Bewertung: 4 / 5
Shazam! war ein Film, auf den ich mich dieses Jahr besonders gefreut hatte. Ich empfand bereits von Beginn an die Prämisse eines Teenagers, der Superkräfte auf (gefühlt) Superman-Level bekommt als spannend und zugleich ungemein witzig. Nun läuft der Film und ich durfte ihn heute (in einem komplett leeren Kino ohne jedwede Störungen) für mich selbst entdecken.
Inhalt:
Thaddeus Sivana hat es nicht leicht. Er wird von seinem großen Bruder und seinem Vater tagtäglich daran erinnert, dass sie nichts von ihm halten. Als sich der Junge plötzlich auf magische Weise in einer Höhle im sogenannten Fels der Ewigkeit wiederfindet und vor sich den mächtigen Magier Shazam stehen sieht, stellt ihn dieser vor eine Wahl, welche sein Leben für immer verändern soll. Erweist er sich als würdig, der Champion des Magiers zu werden, oder wird er den Versuchungen der sieben Todsünden erliegen, welche Shazam geschworen hatte in ihren Kerkern aus Stein gefangen zu halten?
Trailer zu Shazam!
Kritik:
Tatsächlich ist die Geschichte von Shazam! die zweier Jungen, die vor der gleichen Entscheidung standen und sich mit ähnlichen Bedingungen konfrontiert sahen. Im Grunde die perfekte Ausgangslage für eine clevere Beziehung zwischen einem Held und seinem Schurken, die aus sehr ähnlichem Holz geschnitzt sind. Überhaupt bedient sich der Film in vielerlei Hinsicht der Frage, was uns zu dem macht, der wir sind. Das Umfeld und die Menschen die uns lieben machen uns aus, sie definieren wer wir werden können und zu was wir fähig sind. Und obgleich die Entwicklung im FIlm insbesondere im Bezug auf Hauptfigur Billy an manchen Stellen etwas verkürzt wirkt, gibt ihm das Skript doch eine völlig nachvollziehbare Motivation zu dem zu werden, der er am Ende ist. Angenehm jedenfalls, einen Helden mit einem echten Character-Arc in einem modernen Blockbuster zu sehen.
Überhaupt muss man vor dem Drehbuch von Henry Gayden (nach der Story von Darren Lemke) den Hut ziehen, da sie, anders als dieses Jahr Aquaman, sich zwar auf viele Elemente der klassischen Origin-Story berufen, jedoch alle Subplots logisch öffnen und schließen und keinen davon irrellevant in der Luft hängen lassen. Jedes Element und jede Entwicklung hat ihren Platz und dient dabei der Story und der Entwicklung unserer Hauptfiguren. Dass dabei die Nebenfiguren teils recht oberflächlich gezeichnet bleiben, kann man unterm Strich verzeihen, da wir bereits sehr früh in eine Gruppe von verschiedenen Kindern und Teenagern hineingeworfen werden, die alle ihrere eigenen, leider recht stereotypen, Persönlichkeiten besitzen und die Adoptivgeschwister von Billy werden.
Dabei liegt der Fokus aber in erster Linie auf einigen wenigen von ihnen, namentlich Billy, Freddy und eben oben genanntem Thaddeus, der als Junge vor der gleichen Entscheidung stand wie Billy. So entwickelt sich eine brüderliche Beziehung zwischen Superhelden-Geek Freddy und Billy, zugleich aber eben auch der Gedanke, wie nah Billy an all dem ist, was Thaddeus zu dem machte, der er zum Zeitpunkt der Geschichte ist. Alles selbstredend irgendwie auf Blockbusterebene recht simpel gehalten, aber trotzdem durchgehend nachvollziehbar.
Sandbergs Regie, den ich nach Lights Out und Annabelle Creation schätzen gelernt habe, ist unaufgeregt und sehr funktional gehalten, profitiert aber grade in den Actionszenen genau davon, da er auf zu heftige Spielereien verzichtet und mehr auf Übersichtlichkeit setzt. Die Sequenzen bleiben damit durchweg auf einer Ebene, der man sehr gut folgen kann, die aber nur selten aus klassischem "been there, done that" anderer Superhelden-Blockbuster ausbricht. Zachary Levi gelingt es jedoch so hervorragend sein inneres Kind bzw. den innerern Teen zu leben, dass wir ihm gerne bei all dem zusehen.
Die Entwicklung des Zwischenspiels von Billy und seinem alter Ego und die damit einhergehenden Entdeckungen bezüglich seiner Kräfte fühlt sich natürlich an und auch Asher Angels Reaktionen des jungen Billy auf all das um ihn herum scheinen völlig nachfühlbar. Man stelle sich vor, man bekäme als Teenager eine Art Schalter in die Hand gedrückt, mit dem man einen inneren Superman einfach ein- und ausschalten könnte, aber eben rein körperlich: Genau das vermittelt uns Angel im Team mit seinem Filmbruder Jack Dylan Grazer hervorragend. Würden wir sofort loslegen die Welt zu retten? Nein, warum auch? Wir würden die Kräfte und die Ungezwungenheit genießen, die damit einhergeht und sie natürlich in einer (zum Glück spielt der Film in Philly) Rocky-Würdigen Montage erstmal für uns entdecken wollen.
Und so macht es einfach Laune, zu sehen wie aus Billy, dem Runaway langsam aber sicher Shazam, der Superheld wird, den Levi mit all dem Spaß spielt, den man bei einer solchen Rolle erwarten düfte. Was Anknüpfungen an das bisherige DCEU angeht (ob es nun noch exisitert oder nicht) kann man übrigens festhalten, dass wir hier einige lockere Referenzen finden, wir aber drei Helden definitiv und 2 weitere auf jeden Fall implizit als "existent" in Shazams Universum festhalten können. Trotzdem fühlt es sich alles ziemlich natürlich an und wirft auf Grund des vergleichsweise "kleinen" Rahmens, in dem der Konflikt stattfindet, auch nicht unbedingt die Frage auf, warum keine Mitglieder der Justice League aktiv eingreifen. Der wahre Status Quo des "wer ist noch offiziell dabei und wer nicht?" (abgesehen mal von EINEM gesichtslosen Cameo) wird jedoch weiterhin wohl nur DC/Warner bekannt sein.
Zu guter letzt noch ein paar Worte zur Musik aus der Feder von Benjamin Wallfisch und zum Sounddesign: Neben einem Main-Theme für Shazam selbst, das angenehm heroisch daherkommt, bietet uns Wallfisch einige sehr atomosphärische Stücke und ansonsten viel Erwartbares. Leicht überdurchschnittliche Blockbusterkost mit einigen positiven Akzenten. Das Sounddesign hingegen macht richtig Freude, kommt mit knackiger Geräuschkulisse und immer wieder höchst immersiven Elementen daher. Insbesondere in ruhigeren Momenten merkt man zu einem Grad durchaus, dass Sandberg aus dem Horrorfach kommt - nicht etwa wegen der paar reingeschlichenen Jump-Scares, die definitiv vorhanden sind, sondern eben vor allem durch die starke Soundkulisse, mit der eben grade im Horrorgenre oft ein Film steht und fällt.
Fazit:
Shazam! ist ein ernsterer Film geworden, als die Trailer hatten vermuten lassen. Ja, er hat durchaus eine wunderbare Leichtfüßigkeit an sich, aber er nimmt dabei trotzdem seine Charaktere und deren Probleme ernst und liefert dabei zugleich einen vergleichsweise nachvollziehbaren und guten Schurken, dem Mark Strong, ohne übermäßigen Cheesefaktor, eine greifbare Bedrohlichkeit verleiht. Alles selbstredend im Rahmen moderner Blockbusterkost, aber durch das Herz der Story und die kompetente Regie gepaart mit der überdurchschnittlichen Musik und superbem Sounddesign gelingt es Shazam! von Anfang bis Ende nicht nur zu unterhalten, sondern uns auch einige wirklich emotionale Momente zu präsentieren, die mir ein wenig einen Kloß im Hals bescherten.
So wird aus Shazam! vielleicht der beste DC-Film seit Snyder ausgebootet wurde und definitiv der, bei dem ich, anders als bei Wonder Woman oder Aquaman, keine ernsthaften Probleme mit irgendwelchen seiner Elemente hatte. Von mir gibt es entsprechend
4/5 Hüte bzw. 8/10 Punkte
und die klare Empfehlung dem Film die Chance im Kino zu geben. Der Mix aus Jugendabenteuer, ein wenig Spider-Man Homecoming und moderner Blockbusteraction macht Spaß, berührt und entlässt einen mit einem zufriedenen Grinsen aus dem Kino.