Bewertung: 5 / 5
Ja, ich habe bereits eine ellenlange Review zu Rocky geschrieben, und dort in aller Länge auch erläutert, wie es sein kann, dass der Film mein Lieblingsfilm ist, wie ich immer wieder alle möglichen Fortsetzungen kritisch beäugt habe und trotzdem sie mir alle irgendwie gefallen und ans Herz gewachsen sind. Zudem habe ich eine ellenlange Abhandlung zu Rocky 2 geschrieben, obwohl ich den auch schon vorher mit abgedeckt hatte, und dort erläutert, wie ich doch immer auf ein hochwertiges Remake von Rocky 2 hoffe, der glaubhaft die Boxkarriere der Figur Rocky Balboa beendet, damit sie eben nicht ausverkauft wird und in Würde mit Adrianne in den Sonnenuntergang reiten darf. Und eigentlich wäre das alles mein letztes Wort zu dieser Figur und diesem Film wert. Doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mit diesem Film und dieser Figur eben so nicht abschliessen kann. Jedenfalls nicht so nüchtern oder unpersönlich. Wer halbwegs objektiv nachvollziehbare Stellungnahmen meinerseits zum Rocky-Universum lesen will, kann sie an den erwähnten anderen Stellen abholen. Jetzt wird es eben mal unsachlich ;-)
Ich bin mit Rocky aufgewachsen, ich kenne die ersten beiden Rocky Filme in und auswendig, ich kann die Filme auf deutsch, türkisch und englisch mitnuscheln, und ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut und Tränen in die Augen, wenn der Kampf im ersten Teil sich gegen Ende neigt und Adrianne just in dem einen Moment in die Arena tritt.
Ich habe Rocky als einen der bodenständigen Helden meiner Kindheit in Erinnerung, der eigentlich schon damals ein einfacher Typ war, Rocky 3 hat den Charakter für mich der Lächerlichkeit und dem Rumgegockel preis gegeben, und das war kein Rocky mehr für mich, trotzdem haben die Filme in einer tiefen emotionalen Ebene für mich immer noch funktioniert, da diese Figur einfach so echt war, wie es ein richtiger Freund manchmal ist und sich weiter- und fortentwickelt, man mit ihm nicht mehr eins ist, aber ihm immer noch und vor allem nur das Beste wünscht.
Und ich wünsche mir so sehr, dass es das Filmmaterial nach oder während der Trainingssequenz im zweiten Teil nicht gibt, gerade weil der erste Film so viel Herz und alles in die Wagschale wirft und so perfekt ist.
Der Film ist so perfekt für mich in so vielerlei Hinsicht, er ist sogar der perfekte Liebesfilm für Männer (ungefähr auf Augenhöhe mit Vergiss-Mein-Nicht), dass ich sogar meine Ehefrau dazu überreden konnte, dass wir ein Lied aus Rocky zu unserem Hochzeitstanzlied machen. Unabhängig davon ist es natürlich auch ein Hammerlied...
Ich habe Jahre lang dreimal die Woche geboxt, neben ebenso oft Fussball, und heute? Bin ich Jake LaMotta am Ende ;-)
Ich habe mich hier sogar als Rockys Goldfisch angemeldet!
Aber damit nicht genug: Während Freunde von mir ihren Kindern irgendwann Star Wars und so ein Zeugs als die ersten richtigen Filme näher bringen, habe ich meine Kinder recht früh mit den Trainingsmontagen aus Rocky angefüttert und dann mit dem ersten Teil konfrontiert. Natürlich waren sie dann am Ende geschockt, dass er verliert, und haben damit auch die Ambitionen verloren, die weiteren Filme zu schauen.
Und ganz ehrlich, während ich in diesem Alter der Kinder üblicherweise auf ein Happy End (den Sieg) setzen würde, habe ich das in diesem Fall durchaus wohlwollend zur Kenntnis genommen, denn ganz ehrlich, mehr muss man von der Figur nicht wissen, um ihn zu kennen, um zu wissen, dass er eigentlich seinen Frieden und seinen Seelenverwandten gefunden hat. Alles weitere grenzt irgendwann an Voyeurismus, dessen ich mich natürlich auch schuldig bekenne. Und den Kindern erzählt, dass man eben nicht immer nur gewinnen muss, dass das Leben manchmal auch anders verläuft. Fanden sie nicht gut, haben es aber für den einen Moment hingenommen.
Braucht es dieses zweite Review? Nein, natürlich nicht, zumal ich ja ganz deutlich in den vorherigen Reviews alles Relevante auf den Tisch gepackt hatte. Aber manchmal sind es die Kleinigkeiten, die das Bild abrunden ;-)
Und ich bin mir sicher, bei Creed 3 krieche ich wieder zu Kreuze...
