Bewertung: 4.5 / 5
Was? Es gibt hier nicht eine wirkliche Kritik zu First Blood? Das kann ja nicht sein! Bevor also ZSSnake den letzten Film kritisert, hier noch schnell meine Kritik zum ersten, eigentlichen und einzigen Rambo.
Und da es wie Eulen nach Athen tragen ist, diesmal recht kurz gehalten (Juchuu!)
First Blood (so der Originaltitel) erzählt eine Episode im Leben eines traumatisierten Vietnam-Kriegs-Heimkehrers, der mittlerweile quasi als Landstreicher seine alten Kumpels abklappert. In einer Kleinstadt wird ihm sehr deutlich signalisiert, dass man "solche Leute wie ihn" dort nicht haben möchte und er wird ausser Staddt gefahren. Da er nichts getan hat, und sich blöd angegangen fühlt, geht er trotzdem in die Stadt zurück, wird vom Sheriff (eigentlich lediglich zur Einschüchterung) in Gewahrsam genommen und im Polizeirevier plötzlich von den anderen Polizisten schikaniert und in die Enge getrieben. Eins führt zum anderen, der traumatisierte Veteran schlägt um sich, entkommt, und plötzlich ist der gesamte Polizeiapparat hinter ihm. Er flieht in die Berge und macht einen Polizisten nach dem anderen unschädlich, ohne ihnen wirklich was zu tun, mit der Warnung, ihn endlich in Ruhe zu lassen. Daraufhin werden sie immer rigoroser und es fliesst Blut. Schließlich rückt die Armee an und selbst der Ausbilder Rambos tanzt an, um seinen Senf zu der Sache abzugeben.
Rambo ist eine ziemlich deutliche Ansage ans Establishment, eine Underdog Story, und sehr ambivalent in seiner Figurenzeichnung. So ist Rambo fortwährend ein getriebener und noch längst kein Supersoldat. Die eigentliche Hauptfigur ist Brian Dennehys Sheriff, der den normalen Ottonormalverbraucher spielt, der hier nicht ständig an die Vietnam-Niederlage erinnert werden möchte, der nicht sehen möchte, was die eigene Regierung aus den Kindern der Nation gemacht hat. Lieber schliesst er dieses Kind weg und denkt nicht mehr daran, als dass er sich dem Schmerz stellen würde. Er will auch keinen Krieg vom Zaum brechen, die Sache eskaliert, als andere mit dieser schlafenden Wut anders - sprich aggressiver - umgehen.
Trautman als Charakter ist da noch ein großes Stück ambivalenter, denn einerseits hat er Rambo zerstört und zu dem gemacht, der er ist. Er hat sich auch nie um den Mann nach der Rückkehr gekümmert, und jetzt, wo der Pitbul von der Leine gelassen ist, soll er Schadensbegrenzung betreiben. Dass Rambo nicht gegen seinen Vorgesetzten bestehen kann, ist auch ein perfides Instrument des Gefügigmachens des Soldaten.
Und dann haben wir hier John Rambo, Dreh- und Angelpunkt des Films, und gleichzeitig eigentlich nur einer, der immer nur reagiert und gegen die Eskalation der Gewalt gar nichts ausrichten kann, weil ihm keiner zuhört. Stallone spielt diese Figur mit einer Innbrunst, die er danach nie wieder erreichte (und hört mir mit Copland oder irgendwelchen Creeds auf!), und er überzeugt auf ganzer Linie als Getriebener ohne Aussicht auf Erlösung.
Das nicht verwendete Ende, in dem Rambo stirbt, halte ich für diese Figur und diesen Film in der Tat auch für zu drastisch, denn dieser John Rambo verdient in der Tat wahrscheinlich eine zweite Chance, und da finde ich Slys Bedenken diesbezüglich tatsächlich gerechtfertigt, dass es ja ausreicht, wenn er verhaftet wird.
Aber eines weiteren Teiles hätte es sicherlich nicht bedurft in diesem Filmkosmos (geschweige denn jetzt sogar 4 Fortsetzungen).
Als intensiver, intelligenter, Action-Beitrag mit kleiner Antikriegsbotschaft ein immer wieder gerne gesehener Klassiker!