Bewertung: 4 / 5
Das Ehepaar um Rosemarie (Mia Farrow) und den erfolglosen Schauspieler Guy Woodhouse (John Cassavetes) zieht zusammen in einen neue Wohnung in mitten von New York. Während der Besichtigung des Hauses erfahren sie von der seltsamen Vergangenheit der Mauern, was die beiden aber nicht davon abschreckt sich dort niederzulassen. Als sie nach einem tödlichen Unfall das ältere Ehepaar Minnie (Ruth Gordon) und Roman Castevet (Sidney Blackmer) kennenlernen, sind diese von den neuen Mitbewohnern überwältigt. Bei einem gemeinemsaen Essen fällt Rosemarie in einen tiefen Schlaf und träumt davon, vom Teufel höchstselbst vergewaltigt worden zu sein. Als sie wieder erwacht, erfährt sie das ihre Eheman mit ihr geschlafen hat, weil er die Zeit ihres Eisprungs nutzen wollte. Kurz daraufhin wird Rosemarie schwanger und es beginnt ein wahrer Albtraum.
Wer hätte gedacht, daß man aus so einer unsagbar langweiligen Prämisse einen solchen Film machen könnte. Mit Rosemaries Baby gelang Roman Polanski wohls ein großer Durchbruch in Hollywood und wie sollte man es anders sagen, als das er ihn auch wahrlich verdiente. Denn der Film ist in allen Belangen ein vielschichtiges Werk. Man mag das als aufgesetzt empfinden. Doch so eine Art von Film ist selten.
Das fängt allein schon beim Schauspiel an. Mia Farrow spielt sich hier die Seele aus dem Leib und schafft es den Zuschauer an sich zu binden. Dabei stellt sie sogar Leinwandpartner John Cassavetes ein wneig in den Schatten. Denn dieser sich anbahnende Irrsinn wird von Farrow mit Bravur gemeistert und sie ist dabei zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig.
Es ist schon ein wenig ironisch, wenn man weiß welche Dinge Polanskis späteres Leben beherrschen sollten. Ähnlich wie auch Harvey Weinsteins Filme, ist auch Polanski ein Vertreter des Feminismus. So bekommen wir hier mit Rosermarie einen Charakter, der zwar durch die Welt in der er lebt viel einstecken muss und auch nicht besonders viel anrichten kann, wenn es um das Thema der Selbstverwirklichung geht. Doch sie rebelliert wo sie nur kann und stellt dabei im Gegensatz zu den Damen ihrer Zeit auch an den richtigen Stellen, die richtigen Fragen.
Dabei sieht sich vor allem Guy in einer relativ sicheren Position und versteht auch die Vergewaltigung der eigenen Frau nicht als Gräueltat an. Auch hier ist der Film wieder seiner Zeit vorraus und möchte uns auf einen schlimmen Misstand aufmerksam machen. Doch das daß noch einige Jahrzente auf sich warten ließ, weiß auch jeder der sich mit Geschichte auskennt. Nicht umsonst waren Vergewaltigungen in der Ehe bis in die 2000er Jahre auch in Deutschland noch völlig normal und keinen Blick wert.
Über allem liegt dann noch eine gewisse Schwere. Eine Anspannung die sich über den gesamten Film zieht. Was genau passiert hier eigentlich, wem kann man Trauen und wem eben nicht. Alles Fragen die Polanski stellt und dabei den Zuschauer so weit wie möglich im Dunkeln lässt. So bleibt lange Zeit offen, warum sich die fremde Frau im Haus umbringt und man hätte vermutlich in jedem Fall nicht mit dieser Art von Auflösung gerechnet, wenngleich Polanski hier auch den ein oder anderen Hinweis streut. Das geht sogar so weit, daß man nicht mal mehr weiß, ob man der eigentlichen Hauptfigur trauen kann, oder nicht.
Weiterhin rechnet Polansiki auch mit dem Spießbürgertum ab, in dem er dieses Leben so dermaßen karikiert und ablehnt, daß man eigentlich nicht anders kann als dies zu verachten. Völlig irrelevante und auch privte Informationen gelangen dann ans Tageslicht und plötzlich will jeder Teil am Leben wildfremder haben. Das gerade ein Schauspieler auch Teil davon ist, ist so entlarvend gegenüber diesem eigentlich doch recht weltoffenem und gewagtem Beruf gegenüber. Ob sich Polanski damit auch über die Hollywood-Kollegen setzt bleibt fraglich. Anzunehmen ist es alle mal. Gleichzeitig rührt auch der Gruselfaktor des Films aus dem profanem und uninteressantem. Gefolgt von einer Wendung, die wirklich mal einfallsreich war.
Und das der Film die ein oder andere Länge hat, verzeiht man ihm gerne, wenn man hier Mietpreise mit dem Tod asoziieren kann. Das ist natürlich auch gewollt. Ja, Polanski entpuppt sich hier als Anti-Kapitalist und Freigeist im Besten Sinne.
So ist dieser Film einer der wohl vielschichtigsten Filme New Hollywoods. Ein Werk, dessen Bedeutung man je nach Prägung so oder so auslegen könnte, dennoch eine wahre Augenweide. Man kann nicht anders, als diesen Film durchdacht zu nennen. Was gesagt werden wollte, wurde gesagt und hat auch heute noch nichts von seiner Bedeutung verloren.