den Scharfschützen Quinn und dessen Team, welches grade mitten in einem Auftrag steckt. Nach einem kurzen Scharmützel, in dem das Team ein jähes Ende findet, gelingt Quinn die Flucht und der Predator bleibt verletzt zurück. Der Rest der Geschichte ist anschließend ein recht wuster Trip voller schlechter One-Liner, halbsympathischer Figuren und unspektakulärer Ideen, der letztlich einzig das offene Scheunentor für die Fortsetzung erinnern lässt.
Kritik:
Hoffnung ist eine verräterische Emotion. Als Shane Black als Regisseur für den neuen Predator auserkoren wurde, begann sie zu keimen, insbesondere nachdem Robert Rodriguez vor 8 Jahren die AvP-Schande weitestgehend vergssen gemacht hatte. Nun sollte einer das Ruder übernehmen, der damals selbst beim Original mit dabei war? Genial! Und R-Rated ohne Kompromisse sollte es auch noch werden? Klasse!
Ja, ich war voller Vorfreude und Hoffnung auf den neuen Predator. Klar, das Franchise hatte Tiefpunkte, aber mit Black, der mich zuvor mit The Nice Guys und Iron Man 3 sehr überzeugt hatte konnte ja nicht viel falsch laufen, oder? Tja, wie ich sagte, Hoffnung ist eine verräterische Emotion. Die ersten Trailer ließen nichts allzu Gutes vermuten, sahen sie doch eher wieder nach AvP - Requiem aus. Und daran wollte man sich als Fan schließlich nur ungern erinnert sehen. Aber hey, vielleicht waren sie nur ungünstig geschnitten und der Cutter hatte nen miesen Montag nach nem langen Wochenende? Wie es sich herausstellte, war das nicht der Fall. Der Kinobesuch kam einer eiskalten Dusche der Erkenntnis gleich: Predator Upgrade ist wirklich so bescheiden wie seine Trailer vermuten ließen.
Dabei fängt der Film sogar relativ gut an. Der Beginn wirkt wirklich vielversprechend, der Einstieg ist durchaus gelungen, dazu tönt Silvestris Predator-Theme aus den Lautsprechern. Man fühlt sich ernsthaft gut aufgehoben für die erste halbe Stunde oder so. Doch danach geht es leider mehr und mehr bergab und der Film erholt sich von dieser Talfahrt auch nicht mehr, sondern wirft einen zum Schluss mit einem Arschtritt aus dem Kino. Theme und Darstellerbemühungen hin oder her.
Denn ich würde ich den Darstellern nicht mal die Schuld geben, das da einiges schief läuft; sie werden einfach zu weiten Teilen vom Skript völlig im Stich gelassen. Boyd Holbrook macht einen soliden Job als relativ charismatischer Lead Quinn und ist trotz seines Hangs zu dummen Kommentaren noch der sympathischste in der Runde. Daneben strahlt seine Truppe "Nut-Jobs" bestehend aus einem wilden Round-Up der bescheidensten Ex-Soldaten-nun-Psychopathen Amerikas leider vor allem eines aus: Austauschbarkeit. Keiner von ihnen bleibt im Gedächtnis, selbst Tourette-Thomas Jane bleibt im Grunde nur deshalb im Kopf, weil man ihn halt irgendwie doch noch als Punisher kennt. Der Rest ist ein Haufen Gesichter mit stereotypem "Charakter", der immer wieder mehr (?) oder minder (!) witzige Sprüche klopfen darf. Irgendwo ist noch Olivia Munn als Biologin dazwischen und ein Kind spielt auch aufgrund seiner Asperger-Erkrankung eine Rolle, weil es dadurch klüger ist als alle Experten. Macht oberflächlich irgendwie Sinn während es passiert, bleibt aber völlig irrelevant. Überhaupt ist "Austauschbar" der perfekte Begriff für beinahe alles in diesem Film.
Die Action? Irgendwo zwischen "Wow, Brutales R-Rating ich glaube da fliegen Körperteile!" und "Schneidet das mal so, dass man nichts davon wirklich sieht.". Die Setpieces? Irgendwo zwischen AvP-R und dem Versuch das Original zu emulieren ("Seht ihr, Fans, wir sind im Wald? Voll Predator, oder?"). Die Mythologie der Predatoren? Da stampfen wir einmal fröhlich mit unserem Frankendator mittendurch und nehmen diesem früher mal bedrohlichen und einzigartigen Antagonisten jedwede Bedrohlichkeit. Wie wir das anstellen? Wir tauschen ihn irgendwo ab der Hälfte gegen "Terminator Frankenstein" - den Upgrade-Predator aus, der leider bloß als generisches 3-Meter-Getüm im Kopf bleibt und sich so lange durch das Skript langweilt, bis es ihm erlaubt, getötet zu werden. (Ist das n Spoiler? Hat jemand die Vorgänger gesehen? Hat ernsthaft wer erwartet, dass die Bösen gewinnen? Das hier ist Hollywood, nicht europäisches Arthouse-Kino.)
Macht das nun Spaß? Ja, schon irgendwie. Wenn man es schafft, trotz der teils wirklich offensiv großen Logikkrater irgendwie involviert zu bleiben bei dieser Truppe "Protagonisten", die eh vor nichts Respekt oder Angst haben. Denn an dem Punkt sind wir inzwischen. Selbst der Upgrade-Predator, der den Predator, vor dem selbst ein Schwarzenegger Respekt zeigte, einfach mal so beiseite fegt, entlockt unserer Crew nur ein müdes Lächeln. Wo soll ich mich als Zuschauer denn festhalten, wenn alles mit aalglattem Teflon überzogen wird, damit auch ja nichts hängen bleibt, von dem was dort passiert? Böse gefragt: "Sach mal, simmer hier bei Marvel?". Denn danach fühlt es sich an und das im denkbar miesesten Sinne, in dem man es verstehen kann. Mit dem Unterschied, dass Marvel zumindest seine Figuren sympathisch schreibt.
Fazit:
Man merkt es vielleicht: Mir lag dieser "marvelisiert-modernisierte" neue Predator überhaupt nicht. Jedwede Bedrohlichkeit, die der ikonische Predator mal besaß wird hier zugunsten eines Terminator-Frankenstein-Upgrades aus dem Fenster befördert und wir bekommen einen Film für die Instagram-Generation, deren Aufmerksamkeitsspanne ohnehin irgendwo jenseits eines Eichhörnchens auf Speed angesiedelt ist und die (bezeichnenderweise hatte ich genau SOLCHE Personen auch im Kinosaal in meiner Nähe sitzen) eh die Hälfte der Zeit beim Schauen des Films auf dem Handy rumdaddeln müssen. Denen fallen Logikprobleme nicht auf, mir als Fan allerdings schon. Dementsprechend ist das, was bleibt, nie viel mehr als ne Truppe überwiegend unlustiger Sprücheklopfer, die gegen ein großes Monster so lange garnichts ausrichten können, bis das Skript "Finale" schreit.
Von mir gibts 4/10 Punkte bzw 2/5 Hüte,
weil er als bierselige Partyunterhaltung mit Kumpels sicherlich nicht die schlechteste Entscheidung darstellen dürfte.
Kann man sich angucken, ist auch mit ganz viel "Hirn aus" sicherlich gut ertragbar. Aber man kann es sich auch getrost sparen. Und wenn man wirklich jemanden einen großen Haufen auf sein Franchise setzen sehen will, kann man auch einfach nochmal AvP-Requiem anschauen.