Bewertung: 2 / 5
Ach wie schade! Ob nun Robin Hood oder Taron Egerton, beide sehen wir gerne auf der Großleinwand, nur leider hat die Kombination überhaupt keinen Charme. So sehr es zu begrüßen ist, wenn neue Ideen eine altbekannte Geschichte auf ein frisches Level hieven, so sehr fühlt man sich als Zuschauer gelangweilt, wenn die ganze Collage nicht zündet. Regisseur Otto Bathurst mag im Serienbereich aufgehoben sein, hier waren er und die Autoren einfach überfordert.
Robin Hood Kritik
Robin von Loxley (Egerton), ein junger englischer Adeliger, wird per Dekret gezwungen, an den Kreuzzügen teilzunehmen und lässt seine große Liebe Marian (Eve Hewson) und sein Gut bei Nottingham zurück. Als er Jahre später heimkehrt, muss er mit der Tatsache leben, enteignet worden zu sein und Marian an Will Scarlet (Jamie Dornan) verloren zu haben. Geschockt von der Korruption und der Armut, die durch die Kirche und die Intrigen des Sheriffs von Nottingham (Ben Mendelsohn) verstärkt werden, entschließt sich Robin, etwas für die Bevölkerung zu tun. Unterstützt von John (Jamie Foxx), der ihm noch während der Kreuzzüge als Feind gegenüberstand, bestehlen sie die Reichen - und merken anfangs gar nicht, wie sie damit auch direkt die Kreuzzüge bekämpfen...
Trailer zu Robin Hood
Wer kennt ihn nicht, den Rächer der Armen und Enterbten? Den Mann, der über Balladen zum Filmhelden wurde und gefühlt unzählige Male seinen moralischen Kompass auf der Leinwand einnorden durfte. Mit am bekanntesten sind Kevin Costner (1991), Errol Flynn (1938) und ein gezeichneter Disney-Fuchs (1973), die den Helden einst glorios verkörperten und ihm ganz typische und wiederum unterschiedliche Attribute mit auf den Weg gaben. Leider ist Taron Egertons Darbietung weit davon entfernt, denn so sehr er sich auch spitzbübisch müht, das Drehbuch gibt nicht mehr her, als aus ihm einen kampferprobten Schützen zu machen, der, nun ja, das Geld umschichtet.
Robin Hood bietet einen hohen Actionanteil und so manche Kampfsequenz, die aber äußerst blutleer daherkommt, wie man es von vielen heutigen Actionfilmen kennt. Nottingham mag dreckig sein, die Hochglanzoptik versprüht zu viel Distanz, als dass der Film berühren kann. Und so werden überzeugende handgemachte Effekte von wenig überzeugenden CGI-Effekten torpediert, die so gar nicht ins Jahr 2018 passen wollen und den Trashfaktor nicht ganz verhindern können. Hinzu kommen die Schnitte, die teils gute Szenen hastig aneinanderreihen und keinen wirklich stimmigen Fluss aufkommen lassen, damit man als Zuschauer die Chance hat, dem Geschehen interessiert zu folgen.
Schwer verständlich ist aber die Entscheidung, Robin Hood mit modernen Elementen anzureichern. Wo z.B. der Witz eines Ritter aus Leidenschaft funktionierte, weil die Story neu und unverbraucht und nur im Mittelalter verortet war, nimmt man hier eine weltweit bekannte klassische Geschichte als Basis, entlehnt Zeit sowie ein paar Figuren und platziert Outfits und moderne Attitüde drumherum. Das könnte funktionieren, überraschen, erstaunen, tut es aber nicht. Weil es willkürlich wirkt, beliebig und man sich als Zuschauer ertappt, Vertrautes zu suchen. Gummisohlen im Mittelalter? Kostümpartys, die einem Jean-Paul Gaultier Ehre machen? Passt nicht, denn Robin Hood wirkt in Gänze nicht wie eine moderne Interpretation, sondern bloß wie der Vorsatz, etwas neu zu machen. Doch die handwerkliche Finesse fehlt.
Robin Hood ist einer der Fälle, wo dem Helden des Films und damit der ganzen Produktion das Herz fehlt. Wo Egerton austauschbar ist, der Sheriff von Nottingham ins Overacting abgleitet, Marian die modernen Frauenrechte vertritt und das Ende gezielt auf eine Fortsetzung zusteuert, erkennt man die zugrundeliegende Handschrift. Alles versucht und doch nicht richtig zu Ende gedacht. Eine Version, auf die wir uns gefreut haben, die aber in zwei zähe Kinostunden mündete - und ruhig als Einzelkind stehenbleiben kann.